Seit 1. Jänner ist Jonathan Fine neuer KHM-Generaldirektor. Er möchte den Museumsverband offener, zugänglicher und exzellenter machen.
„Der Plan lässt sich mit dem Begriff Remastering zusammenfassen. Was ist Remastering? Remastering ist ein Prozess, den wir aus Filmen und Medien kennen, wo ältere Aufnahmen, Tonträger oder Filme ,remastert‘ werden, um in einem neuen Glanz zu erstrahlen und für ein neues Publikum zugänglich zu sein!“ So präsentierte sich Jonathan Fine gestern der Presse als neuer KHM-Generaldirektor.
Auf folgende drei Säulen möchte er dabei bauen:
„Offenheit“ leben, denn „unsere Museen müssen offen auf österreichische und internationale Gäste zugehen.“DasKHM soll dafür stärker in die Bundesländer gehen. Wobei kein eigener Standort, wie etwa der des Belvedere in Salzburg, geplant ist, sondern Kooperationen und Leihgaben. Um das Publikum „besser zu erreichen, wird das Team in den kommenden Monaten gezielte Maßnahmen entwickeln.“ Was damit gemeint ist, bleibt offen. Zumindest wird die Website erneuert.
Keine Barrieren mehr für KHM und Schatzkammer
„Zugänglichkeit“ kommt für Fine dann an zweiter Stelle. Dabei möchte er physische wie digitale Barrieren abbauen. Das Kunsthistorische wird bis 2028 einen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeigneten Zugang bekommen, dazu werden neue Aufzüge eingebaut. Auch die Eingangssituation im zum KHM-Verband gehörenden Theatermuseum soll für das Publikum verbessert werden. Gleiches gilt für die Schatzkammer. Hier muss außerdem die veraltete Technik wieder auf heutigen Standard gebracht werden. In digitaler Hinsicht will Fine mit neuen digitalen Tools den Sammlungsbestand zugänglicher machen, neue Zielgruppen ansprechen.
„Exzellenz“: „Wir müssen einen neuen und frischen Wind in die Wissenschaft und Forschung im Kunsthistorischen Museum einbringen“, sagt Fine. Er plant, das Museum zu einer der „bedeutendsten musealen Forschungseinrichtungen der Welt aufzubauen“. Dabei sollen Stipendien für Studenten, aber auch für Auslandsaufenthalte der eigenen Mitarbeiter helfen. Kuratorische Nachwuchstalente werden zur Mitarbeit in den Sammlungen gesucht.
Gegenwartskunst, die Vorgängerin Sabine Haag mit den von Jasper Sharp kuratierten Ausstellungen höchst erfolgreich installiert hat, wird „eine wesentliche Rolle in unserem Programm spielen. Aber wir sind nicht das Haus der zeitgenössischen Kunst.“ Wie das konkret passiert, will Fine jedoch noch nicht verraten.
Beim kommenden Ausstellungsprogramm hat der Neue von der Vorgängerin die Schau „Arcimboldo - Bassano – Bruegel“ übernommen und reicht mit „Michaelina Wautier, Malerin“, die erste Präsentation einer Alten Meisterin seit Sofonisba Anguisola im Jahr 1995 nach. Im Theatermuseum läuft die große Strauss-Ausstellung weiter, und im Weltmuseum fragt man von März bis Februar 2026: „Wer hat die Hosen an?“
Kunsthistorisches Museum/Wien:
„Wachs in seinen Händen –
Daniel Neubergers Kunst der Täuschung“
Kunstkammer, 11.Februar bis 9. Juni
„Arcimboldo – Bassano – Bruegel –
Die Zeiten der Natur“
Gemäldegalerie, 11. Märzbis 29. Juni
„Pieter Claesz: Stillleben“
Gemäldegalerie, 17. Juni bis 18. Jänner 2026
„Michaelina Wautier, Malerin“
Gemäldegalerie, 30. 9. bis 25. 1. 2026
„Kopf & Kragen, Münzen machen Mode“
Münzkabinett, 11. 11. bis 6. 9. 2026
Theseustempel/Wien:
„Shannon Alonzo, Washerwoman“
16. Mai bis 5. Oktober
Weltmuseum/Wien:
„Wer hat die Hosen an?“
25. 3. 2025 bis 1. 2. 2026
„Kolonialismus am Fensterbrett“
28. 5. bis 2026
Theatermuseum/Wien:
„Johann Strauss – Die Ausstellung“
bis 23. 6.
Schloss Ambras/Innsbruck:
„The Art of Beauty – 5000 Jahre Schönheit“
19. Juni bis 5. Oktober
Er wirkt locker, eloquent, weiß, Ansprechpartner zu gewinnen: Der gebürtige New Yorker Jonathan Fine (56), seit 2021 Direktor des Wiener Weltmuseums und seit 1. Jänner Generaldirektor des Kunsthistorischen Museumsverbands, stellte gestern Ausstellungsprojekte für 2025, seine „Ideologie“ und die damit zusammenhängenden Sanierungs- und Umbauprojekte vor. „KHM remastering“ ist sein Zauberwort. Der Bau eines barrierefreien Besucherzentrumssoll das Haus „öffnen“, Digitalisierung„die Schätze für das Land und die Welt sichtbar“ und die „Einzigartigkeit dieser enzyklopädischen Sammlung von Weltrang“bewusst machen.
Für die Finanzierung der Umbauten in den Bundesmuseen ab 2025 wurden100 Millionen Euro beschlossen, das KHM braucht35 Millionen, das Theatermuseum finanziert einen neuen Eingangsbereich selbst. Fine hat aber noch mehr akute „Baustellen“, die er auf die lange Bank schieben muss: etwa die Aufstellung des prachtvollen antiken Grabmals Heroon von Trysa, das seit140 Jahren (!) in Kisten verpackt liegt, eine Totalsanierung der Sekundärgalerie im 2. Stock des KHM mit etwa 1400 Quadratmetern – Fine: „Viele wissen nicht, dass es die gibt!“ –, neue Ausstellungsräume und die notwendige technische Aufrüstung der Schatzkammer. Gesamtkosten: mehrere hundert Millionen! Jetzt hofft Fine, dass die neue Regierung wenigstens zur Finanzierungszusage von Ex-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer steht.
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