Bald live in Wien

Master Peace: Der die Indie-Fackel weiterträgt

Musik
13.01.2025 09:00

Zur 30. Geburtstagsfeier von FM4 (am 25. Jänner in der Wiener Ottakringer Brauerei) jettet der britische Shooting-Star Master Peace in die Bundeshauptstadt, um dort sein Erfolgsalbum „How To Make A Master Peace“ vorzustellen. Die „Krone“ hat mit dem Briten vorab über den 2000er-Indie-Rock, Ästhetik in der Musik und seinen Erfolgsrun gesprochen.

(Bild: kmm)

Mitte August, 14.25 Uhr, gefühlt 40 Grad. Die Österreich-Live-Premiere des Briten Master Peace fand im Hochsommer 2024 auf dem Frequency Festival statt. Er eröffnete den zweiten Festivaltag und schwitzte jeden einzelnen Tropfen Schweiß aus seinem hyperaktiven Körper. Peace Okezie, wie Master Peace im wirklichen Leben heißt, veröffentlichte vor knapp einem Jahr mit dem keck betitelten Debütalbum „How To Make A Master Peace“ ein Debütalbum, das ihm nicht nur einen „Ivor Novello Award“ als „Rising Star“ einbrachte, sondern auch eine erkleckliche Fanbase, bei der ein überschaubarer Teil schon wenige Monate später bei besagtem Frequency mit Textsicherheit vor der Bühne glänzte. Das musikalische Rezept des Süd-Londoners ist so simpel wie wirkungsvoll – den Indie-Rock der 2000er-Jahre mit guter Laune, Rap und Pop zu vermischen und damit eigentlich besser auf das alte Frequency Festival zu passen, das einst noch die spannendsten Indie- und Alternative-Bands der Welt zum gemeinsamen Stelldichein versammelte.

Schritt für Schritt
„Ich liebe dieses Album wirklich sehr“, erklärt uns der sympathische Künstler im „Krone“-Interview, „ich bin jetzt eine Zeit lang damit unterwegs und sehe, wie viele Leute mitsingen und dazu tanzen – das macht mich sehr glücklich.“ In die Musik verliebt hat sich der Brite mit nigerianischen Wurzeln früh durch den No-Doubt-Klassiker „Don’t Speak“. Im Laufe der Jahre hat es ihm der rotzige UK-Rap angetan, mit Freunden coverte er zu Hause aber auch gerne Songs der Arctic Monkeys und von Bloc Party. 2018 veröffentlichte er erstmals Songs, der Track „Night Time“, den Master Peace mit Jme eingesungen hat, wurde vom britischen Grime-Rapper Skepta über den grünen Klee gelobt. Mit „Love Bites“ und „Public Display Of Affection“ folgten erste EPs, die aufgrund der Pandemie aber ein bisschen ins Hintertreffen gerieten. 2022 veröffentlichte Master Peace die Single „Wrong Answers Only“ mit The Streets aka Mike Skinner – eine geplante gemeinsame Tour scheiterte ebenfalls an den Corona-Nachwirkungen.

„Mit Mike zu arbeiten war eine unglaubliche Erfahrung“, erinnert er sich mit glänzenden Augen zurück, „dieser Typ ist mein Idol, ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Als Kind habe ich seine Songs gehört, jetzt haben wir zusammengearbeitet – wie verrückt ist das? Er hat mich unter seine Fittiche genommen und mir einige Türen geöffnet. Ich schätze Mike wirklich sehr und das ist nicht einfach so dahergeredet.“ Die Protektion von The Streets war sicher hilfreich, aber vielleicht gar nicht nötig. Die Songs seines Debüts hat Master Peace in kaum fassbaren zwei Wochen geschrieben, eingespielt und aufgenommen. „Ich wusste, welchen Sound ich will und alles floss ganz natürlich dahin. Viele Leute glauben mir das nicht, aber so war es wirklich. Mein Produzent hat auch keine Zeit verloren und wir haben bewusst viele First Takes verwendet – wir hatten keine Lust auf Perfektion. Das macht die Songs frischer und natürlicher. Aus dem Bauch heraus und nicht bis zur Unkenntlichkeit überarbeitet.“

