Ein Durchbruch in der Antarktisforschung ist jetzt einem europäischen Forscherteam gelungen. Die Wissenschaftler bohrten fast 2,8 Kilometer tief und bargen einen mindestens 1,2 Millionen Jahre alten Eiskern. Dieser soll Aufschluss über die Entwicklung der Atmosphäre und des Klimas der Erde geben.
Bei dem am Projekt beteiligten Alfred-Wegener-Institut (AWI) spricht man von einem „historischen Meilenstein“ für die Klimaforschung. Der bisher längste durchgehende Eisbohrkern, der im Jahr 2004 ebenfalls in der Antarktis geborgen worden war, reichte demnach etwa 800.000 Jahre zurück.
Der neue Eisbohrkern ist 2,8 Kilometer lang und wurde bei einem von der EU-finanzierten Projekt in einem Eisdom auf dem zentralantarktischen Plateau in einer Höhe von 3200 Metern über dem Meer erbohrt. Die Analyse derart alter Eisschichten erlaubt Rückschlüsse auf die weltweite Klimageschichte, etwa den Wechsel zwischen Warm- und Eiszeiten.
Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse
Der Abstand zwischen wiederkehrenden Eiszeitzyklen wuchs laut AWI in der Zeit vor 800.000 bis 1,2 Millionen Jahren plötzlich deutlich. Warum dies so war, sei „nach wie vor eines der größten Rätsel der Klimawissenschaft“. Die Analyse des neuen Bohrkerns solle dieses nun lüften. Die Erkenntnisse seien auch für das Verständnis künftiger Entwicklungen des Erdsystems bedeutsam.
Die Bohrkerne wurden inzwischen in speziell konstruierten Kühlcontainern auf einem italienischen Forschungseisbrecher nach Europa transportiert. Im Frühsommer sollen sie im Eislabor des AWI in Bremerhaven eintreffen, um dort weiterbearbeitet und analysiert zu werden.
Bohrkern reicht bis zum Grundgestein
Vorläufige Analysen deuten dem AWI zufolge darauf hin, dass die oberen 2480 Meter des Eisbohrkerns eine „hochauflösende“ Klimaaufzeichnung enthalten, die bis zu 1,2 Millionen Jahre zurückreicht. Je bis zu 13.000 Jahre sind dabei in einem Meter Eis komprimiert. Darunter folgt stark deformiertes, möglicherweise durchmischtes oder wieder eingefrorenes noch älteres Eis unbekannter Herkunft. Insgesamt reicht der Bohrkern bis zum Grundgestein.
Die Stelle für die insgesamt mehr als 200 Tage dauernde Bohrung in den Eisdom wurde sorgfältig gewählt. Die Forschenden modellierten im Voraus den Gletscherfluss und prüften den Untergrund nach eigenen Angaben mit moderner Radio-Echolot-Technologie. Anspruchsvoll ist auch der weitere Umgang mit den Bohrkernstücken – sie müssen permanent auf minus 50 Grad Celsius gekühlt werden.
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