Der Countdown zur Handball-WM in Kroatien, Dänemark und Norwegen läuft! Ehe er sich ab 14. Jänner ins Tor der österreichischen Auswahl stellt, sprach Constantin Möstl mit krone.at über den Erfolg bei der EM im Vorjahr, den Wechsel in die deutsche Bundesliga, die Auszeichnung zu Österreichs Aufsteiger des Jahres sowie die Erwartungen an das bevorstehende Großereignis.
„Krone“: 74 gehaltene Bälle bei der Handball-EM, der Wechsel nach Deutschland zu Lemgo Lippe und nun im Oktober die Auszeichnung zu Österreichs Aufsteiger des Jahres. Hinter dir liegt ein ereignisreiches Jahr, das dir wie in Erinnerung bleibt?
Möstl: 2024 kann man nur mit einem Wort zusammenfassen: unglaublich. Mit der EM hat es begonnen und auch in Deutschland läuft es ziemlich gut. Dass ich dann noch bei der Sportlerwahl zum Newcomer des Jahres gewählt wurde, ist schon etwas ganz Besonderes. Als Handballer denkst du nicht, dass du dort jemals stehen darfst. Das ist einfach nur surreal.
Seit Sommer stehst du für den TBV Lemgo Lippe im Kasten. Ein großer Schritt in deiner Karriere ...
Anfangs war es natürlich eine Umstellung, ich musste mich schon erst einmal daran gewöhnen, nicht mehr in Österreich zu leben. Jedoch habe ich den perfekten Verein gefunden. Einerseits habe ich den Huti (Lukas Hutecek, Anm.) an meiner Seite, der mir extrem geholfen hat, mich in die Mannschaft einzugliedern. Außerdem sind wir im Team alle ungefähr im gleichen Alter, haben denselben Schmäh. Ich spiele mit Freunden, die einfach eine Gaudi haben, die Bock haben, Handball zu spielen. Das ist der Grund, weshalb ich mich hier so wohlfühle, weshalb es aktuell so gut läuft.
Mit 134 Paraden liegst du aktuell auf Rang acht der deutschen Torhüter-Tabelle, bei Lemgo bist du längst zum Fan-Liebling avanciert. Wohin geht die Reise mit dem neuen Verein?
Ich bin ein Träumer und würde natürlich gerne in der Europa League spielen. Dennoch müssen wir realistisch bleiben, aktuell ist das kein Thema, das gibt das Budget einfach nicht her. Ich habe allerdings auch keinen Druck, das ist sehr angenehm. Wenn es am Ende der Saison für die Top-6 reicht, nehmen wir das natürlich mit, wenn wir am Ende Zehnter sind, ist das auch okay. Die Bindung zum Verein ist jedenfalls sehr groß – vielleicht nicht auf persönlicher Ebene, aber das familiäre Verhältnis in der Mannschaft hilft mir enorm weiter.
Anfang Oktober wurdest du zu Österreichs Aufsteiger des Jahres gekürt. Welchen Stellenwert hat die Auszeichnung für dich?
Ich habe über Instagram erfahren, dass ich für irgendeine Sportlerwahl nominiert wurde und habe meiner Mama daraufhin einen Screenshot geschickt und sie gefragt, ob es sich dabei denn wirklich um DIE Sportlerwahl handelt. Erst als wir es gegoogelt haben, bekamen wir die Bestätigung. Anfangs fand ich es einfach cool, dabei sein zu dürfen, als ich dann dort war, war mir allerdings klar: Das Ding will ich gewinnen. Obendrein auf Sport-Größen wie Stefan Kraft, Dominic Thiem oder David Alaba zu treffen, die dich behandeln, als wärst du einer von ihnen, war schon extrem cool. Dass ich als Handballer die Trophäe gewinnen konnte und wie groß diese Auszeichnung ist, habe ich erst nach ein paar Tagen realisiert. Ich bin unglaublich dankbar und auch sehr stolz.
Mit dem Vier-Nationen-Turnier habt ihr euch in Polen den letzten Schliff für die WM geholt. Wie schön ist es für dich, wieder im ÖHB-Trikot auf dem Parkett zu stehen?
Das ist immer etwas Besonderes! Ich freue mich jedes Mal, all die Leute zu sehen, wir sind alle sehr gut befreundet. Die Situation ist für mich diesmal allerdings eine andere als noch in den vergangenen Jahren. Mittlerweile kann ich der Mannschaft wirklich helfen und habe bereits gezeigt, dass ich das kann. Dadurch lastet mehr Druck auf meinen Schultern. Habe ich vor ein paar Jahren noch gehofft, ein paar Einsatzminuten zu bekommen, erwarten sich die Fans heute eine Parade nach der anderen.
Der Druck ist gewachsen – ebenso der Hype um Constantin Möstl. Ein Faktor, der beflügelt?
Es ist ein Geben und Nehmen. Die Fans und das Team erwarten keinen Hop-oder-Drop-Möstl, sondern einen konstanten, einen, der ihnen die Spiele auch gewinnt. Der Druck ist dadurch viel größer – auch von mir selbst. Nichtsdestotrotz sind wir immer noch Österreich. Die EM im Vorjahr war geil, wir müssen jedoch am Boden bleiben und von Spiel zu Spiel schauen. Ich weiß, dass nicht immer alles funktionieren wird und ich nicht in jedem Spiel meine beste Leistung abrufen kann. Gewünscht wird das allerdings, ich muss folglich lernen, mit dem Druck umzugehen.
Die Fans und das Team erwarten keinen Hop-oder-Drop-Möstl, sondern einen konstanten, einen, der ihnen die Spiele auch gewinnt.
Constantin Möstl
Bild: GEPA pictures
2024 habt ihr gegen Spanien, Deutschland, Kroatien und Co. für zahlreiche Sensationen gesorgt. Ein Erfolg, der nach einem Jahr wie präsent in euren Köpfen ist?
Auf einem emotionalen Level war die EM für uns alle das Größte, was wir bislang mit dem Nationalteam erreicht haben. Daran wollen wir anknüpfen, was keineswegs einfach wird, da wir die Latte 2024 so hochgelegt haben. Es war ein außergewöhnliches Turnier, bei dem einige Spieler überperformt haben. Überbleiben erstens mehr Druck, zweitens schöne Erinnerungen und drittens der Push, erneut dorthin zu kommen.
Österreich ist damals als Gruppen-Underdog in die Hauptrunde eingezogen. In Kroatien trefft ihr auf Katar, Kuwait und Frankreich. Drei Nationen, gegen die wie viel möglich ist?
Grundsätzlich müssen wir den zweiten Platz in der Gruppe anstreben. Wenn wir eine gute Vorrunde spielen, in den Flow kommen und erneut diesen Spaß finden, ist einiges möglich.
Wie weit wird die Reise gehen?
Wenn alles gut läuft, sehe ich uns im Viertelfinale.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.