Kühle Antwort. Nein, von heißer Liebe sind FPÖ und ÖVP, die zwei jetzt um eine gemeinsame Regierung ringenden Parteien und vor allem deren Chefs, Herbert Kickl und Christian Stocker, noch ein ordentliches Stück weit entfernt. Auf die recht frostige Einladung Kickls an die ÖVP vom Dienstag antwortete gestern Stocker auch recht unterkühlt. Er nahm vor allem den von Kickl mehrfach strapazierten Faden des „ehrlichen Regierens“ auf. Die FPÖ müsse ehrlich beantworten, ob Österreich ein konstruktiver und verlässlicher Teil der EU sei, ob Österreich das Staatsganze über Parteiinteressen stellen solle und ob es sich an der freien Welt oder der Diktatur orientieren soll. Es ginge der ÖVP vor allem darum, ob die FPÖ dazu bereit sei, Verantwortung für alle Menschen zu übernehmen. Zunächst werden also von beiden Seiten rote Linien gezogen. Aber bei leichtem Tauwetter zwischen den Verhandlern werden diese Linien auch verschwimmen.
Zweite Chance. Es waren keine zwei Monate, in denen Alexander Schallenberg als Bundeskanzler Österreich regierte. Jetzt kommen noch ein paar Tage, eher werden es wohl Wochen sein, dazu – ehe die Polit-Karriere des Diplomaten endet. Denn der 55-Jährige hat schon angekündigt, in einer von Herbert Kickl geführten Regierung nicht mehr als Minister zur Verfügung zu stehen. Die politische Laufbahn des jetzt von Bundespräsident Van der Bellen nominierten Übergangskanzlers ist eng mit dem Präsidenten verwoben. Manche sagen etwas despektierlich: Die beiden verstehen sich schon deshalb, weil sie „Tschick-Brüder“ sind. Sowohl der Präsident wie auch der zweifache Kanzler gelten als nikotinsüchtig. Und hinter der Tapetentür in der Hofburg werden alle Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden außer Kraft gesetzt, wenn es den Präsidenten nach Zigaretten gelüstet. Wenn er dann auch noch einen Gesprächspartner hat, der dieses Laster teilt, dann versteht man sich besonders gut… Schallenbergs Politiker-Karriere startete 2019 in dem von Van der Bellen zusammengestellten Bierlein-Beamtenkabinett. Als Einziger aus dieser Regierung „überlebte“ Schallenberg und wurde in die zweite Kurz-Regierung übernommen. Als Kurz abtreten musste, zog der Adelsspross selbst ins Kanzleramt ein. Rund um Lockdown und Corona-Impfpflicht agierte der Diplomat aber wenig diplomatisch. So bleibt Schallenbergs erste Kanzlerschaft als wenig glamourös in Erinnerung. Jetzt hat er eine zweite Chance.
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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