Sie gelten als „ewige Verlierer“. Doch vor dem Start der NFL-Play-offs an diesem Samstag gelten drei Teams, denen dieser Malus anhaftet, als heiße Kandidaten für den Super Bowl. Zusammen warten die Buffalo Bills, Minnesota Vikings und Detroit Lions seit 194 Saisonen auf den Titel in der besten Football-Liga der Welt, heuer gewann das Trio bisher allerdings 42 seiner 51 Partien.
Gehaltsobergrenze, NFL Draft, zumindest ein etwas nach Stärke gewichteter Spielplan nach dem Abschneiden des Vorjahres – in der National Football League ist eigentlich alles darauf ausgerichtet, dass die Stärke der Teams immer im Fluss bleibt, alle Mannschaften einmal in den Kreis der Titelanwärter rotieren.
Doch durch schlechtes Management, Verletzungen oder unglückliche Trainerwahl gibt es einige Klubs, die regelrecht verflucht scheinen. Darunter befinden sich auch die Bills, die Vikings und die Lions, die nicht nur unter einer nahezu ewig titellosen Zeit leiden, sondern in dieser durch dramatische Niederlagen oder historische Negativrekorde zusätzlich traumatisiert wurden.
Vier Super-Bowl-Pleiten in Folge
Die Buffalo Bills etwa sorgten in den 90ern für ein besonders trauriges Unikum. Zwischen 1991 und 1994 stand das Team aus New York viermal in Serie im Super Bowl – und verlor immer. Besonders traumatisch war dabei die erste Niederlage gegen die New York Giants. Acht Sekunden vor Ende vergab Scott Norwood ein Field Goal aus 47 Yards, damals freilich alles andere als ein Selbstläufer, das zum Sieg gereicht hätte. Ein Ereignis, das in den Köpfen der Bills-Fans weiterlebt, sogar den Film „Buffalo 66“ inspirierte.
Auch in den letzten Jahren galten die Bills ständig als heißer Anwärter auf den erlösenden ersten Super-Bowl-Titel. Mit Josh Allen haben sie einen der besten Quarterbacks der Liga, stießen jedoch auf ein neues Trauma in Form der Kansas City Chiefs. Dreimal in den letzten vier Saisonen unterlag Buffalo in den Play-offs seiner Nemesis. So warten die Bills auch 64 Jahre nach ihrer Premierensaison noch auf den ersten Titel.
Am Sonntag treffen die Bills zum Start auf die Denver Broncos, gelten da als klarer Favorit. Die gute Nachricht: Als Nummer zwei in der American Conference (AFC) kann Buffalo, das im Grunddurchgang eine 13:4-Bilanz erspielte, höchstens in deren Finale, also dem Semifinale der NFL, auf die Chiefs treffen.
Traumatische Field Goals
Die Minnesota Vikings sind in vieler Hinsicht Buffalos unglücklicher Zwilling. Die beiden Vereine teilen sich den traurigen Rekord von vier Super-Bowl-Teilnahmen ohne Titel, sie warten seit ihrer Gründung trotz großer Stars wie Fran Tarkenton, Randall Cunningham, Randy Moss, Brett Favre oder Adrian Peterson immerhin auch schon 63 Jahre auf den ersehnten Coup. Im Internet sind sogar Seiten zu finden, die darlegen, warum die Vikings die vielleicht sogar unglücklichste NFL-Franchise überhaupt sind.
Zu den traurigen Play-off-Momenten zählte ein verpasstes Field Goal im Conference-Finale 1998, ein weiteres aus nur 27 Yards 2015 gegen Seattle und eine Strafe in den letzten Sekunden des Conference-Finals 2009, die die Vikings außer Reichweite eines Field Goals brachte, das sie in den Super Bowl gehievt hätte.
Dass sie heuer ihren persönlichen Fluch beenden würden, wäre wahrhaft ein Wunder. Kaum einer hätte den Vikings zu Saisonbeginn auch nur den Einzug in die Play-offs zugetraut, den sie mit 14 Siegen bei nur drei Niederlagen schafften. Weil der schon von vielen abgeschriebene Quarterback Sam Darnold eine Wandlung a la Aschenputtel hinlegte. Vielleicht reicht es zum märchenhaften Ende.
Allerdings wartet auf Minnesota gleich zum Auftakt ein schwieriges Spiel bei den Los Angeles Rams, die in der zweiten Saisonhälfte in Fahrt kamen. Die für Montag angesetzte Partie wurde wegen der in Los Angeles wütenden Feuer nach Glendale (Arizona) verlegt. Speziell ist dabei übrigens das Duell der Trainer: Minnesota-Coach Kevin O‘Connell, ein heißer Anwärter auf den Preis als Trainer des Jahres, war einst Offensive Coordinator von Sean McVay bei den Rams.
Titel nur in der Urzeit
Im Gegensatz zu den Bills und den Vikings haben die Detroit Lions den Titel in der besten Football-Liga der Welt schon viermal gewonnen. Allerdings in der Urzeit dieses Sports, zwischen 1930 und 1957. Somit warten sie aber schon 67 Jahre (offiziell gilt die aktuelle NFL-Saison ja als die von 2024), und damit sogar länger als Minnesota und Buffalo, auf den großen Coup.
In der 1966 beginnenden Super-Bowl-Ära gewannen die Lions bis 2023 nur ein einziges Play-off-Spiel! Erst in der Vorsaison erreichten sie zum ersten Mal wenigstens das Semifinale. Dafür war Detroit 2008 das erste Team, das im Grunddurchgang kein einziges Spiel gewann!
In der aktuellen Saison beeindruckten die Lions hingegen mit unglaublicher Kreativität im Sinn von Trickspielzügen, gewannen 15 ihrer 17 Spiele, waren damit das stärkste Team der NFC, und galten lange als vielleicht sogar größter Titelkandidat.
Trainer Dan Campbell, verbal genauso aggressiv wie bei seinen Entscheidungen auf dem Feld, verkündete schon vor zwei Wochen: „Wir kommen in den Super Bowl.“ Doch ihr lange währender Fluch scheint den Lions schon zuzusetzen. Einige ihrer wichtigsten Abwehrspieler werden in den Play-offs verletzt fehlen. Da hilft nur wenig, dass sie zum Auftakt ein Freilos haben.
Duell der Erzrivalen
In den weiteren Duellen der ersten Play-off-Runde empfängt in der AFC Houston die Los Angeles Chargers und fordert Baltimore, ebenfalls ein heißer Super-Bowl-Kandidat, den Erzrivalen Pittsburgh. Kansas City hat als bestes Team der Conference wie Detroit ein Freilos. In der NFC kommt es zum Kracher zwischen den Philadelphia Eagles und den Green Bay Packers und gastiert Washington mit dem stark aufspielenden Rookie-Quarterback Jayden Daniels bei den Tampa Bay Buccaneers.
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