Das „theatralische Jahrhundertgenie“ Otto Schenk ist tot. Mit ihm hat sich Donnerstagfrüh nicht nur ein gefeierter Publikumsliebling, sondern auch ein Beobachter und Kommentator von uns verabschiedet, der stets pointierte Stellungnahmen parat hatte. Lesen Sie hier die besten Zitate aus dem Leben des Schauspielers und Regisseurs.
Bescheidenheit gehörte zu den Tugenden Schenks, denn einmal meinte er auf die Frage nach seinem Talent: „Ich habe nie wirklich an mein Talent geglaubt, ich wollte immer mehr haben, eine schönere Stimme, ein brillanteres Auftreten, überhaupt wollte ich viel geschickter und eleganter sein.“ „Ich bin ein embryonales Talent. Was ich als Embryo nicht konnte, hab ich nie dazugelernt.“
Schenk über den Schauspieler: „Der Schauspieler ist extrovertiert, daher kommen seine Schwächen zutage.“ „Schon als Kind, noch bevor ich das Theater kannte, war das Leben für mich eine Art Schauspiel. (...) Schließlich konnte ich meine Sucht, etwas darzustellen und nachzumachen, nur an einem Ort ausleben: am Theater.“ „Ich habe immer gewusst, dass ich Schauspieler werden wollte. Nur was es genau ist, weiß ich bis heute nicht.“
Seine Gedanken über das Theater: „Das Grausame des Theaters ist, dass die Sachen haltbar und wiederholbar gemacht werden müssen.“ „Meiner Ansicht nach ist das Mitleiden eine der wichtigsten Komponenten des Theaters.“ „Ans Theater ging ich mit dem Bestreben, berühmt zu werden, aus keinem anderen Grund. Ich hätte es als Versagen empfunden, nur dabei zu sein.“
„Ich habe gleich im ersten Jahr bemerkt, dass der Josefstadt-Direktor kein Schreibtischtäter sein kann, sondern ich musste an vorderster Front mittun. Ich musste Hauptrollen spielen, Regie führen und von der Bühne aus das Theater reformieren.“ „In der Josefstadt haben die Schauspieler geplaudert, weil die Probe noch nicht angefangen hat, und dann hat die Probe angefangen und sie haben weiter geplaudert.“
Nicht nur das Theater, auch die Oper war ihm sehr wichtig, wo Schenk als Regisseur Weltkarriere gemacht hat: „Es hat in meinem Kopf nicht nur einen Theaterrausch, sondern auch immer einen Opernrausch gegeben. Ich habe seit jeher Sehnsucht nach der Musik gehabt – und immer das Gefühl, ich kann nichts. Ein Jongleur kann jonglieren, ein Geiger kann Geige spielen, aber was kann ich? Ich kann reden, das können alle anderen auch; ich kann schreien, das können nicht so viele, aber Babys können das ganz gut. Und Sänger können singen. Und so habe ich mich durch das Hintertürl Regie in diesen goldenen Käfig eingeschlichen, wo die Schauspieler etwas Wunderbares können: Singen!“
Sein Erfolgsgeheimnis? „Ich bin nur fleißig, weil ich weiß, dass es mir fürchterlich auf den Schädel fällt, wenn ich es nicht bin.“ „Man darf nicht glauben, dass man so gut ist, wie man glaubt, dass man ist.“ „Ich bin nicht auf Publikumsreaktionen aus, aber sie überraschen mich angenehm. Ich weiß, dass eine Stille etwas bedeutet, und ich weiß, dass ein Lacher etwas bedeutet.“ „Mich überrascht jede Art von Erfolg. Es hat mich schon überrascht, dass meine Frau mich mochte.“
Schenk hatte nie Probleme mit dem Älterwerden: „Ich wollte immer alt werden – das hat sich sehr gegeben.“ „Ich hab mich zum ersten Mal alt gefühlt, wie mir als Kind der Lutscher nicht mehr geschmeckt hat.“ „Wie man so alt wird? Ich habe mich jahrelang ausschließlich von krebsfördernden Dingen ernährt.“ „Das Alter stellt einen vor Aufgaben, für die man nicht geübt ist.“ „Ich empfinde das Alter als Rückentwicklung zum Kind.“ „Bühnenpräsenz gibt es überhaupt keine mehr. Wenn man nicht mehr gehen kann, kann man nicht Theater spielen.“
„Es ist sehr schön, dabei zu sein, und es ist eine große Gnade, dass man so viel überleben durfte. Im Krieg hat man an jedem Abend gejubelt, dass man noch am Leben war, und bei jedem Brief, der gekommen ist, dass wer anderer noch am Leben war.“
Im großen „Krone“-Interview mit Conny Bischofberger zu seinem 90. Geburtstag im Jahr 2020 drehten sich einige Fragen auch um das Thema Sterben. Ob er denn Angst vor dem Tod hat? Nein, je älter ich werde, desto vertrauter wird er mir eigentlich. Ich habe ihn deshalb nicht lieber, das kann ich nicht sagen. Aber es macht mir nichts aus, dass er da im Raum ist mit mir, das Corona unterm Arm. „Das Furchtbare ist ja nicht das eigene Sterben, sondern das Weggehen von Menschen, die man liebt.“ Was man einmal über ihn sagen sollte? „Was man will. Es ist mir eigentlich ganz egal.“
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