„Hallo Mama, ich habe eine neue Nummer ...“ – solch eine Whatsapp-Nachricht wurde von einer internationalen Betrügerbande an Zigtausende Handybesitzer versendet. Die Absender spielten eine Notlage vor und baten um Geld. Auch eine 57-jährige Salzburgerin fiel darauf rein, doch sie kann aufatmen. Das von ihr überwiesene Geld wurde von Wiener Polizisten zufällig bei zwei jungen Niederländern im Auto gefunden.
„Können Sie uns bitte erzählen, wie Sie darauf reingefallen sind?“, fragt die Richterin im Wiener Landl eine 57-jährige Salzburgerin. Die Frau seufzt: „Ich hatte zu der Zeit einen massiven Bandscheibenvorfall, musste starke Schmerzmittel nehmen, war emotional belastet. Da kam diese Nachricht von meinem Sohn. Ich dachte, dass er Vertrag gewechselt und eine neue Nummer hat. Das kam mir nicht unlogisch vor“, erinnert sich die Zeugin. „Er studiert Wirtschaft in Wien und hat eine kleine Firma, für die ich schon einmal etwas vorgestreckt habe. Also habe ich gezahlt.“
Drei Überweisungen, dann dämmerte es
Insgesamt drei Überweisungen tätigt das Opfer, ehe ihr dämmerte: „Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen.“ Ein Verdacht, der sich durch einen Anruf beim echten Sohn, auf dessen alter Nummer, bestätigte. Jetzt war ihr klar: Sie ist einer Massen-Betrugsmasche auf den Leim gegangen – 5519,88 Euro waren futsch.
Mehrere Handys und 7000 Euro im VW
Zumindest vorerst. Die 57-Jährige hat mehr Glück als die meisten Betrugsopfer. Zwei junge Täter aus der international agierenden kriminellen Organisation flogen in Wien bei einer Verkehrskontrolle zufällig auf. Die Beamten wurden stutzig, weil im Wagen der zwei Niederländer mehrere Handys und 7000 Euro lagen. Von den Geräten sind 16.000 Fake-WhatsApp-Nachrichten verschickt worden. Genutzt wurde dafür eine spezielle Software.
Mein Mandant ist kein großer Mafioso, vielmehr war er ein Laufbursche, der in den Niederlanden noch bei seiner Mama wohnt.
Roland Friis verteidigte
Bild: Jöchl Martin
Seit 15. Mai sitzen der 20- und der 24-Jährige seither in U-Haft. Am Donnerstag wird ihnen der Prozess wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs gemacht, angeklagt von der WKStA. In der Verhandlung, die auch ein Beamter des Bundeskriminalamts verfolgt, wird rasch klar: Zugegeben wird nur das, was tatsächlich nachgewiesen wurde.
Aufträge kamen via Telegram und SnapChat
Weitere Mittäter und Hintermänner wollen die Angeklagten aus Den Haag nicht kennen. „Ich habe die Aufträge via Telegram bekommen“, sagt der Jüngere, dass er vorgefertigte Nachrichten verschickt habe. Dafür habe er insgesamt 5000 Euro bekommen.
Der Zweitangeklagte sagt aus, dass er die Rolle eines Aufpassers innehatte. Damit die Inhaber jener Konten, auf die Opfer Beträge überwiesen haben, nicht mit der Beute abhauen. Sein Auftraggeber habe auf SnapChat den Namen „mafia.at“ getragen.
„Mein Mandant ist kein großer Mafioso“, sagt Roland Friis, Verteidiger des Erstangeklagten, „vielmehr war er ein Laufbursche, der noch bei seiner Mama wohnt.“ Und sich mit den Einnahmen seine Drogensucht finanzieren wollte.
Täter wurden nach Prozess enthaftet
Die Richterin verurteilt den 20-Jährigen zu 18 Monaten Haft, davon sechs unbedingt. Der Ältere fasst 21 Monate Haft, davon sieben fest, aus. Den unbedingten Teil hat das Duo bereits in der U-Haft verbüßt. Die jungen Männer werden noch im Gerichtssaal enthaftet und wollen so rasch wie möglich zurück in die Niederlande.
Die Salzburgerin darf sich freuen: Der Schaden wird ihr von dem im Auto beschlagnahmten Geld ersetzt.
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