450 Euro mehr

„Politik hätte Hebel gegen höhere Stromkosten“

Wirtschaft
10.01.2025 10:25

Das heurige Jahr wird die Österreicher wieder teuer kommen – und den Anfang machen die Strompreise: „Die E-Control geht von mehreren hundert Euro an Mehrkosten im Jahr für die Haushalte aus“, sagt Verbund-Chef Michael Strugl. Der Grund ist etwa das Ende der Stromkostenbremse. Die Politik hätte es aber in der Hand, die Kosten zu senken.

Konkret muss ein durchschnittlicher Haushalt in diesem Jahr mit einer Mehrbelastung von 450 Euro rechnen. Strugl: „Das wird beim Verbund ähnlich sein, da wir ja österreichweit Strom anbieten.“ Die Ursache für die Verteuerung ist aber nicht, dass der Strompreis jetzt höher ist als vor einem Jahr. Strugl: „Die Stromrechnung steigt aufgrund der Netzkosten und des Auslaufens der Strompreisbremse.“ Am Höhepunkt der preislichen Verwerfungen hatte die alte Regierung auch Ökostrompauschale und -beiträge auf das EU-Mindestniveau gesenkt. Doch seit Jänner gelten wieder die höheren Sätze. Strugl: „Und die Netzkosten steigen auch. Das ist seit Beginn des Jahres für die Stromkunden so. Dadurch wird es teuer und nicht, weil der Energie-Preis gestiegen ist.“

Verbund senkte die Preise im Vorjahr zweimal
Der Verbund ist der in Österreich größte Alternativanbieter von Strom zu den Landesenergieversorgern und beliefert in Summe „knapp unter 500.000 Zählpunkte“, so Strugl – von Haushalten über Gewerbebetriebe bis hin zur Industrie. Strugl betont aber: „Der Verbund hat den Energiepreis im letzten Jahr zweimal gesenkt. Wir sind nicht die billigsten, aber auch nicht die teuersten, sondern liegen bei den Preisen im guten Mittelfeld.“ Ziel sei es, „den Kunden langfristig einen Preis anzubieten und nicht kurzfristig die Preise zu ändern“. Sollten die Großhandelspreise wieder fallen, werde es daher auch etwas länger dauern, bis der Verbund die Senkungen an die Kunden weitergibt.

Verbund-Generaldirektor Michael Strugl: „Preiserhöhungen sind von uns derzeit nicht geplant.“ (Bild: Bartel Gerhard/Gerhard Bartel)
Verbund-Generaldirektor Michael Strugl: „Preiserhöhungen sind von uns derzeit nicht geplant.“

Derzeit liegen auch die Strom-Großhandelspreise deutlich über dem Stand von vor einem Jahr. Strugl beruhigt immerhin, was die reinen Energiekosten anbelangt: „Preiserhöhungen sind von uns derzeit nicht geplant.“

Enorme Steuern und Abgaben auf Energie
Freilich: Die Politik hätte, so der Verbund-Chef, einen einfachen Hebel, um die Stromkosten für die Haushalte zu senken: „Wenn Sie auf Ihre Stromrechnung schauen, werden Sie feststellen: Mehr als 30 Prozent dieser Rechnung besteht aus Steuern und Abgaben. Wenn die Politik möchte, kann sie sofort die Stromrechnung günstiger machen, indem sie Steuern und Abgaben senkt. Wir zahlen eine Gebrauchsabgabe, eine Ökostrompauschale, Ökostrombeiträge, eine Energie-Abgabe und auf alles drauf – die Energie und Netzkosten – eine Umsatzsteuer. In Summe macht das 30 bis 31 Prozent der Stromrechnung aus.“

Im Klub der Wirtschaftspublizisten stellte Strugl am Donnerstag auch klar, was er sich von einer neuen Regierung erwartet, nämlich am Ziel der Dekarbonisierung festzuhalten: „Wenn so ein Ziel kassiert wird und das wieder verändert wird, bedeutet das, dass wir mitten am Weg andere Rahmenbedingungen bekommen. Wenn man ständig etwas ändert, macht man den Unternehmen Schwierigkeiten, denn Investitionsplanungen sind langfristige Planungen.“

Investitionsbedarf im Energiesektor von 100 Milliarden Euro bis 2040
Für Strugl ist klar: „Egal, wer regiert – an einem Ausbau von Erzeugung, Netzen und Speichern führt kein Weg vorbei. Bis 2024 liegt der Investitionsbedarf im Energiesektor bei mehr als 100 Milliarden Euro für den Ausbau der Kraftwerke, Erzeugungsanlagen und Speichern. Es ist viel Geld, das wir hier stemmen müssen.“ Diese Ausgaben würden Österreich aber auch unabhängiger machen und stellen „ein großes Konjunkturprogramm“ dar. „Wir sind in einer Rezession und können mit diesen Investitionen einen Beitrag zur Konjunkturbelebung leisten. Das ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll.“

Freilich versteht der Manager auch die Klagen aus der Industrie, die den knappen Zeithorizont für die anvisierte Klimaneutralität bis 2040 kritisiert. Die EU gibt dieses Ziel erst für 2050 aus, Deutschland für 2045. Strugl: „Ich verstehe, dass die Industrie sagt: 2040 kommt uns zu schnell, warum diese Ambition? Ich kann nachvollziehen, dass die Industrie da kritisch ist. Aber: Irgendwann muss man sagen, was Sache ist. Wenn man ständig etwas ändert, kriegt man Probleme.“

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