Will Grönland kaufen

Warum Donald Trumps Traum wahr werden könnte

Außenpolitik
11.01.2025 10:33

Die EU-Staaten zeigen sich entrüstet, die grönländische und die dänische Regierung betonen: „Grönland gehört den Grönländern, niemand anderem.“ Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass Donald Trumps Traum, die Kontrolle über die größte Insel Europas zu erlangen, doch noch wahr wird.

So absurd der Anspruch des künftigen US-Präsidenten, und damit wohl auch bald der USA, auf Grönland auf den ersten Blick erscheinen mag – er ist es nicht. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt nämlich, dass die Vereinigten Staaten schon mehrmals Anläufe unternahmen, die strategisch wichtige Insel unter ihre Kontrolle zu bekommen. Bereits 1867, als die USA Alaska dem Russischen Reich abkauften, gab es in Washington Überlegungen, auch Dänemark ein Angebot für Grönland und Island zu machen. 1910 sinnierte man auf dänischer Seite über einen Doppeltausch Grönlands mit den USA und Deutschland, um so an Schleswig heranzukommen. (Der nördliche Teil davon kam nach dem Ersten Weltkrieg ohnehin zu Dänemark). 

Erstes US-Kaufangebot nach Zweitem Weltkrieg
Nachdem die USA während des Zweiten Weltkriegs Grönland mit Einverständnis der dänischen Regierung okkupiert hatten, boten die USA 1946 Dänemark an, Grönland um 100 Millionen Dollar (ca. 100 Mrd. in heutiger Währung) zu kaufen. Die Verhandlungen verliefen zwar im Sand, die USA blieben auf Grönland während des Kalten Krieges militärisch jedoch stark präsent. 1951 unterzeichneten beide Staaten einen Vertrag, der den USA die Jurisdiktion über ihre auf der Insel errichteten Militärbasen einräumte.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verlor Grönland vorübergehend seine zentrale militärische Bedeutung für die USA. 2004 blieb den USA nur noch die 1953 errichtete Thule Airbase im Nordwesten der Insel. Seit 2023 heißt sie offiziell Pituffik Space Base. 2020, ein Jahr nach dem ersten Kaufangebot Trumps, eröffneten die USA ein im Jahr 1953 geschlossenes Konsulat in Nuuk wieder. 

Die Pituffik Airbase dient den Amerikanern zur Überwachung von Raketenstarts und Weltraumaktivitäten in der nördlichen Hemisphäre. (Bild: APA/AFP/Ritzau Scanpix/Thomas Traasdahl)
Die Pituffik Airbase dient den Amerikanern zur Überwachung von Raketenstarts und Weltraumaktivitäten in der nördlichen Hemisphäre.

Das Interesse der USA an Grönland ist weder neu noch die Einzelidee eines Präsidenten. Neben der durch die territorialen und wirtschaftlichen Ambitionen Russlands und Chinas wieder imminent gewordenen strategischen Lage Grönlands ist die nicht zuletzt durch den Klimawandel immer realistischer werdende Ausbeutung bereits gefundener und vermuteter Bodenschätze auf der Insel in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. So befinden sich in Grönland bedeutende Vorkommen seltener Erden und Uran. 

Unabhängigkeitsbestrebungen als Chance für Trump?
Die derzeitige grönländische Regierung unter Mute Egede strebt die Unabhängigkeit von Dänemark. Mit einem jährlichen Zuschuss von derzeit 4,3 Mrd. Kronen (rund 576 Mio. Euro) steuert Dänemark rund die Hälfte der gesamten Staatseinnahmen Grönlands bei. Hinzu kommt eine weitere Milliarde, die Dänemark für seine verbliebenen Kompetenzen (Außenpolitik und Sicherheit) für Grönland aufwendet. Trotz in letzter Zeit gestiegener Einnahmen aus dem Tourismus ließe sich eine Unabhängigkeit der zum überwiegenden Teil vom Fischfang lebenden Inselnation aber nur schwer ohne Hilfe von außen finanzieren. 

Das wissen auch die USA und Donald Trump. Letzterer machte unlängst klar, dass er Grönland nicht nur wegen seiner strategischen Bedeutung den USA einverleiben will. „Wir brauchen sie (die Grönländer) für unsere wirtschaftliche Sicherheit“, so Trump in einer seiner Ansprachen Anfang Jänner. Dass damit eigentlich nur die riesigen Bodenschätze der Insel gemeint sein können, allen voran die so begehrten Seltenen Erden, liegt auf der Hand. Die Parlamentswahlen und ein möglicherweise zugleich stattfindendes Referendum über die Unabhängigkeit Grönlands könnten somit bereits eine Weichenstellung bringen, ob Grönland bis auf Weiteres in einer nicht von allen geliebten „Reichsgemeinschaft“ mit Dänemark samt dessen finanzieller Unterstützung verbleibt, oder ob sich über den Weg der Unabhängigkeit nicht noch eine Option für Donald Trump eröffnet, die Insel auf die eine oder andere Art unter US-Kontrolle zu bekommen.

Dieser Grönländer wollten unbedingt ein Selfie mit Donald Trump Jr. machen. (Bild: APA/AFP/Ritzau Scanpix/Emil Stach)
Dieser Grönländer wollten unbedingt ein Selfie mit Donald Trump Jr. machen.

Wirbel um Videos über Trump-Fans in Grönland
Vor einigen Tagen besuchte Trumps Sohn Donald Trump Jr. Grönland und stieß auch auf Anhänger seines Vaters, die sich vor der Kamera für eine Angliederung an die USA aussprachen (siehe unten). Die über Trumps Plattform Truth Social verbreiteten Aufnahmen sorgten für Wirbel. Dänische Medien orten eine Inszenierung. Mehrere Quellen sagten dem Rundfunksender DR, dass in den Videos unter anderem mehrere Obdachlose und andere sozial Benachteiligte zu sehen seien, die sich häufig vor einem Supermarkt neben dem Hotel aufhalten. 

„Das sind Obdachlose und alte Menschen, die plötzlich in einem Restaurant essen können, in dem sie nie zuvor waren“, wurde ein langjähriger Einwohner der Hauptstadt Nuuk von dem Sender zitiert. Um dabei zu sein, hätten sie bloß „Make America Great Again“-Kappen aufsetzen und an den Videos der Trump-Mitarbeiter mitwirken müssen. „Sie werden bestochen, und das ist äußerst geschmacklos“, sagte er. 

Obdachlose mit Essen bestochen?
Auch Videos der Zeitung „Ekstra Bladet“ zeigten, wie Menschen auf der Straße von Trump-Mitarbeitern angesprochen und mit „Maga“-Kappen ausgestattet wurden. Darin ist unter anderem eine ältere Frau mit einer solchen Kappe zu sehen, die nicht einmal den Namen der Person kannte, mit der sie essen sollte – Trump Jr. Sie sei einfach mitgegangen, sagte sie. Ein erklärter Fan des designierten US-Präsidenten, der dessen Sohn die grönländische Hauptstadt Nuuk zeigte, wies gegenüber DR zurück, dass man die Menschen vor dem Supermarkt „angeworben“ habe. Vielmehr hätten sie selbst vor dem Hotel gestanden und Interesse gezeigt.

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