Innenminister entsetzt
Hunderte Franzosen feiern Le Pens Tod
Die Nachricht über das Ableben des französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen hat in mehreren Städten Frankreichs zu spontanen Feiern auf offener Straße geführt. So manche Freuden-Kundgebung artete aus. Es kam auch zu Festnahmen.
In Paris seien es drei und in Lyon sieben Verhaftungen gewesen, teilte die Exekutive am Mittwoch mit. In beiden Städten und auch in Marseille hatten sich am Dienstag mehrere Hundert Menschen versammelt, um den Tod Le Pens zu feiern. Dabei wurden einige Feuerwerkskörper gezündet und Mülltonnen in Brand gesetzt. Unter anderem hatte die kleine linke Partei Nouveau Parti Anticapitaliste in sozialen Medien zu einer Versammlung auf dem Place de la Republique im Zentrum der Hauptstadt aufgerufen. Die Einladung war mit einem Smiley mit Partyhut versehen (siehe unten).
„Was für ein schöner Tag“
Dort prosteten sich Teilnehmer zu und hielten Transparente mit der Aufschrift „Was für ein schöner Tag“ oder „Der dreckige Rassist ist tot“ hoch. Mehrmals wurde lauthals die Frage gestellt: „Wo ist er?“ Woraufhin die Menge antwortete: „In der Hölle!“ „Ich bin froh, dass dieser Rassist tot ist. Er hat dem Land so geschadet. Obwohl ich hier nicht geboren bin, finde ich es wichtig, hier zu sein“, erklärte ein linker Aktivist gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Macron mit knapper Reaktion
Innenminister Bruno Retailleau reagierte entsetzt auf die Feierlichkeiten. „Nichts, absolut nichts rechtfertigt es, dass man auf einer Leiche tanzt“, postete der konservative Politiker auf der Kurznachrichtenplattform X (siehe oben). Staatspräsident Emmanuel Macron reagierte mit einer kurz gehaltenen Stellungnahme auf das Ableben des 96-jährigen Front-National-Gründers: „Als historische Figur der extremen Rechten hat er fast siebzig Jahre eine Rolle im öffentlichen Leben unseres Landes gespielt, die nun dem Urteil der Geschichte unterliegt.“ Er sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Premierminister François Bayrou nannte Le Pen eine „Figur des französischen politischen Lebens“. „Wenn man gegen ihn kämpfte, wusste man, was für ein Kämpfer er war.“
Schwieriges Verhältnis zwischen Vater und Tochter
Tochter Marine Le Pen erfuhr Medienberichten zufolge auf ihrer Rückreise aus dem Überseegebiet Mayotte im Indischen Ozean vom Tod ihres Vaters. Den Fischersohn aus der Bretagne verabschiedete sie mit einer in der französischen Seefahrt gebräuchlichen Formulierung: „Ein ehrwürdiges Alter hatte den Krieger genommen, aber uns unseren Vater zurückgegeben. Guten Wind, gutes Meer, Papa“, schrieb die 56-Jährige ebenfalls auf X.
Das Verhältnis zwischen der rechten Führungsikone und ihrem Vater war jahrelang schwierig gewesen. Marine Le Pen, die die Partei übernommen hatte, wollte sie „entdiabolisieren“ und bis in die gesellschaftliche Mitte hinein wählbar machen. Dafür brach sie politisch mit ihrem Vater, der letztlich aus der Partei ausgeschlossen wurde. Der Front National benannte sich in Rassemblement National um.
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