Bei ihrem Besuch auf Grönland haben Donald Trump Jr. und seine Begleiter Berichten zufolge einen Propaganda-Stunt durchgeführt. Menschen wurden mit der Aussicht auf ein kostenloses Mittagessen in einem noblen Hotel angeworben, um sie in Videos als Trump-Anhänger darzustellen.
Das berichtete der dänische Rundfunksender DR. Mehrere Quellen sagten dem Sender demnach, dass in den Videos rund um den Kurztrip des Sohnes des designierten US-Präsidenten Donald Trump unter anderem mehrere Obdachlose und andere sozial Benachteiligte zu sehen seien, die sich häufig vor einem Supermarkt neben dem Hotel aufhalten.
Herbe Kritik an Trump: „Äußerst geschmacklos“
„Das sind Obdachlose und alte Menschen, die plötzlich in einem Restaurant essen können, in dem sie nie zuvor waren“, wurde ein langjähriger Einwohner der Hauptstadt Nuuk von dem Sender zitiert.
Um dabei zu sein, hätten sie bloß „Make America Great Again“-Mützen aufsetzen und an den Videos der Trump-Mitarbeiter mitwirken müssen (siehe Tweet unten). „Sie werden bestochen, und das ist äußerst geschmacklos“, sagte er.
Auch Videos der Zeitung „Ekstra Bladet“ zeigten, wie Menschen auf der Straße von Trump-Mitarbeitern angesprochen und mit „Maga“-Mützen ausgestattet wurden. Darin ist unter anderem eine ältere Frau mit einer solchen Kappe zu sehen, die nicht einmal den Namen der Person kannte, mit der sie essen sollte – Trump Jr. Sie sei einfach mitgegangen, sagte sie.
Ein erklärter Trump-Anhänger, der Trump Jr. die grönländische Hauptstadt Nuuk zeigte, wies gegenüber DR zurück, dass man die Menschen vor dem Supermarkt „angeworben“ habe. Vielmehr hätten sie selbst vor dem Hotel gestanden und Interesse gezeigt.
Trump verschärft Rhetorik
Trotzdem schlachtet Trump die Reise seines Sohnes weiter medial aus. In einem Beitrag auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social dankte der 78-Jährige den Grönländern dafür, seinen Sohn und andere Vertreter „so nett“ behandelt zu haben. Dazu stellte er ein Video, in dem Grönländer mit „Maga“-Mützen ihr Lob über ihn aussprechen, den Kauf Grönlands durch die USA befürworten oder der Frage zustimmen, ob sie Teil Amerikas sein wollten.
„Wir werden euch wiedersehen – bald!“, schrieb Trump dazu. Ob er tatsächlich eine Reise auf die zum Königreich Dänemark zählende Insel plant, ist unklar. Am Donnerstag legte er auf einer Pressekonferenz in Florida nach: „Wie man in den Videos sieht, würden die Grönländer unheimlich gerne ein Bundesstaat der USA werden.“
Dänemark und NATO nehmen Trump-Aussagen ernst
Die Reise von Donald Jr. nach Grönland erfuhr große Beachtung, da sein Vater in der Vergangenheit wiederholt Begehrlichkeiten mit Blick auf das zum dänischen Königreich zählende Grönland geäußert hat. Trump hatte zuletzt nicht ausgeschlossen, militärischen oder wirtschaftlichen Zwang anzuwenden, um die Kontrolle über die größte Insel der Erde zu erlangen.
Mehrere europäische NATO-Staaten hatten mit Kritik und Unverständnis auf diese Aussagen reagiert. Auch Österreich pochte darauf, dass die territoriale Integrität und Souveränität Grönlands zu achten sei.
In Deutschland sagte der Grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck, dass Europa „zusammenstehen“ müsse. „Europa darf sich an der Stelle nicht spalten lassen. Wenn wir jetzt sagen, das müssen die Dänen alleine machen, dann verraten wir Dänemark“, sagte der deutsche Vizekanzler am Freitag in einem Video-Podcast von Focus Online.
In Dänemark werden Trumps Aussagen sehr ernst genommen. Die Regierung von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen unterrichtete am Donnerstagabend die Spitzen der Parlamentsparteien in der Angelegenheit. Danach sagte Frederiksen vor Reportern, dass man ein Gespräch mit Trump vorgeschlagen habe, sie aber damit rechne, dass es erst dazu kommen werde, nachdem der Republikaner am 20. Jänner in seinem Amt vereidigt worden ist.
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