„Nur zum Schaden“

Signa Holding bei Kauf von Selfridges schon pleite

Wirtschaft
09.01.2025 13:43

Signa-Prime-Insolvenzverwalter Norbert Abel kritisiert ehemalige Verantwortliche der Gesellschaft für Transaktionen rund um den Kauf der britischen Warenhauskette Selfridges Ende 2021 und 2022. Wie aus einem Anwaltsschreiben hervorgeht, trat die Prime in Verträge der Signa Holding ein, „die offensichtlich nicht in der Lage“ war, den Kauf zu stemmen. 

Abel berichtet von Folgevereinbarungen zwischen den Signa-Firmen, die ausschließlich zum Schaden der Prime gewesen seien. Konkret erwarb die Signa Prime damals die Gesellschaft der Selfridges-Trophy-Immobilien in London und Manchester, wobei die Akquisition des Hälfteanteils an der britischen Selfridges Group und damit der Einzelhandelssparte durch die Signa Holding erfolgte.

Signa Prime gab maroder Holding Monster-Kredit
Zur Finanzierung habe die Signa Prime der Holding einen Kredit über rund 463 Millionen Euro gewährt – Geld, das seitens der Holding Ende 2022 zurückgezahlt werden sollte, aber von der damals laut Abel „materiell insolventen“ Firma nicht aufgebracht wurde.

Abel: Geldverschiebungen für „Clean-up“ der Bilanz
Um den Kauf der Immobiliengesellschaft zu finanzieren, beschlossen die Eigentümer der Prime laut Masseverwalter eine Kapitalerhöhung. Diesbezüglich hätte dem Vorstand „schon zu diesem Zeitpunkt“ klar sein müssen, dass das neu zugeführte Kapital wegen der Kreditvereinbarung „zu einem erheblichen Teil“ wieder an die Holding fließen werde. Um die fälligen Kredite „aus den Büchern der Signa Holding zu bekommen“, habe die Prime im Dezember 2022 wiederum in „einer verschachtelten und komplexen, mehrstufigen Transaktion“ zwei Finanzierungsgesellschaften der Holding erworben, deren Kaufpreis „mit den ausstehenden Kreditforderungen“ aufgerechnet worden sei.

Ein „Clean-up“ der Holding-Jahresbilanz sei dabei „einziger Zweck“ dieser Transaktionen gewesen, moniert Abel. Für die Prime habe es „keinerlei operativen oder betriebswirtschaftlichen Nutzen“ gegeben. Mehr noch hätten die Käufe der beiden Gesellschaften – laut Abel vorwiegend Finanzierungsvehikel innerhalb der Gruppe – der Prime zum „ausschließlichen Schaden“ gereicht. „Kein außenstehender Dritter hätte für derartige Gesellschaften (...), einen ernst zu nehmenden Betrag bezahlt.“ Es sei daher offenkundig, dass der Vorstand sich nicht mit dem Wert der erworbenen Anteile, den Auswirkungen der Transaktion auf die Liquidität der Prime „oder sonstigen, relevanten Informationen“ auseinandersetzte, so das Urteil Abels.

Kritik an ehemaligen Aufsichtsräten
Auch mit den Ex-Aufsichtsräten der Prime, darunter dem früheren Aufsichtsratschef und ehemaligen SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer, geht Abel rund um die Geldverschiebungen hart ins Gericht. Etwa sei der Genehmigung, in Verträge der Holding einzutreten, „keinerlei Diskussion im Aufsichtsrat“ vorangegangen, „sie wurde vielmehr einfach ,durchgewunken‘“. Ebenso sei seitens des Kontrollorgans nicht erörtert worden, warum die Holding die „Geschäftschance“ (durch den Kauf der Selfridges-Immobilien, Anm.) an die Prime abgeben würde.

Gusenbauer saß bis vor knapp einem Jahr den Aufsichtsräten der wichtigsten Benko-Unternehmen vor: Er präsidierte über viele Jahre und bis zum Zusammenbruch die Kontrollorgane der Signa Prime Selection sowie der Signa Development Selection AG. Beide Kerngesellschaften des vorsätzlich undurchsichtig gebauten Signa-Konzerns sind seit Ende 2023 insolvent, die Schulden summieren sich auf einen zweistelligen Milliardenbetrag – wir berichteten.

Die Kritik am Management, wonach es sich angesichts des Erwerbs der Finanzierungsgesellschaften um einen „unzulässigen Kreditvertrag“ handle, richtet Abel letztlich gleichermaßen an den Aufsichtsrat, der die Transaktionen nachträglich genehmigte. Denn auch dieser habe sich nicht ordentlich mit den Konsequenzen für die Prime befasst: „Nicht eine einzige diesbezügliche Frage wäre dokumentiert“, heißt es in dem Anwaltsschreiben.

Signa-Anteile mittlerweile verkauft
Mittlerweile wurden die Signa-Anteile an der Selfridges Group verkauft. Seit Oktober 2024 gehören dem saudi-arabischen Public Investment Fund (PIF) 40 Prozent und die überwiegende Mehrheit (60 Prozent) der thailändischen Central Group. Die Eigentumsverhältnisse gelten dabei sowohl für die operativen Gesellschaften wie auch für die Immobiliengesellschaften der Warenhausgruppe.

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