Den Sound von damals revitalisieren
Master Peace weiß, dass er einer dahingehend noch recht unbedarften Generation eine Musik näherbringt, die in den letzten Jahren wie eingeschläfert gewirkt hat. „Dieser Indie-Sleaze der frühen 2000er-Jahre hat mich extrem geprägt. Ich bin auch mit LCD Soundsystem oder Santigold aufgewachsen und habe diese Acts verehrt. Wenn man mir attestiert, dass ich mit meinen Songs diese Fackel für eine neue Generation weitertrage, dann tue ich das gerne. Mir ist es wichtig, den Sound von damals zu revitalisieren und um die Welt zu tragen.“ Der knapp 25-Jährige ist aber auch von zeitgemäßen Acts begeistert. Seine derzeit größten Favoriten sind Charli XCX, die mit „Brat“ das wohl wichtigste Pop-Album 2024 geschrieben hat, und die britische Band The 1975, die sich quasi mit jedem Song neu erfindet. „Mit ihnen die Bühne zu teilen oder auf Tour zu gehen, wäre ein Traum. Aber warten wir mal ab, man soll niemals nie sagen.“

Sein allerwichtigstes Erweckungserlebnis war das Debütalbum der französischen Elektroniker Justice. „Die Musik, die Aufmachung, das Cover, die Ikonografie, die Werbeschiene, die sie damals gefahren sind – das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Meine Musik ist wesentlich heller als deren, aber Justice haben mich dazu animiert, mit Master Peace im Laufe der Zeit auch so ein Gesamtbild zu erschaffen, das mehr transportiert als nur die Musik.“ Im Oktober legte der Künstler mit „How To Make A(nuva) Master Peace“ noch eine kurze EP nach, die in sanften Anklängen bereits die gewünschte Ausrichtung anstreift. Wenn es nach dem Künstler geht, werden seine Songs nämlich zugänglicher, poppiger und massentauglicher. „Auf der Welt passiert so viel übler Mist, da möchte ich mit meiner Musik die Menschen lieber in eine gute Stimmung bringen und das Schöne hervorkehren. Heute kann man längst auch Indie-Musik machen, die sich nicht hinter einer Pseudo-Coolness verstecken muss. Auf meinem Debütalbum habe ich mir auch viel Persönliches von der Leber geschrieben – jetzt fühlt sich die Welt für mich sehr frei an.“

Die Karriere hat sich ergeben
Geht es nach Master Peace, wird man auf das Zweitwerk nicht mehr allzu lange warten müssen. Die vielen Hummeln im Hintern hat er nicht nur aufgrund einer ADHS-Erkrankung, sondern weil er unheimlich viele musikalische Ideen und Visionen umsetzen möchte. „Schon lustig, denn bis vor knapp fünf Jahren wollte ich noch überhaupt kein Musiker sein. Es ist interessant, wie sich Dinge im Leben ergeben, wenn man sie mit Freude macht.“ Vor einer kompletten Mainstream-Anbiederung bräuchte man sich aber nicht zu fürchten, beruhigt er etwaige Zweifler unter seinen Fans. „Indie mit Electro-Touch wird immer der Grundstock sein, auf dem mein Sound beruht. Aber Charli XCX hat ja auch gezeigt, dass das mit viel Pop geht, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Ich bin jung, ich bin motiviert und ich will mich ausprobieren. Meine Füße in verschiedene kalte Wässer halten und schauen, was die Welt noch so für mich bereithält.“

Live beim FM4-Geburtstagsfest
Master Peace ist der einzig nicht-deutschsprachige Act, der am 25. Jänner beim „FM4-Geburtstagsfest“ in der Ottakringer Brauerei in Wien zu sehen sein wird. Ebenfalls mit am Start sind Anda Morts, Avec, die Antilopen Gang, Brockhoff, Kässy, Lena & Linus, Sodl und Sofie Royer – die Karten sind leider schon alle weg.

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