Kann man guten Geschmack kaufen? Ja, wenn man die besten Künstler seiner Zeit beauftragt und das nötige Kleingeld besitzt. Davon überzeugen, kann man sich in den Prunkräumen der Albertina in Wien. Hier residierten einst Maria Theresias Lieblingstochter, der „Sieger von Aspern“ und ein Molkereiunternehmer.
In jenem Palais, das heute als Albertina bekannt ist, und das mit seinen Kunstausstellungen Besucher aus aller Welt anzieht, wohnte früher der reichste Zweig der an sich schon sehr reichen Habsburger. Bis zum Untergang der Habsburgermonarchie im Jahr 1918 war die Albertina unter dem Namen „Palais Erzherzog Albrecht“ bekannt.
Hier lebte die sogenannte „Karl-Linie“ der Habsburger, benannt nach jenem Erzherzog Karl, dem Sieger von Aspern, der Napoleon im Jahr 1809 die erste Niederlage auf dem Schlachtfeld zufügte.
Erzherzog Karl wiederum hatte das Palais, samt allen Sammlungen, von seiner kinderlosen Tante geerbt. Diese war Erzherzogin Maria Christina, die Lieblingstochter von Landesmutter Maria Theresia. Nur ihr gestattete die strenge Regentin eine Liebesheirat. Maria Christina heiratete Albert von Sachsen-Teschen. Er baute die Kunstsammlungen aus, weshalb wir heute bei diesem Museum und seinen Sammlungen von der „Albertina“ sprechen.
Die „Butterkaiser“ und der „Rahmreiche“
Diese „Karl’schen“ Habsburger – genau: Erzherzöge von Österreich-Teschen – waren wesentlich reicher als die regierende Linie der Dynastie. Sie hatten riesige Besitzungen und zahlreiche Unternehmen, darunter die erzherzoglichen Molkereibetriebe: Die bekannte „Teebutter“ leitet sich etwa von der ehemaligen Marke T.E.E. ab, „Teschener Erzherzogliche Erzeugnisse“.
Das letzte Oberhaupt dieses Habsburger Zweiges, der beliebte Erzherzog Friedrich, Feldmarschall und Heerführer im Ersten Weltkrieg, erhielt von den Soldaten den Beinamen „der Rahmreiche“ – schließlich versorgten seine Betriebe die k. u. k. Armee mit Milchprodukten. Friedrich war quasi der „Butterkaiser“ der Habsburger.
Seide an der Wand, kostbare Parkette und eine exquisite Einrichtung
Im frühen 19. Jahrhundert stattete diese reiche Linie des Hauses Habsburg die Repräsentationsräume ihres Palais auf der Augustinerbastei nach der neuesten Mode aus. Die besten Künstler und Handwerker ihrer Zeit designten die Prunkräume, spannten feinste Seide aus Lyon über die Wände, verlegten kostbare Parkette und lieferten die schönsten Möbel. Herausgekommen sind die feinsten Räume im Stil des Klassizismus, die weit und breit zu finden sind.
Erbaut 1744 unter Maria Theresia und bewohnt von der „Karl“-Linie des Hauses Habsburg, gingen Gebäude und Sammlungen im Jahr 1919 in den Besitz der Republik Österreich über. Die Albertina beherbergt heute die weltberühmte „Grafische Sammlung“; im ehemaligen „Palais Erzherzog Albrecht“ werden laufend große Kunstausstellungen gezeigt.
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