Oft liegen Freud und Leid nahe beisammen: Während es die beiden Steirer Lukas Schweighofer und Leon Bergmann nicht in den finalen WM-Kader von Handball-Teamchef Ales Pajovic geschafft haben, stehen mit den eingebürgerten HSG-Spielern József Albek und Nemanja Belos zwei Grazer im Aufgebot und brennen auf die ersten WM-Spiele in Porec.
„Ich bin richtig stolz“, strahlte József Albek. Als die „Krone“ mit dem gebürtigen Ungarn vor zwei Monaten noch über seine großen Ziele plauderte, war die WM ganz oben auf der Liste. „Jetzt ist dieser Bubentraum in Erfüllung gegangen. Als ich die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen habe, habe ich nicht gedacht, dass das alles so schnell geht“, grinst der Rückraumshooter, der nach der Nominierung prompt betont: „Das ist erst der Anfang. Ich will jetzt weiter Schritt für Schritt nach oben.“
Was beeindruckt: Albek ist – wie Teamkollege Belos – einer der ganz wenigen Spieler im Aufgebot, die den Sprung aus der österreichischen Liga in den WM-Kader geschafft haben. „Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht“, lacht der 25-Jährige. „Es gibt sicher viele Spieler in der Liga, die gerne meinen Platz gehabt hätten. Aber ich wurde genommen.“
Dass Teamchef Pajovic den jungen Albek einst als Graz-Trainer selbst unter seinen Fittichen hatte und Albek die gleiche Position wie früher der ÖHB-Teamchef spielt, ist freilich ein Vorteil: „Pajo weiß genau, was ich kann und wo er mich unterstützen muss. Er hilft mir ungemein, macht mich besser“, sagt Albek, der sich bei der Weltmeisterschaft weiter in die Auslage spielen will. „Ich weiß, dass ich auf Sicht in eine bessere Liga wechseln muss. Ich bin Graz sehr dankbar. Aber ich will mich präsentieren, eine gute WM spielen und dann schauen, was passiert. Vielleicht wissen wir dann im Februar oder März mehr“, sagt Albek, dessen Vertrag bei der HSG Graz nach dieser Saison ausläuft.
Tipps holte sich Albek von seiner Schwester Anna. Die Absolventin der HIB-Handballakademie in Graz hat als ungarische Nationalspielerin immerhin schon EM-, WM- und Olympiaerfahrung sammeln können. „Sie hat gemeint, dass es sicher nicht leicht wird. Aber ich will mich beweisen. Meine Eltern kommen auch zu den Spielen, auch meine Schwester wird voraussichtlich kommen.“ Schafft Österreich den Aufstieg aus der Gruppe, könnte immerhin ein Duell gegen Ungarn warten: „Als gebürtiger Ungar wäre das für mich und meine Familie ein ganz besonderes Duell“, sagt Albek.
Auch Albek-Teamkollege Nemanja Belos trägt den österreichischen Adler mit Stolz auf der Brust. Der gebürtige Serbe, der 2023 den rot-weiß-roten Pass bekommen hat, weiß aber auch, dass die Weltmeisterschaft ein hartes Pflaster sein wird: „Fast alle Spieler im Kader und bei den gegnerischen Mannschaften haben viel mehr internationale Erfahrung als ich. Ich bin stolz dabei zu sein, aber ich muss mich auch gegen diese Kaliber durchsetzen“, betont der HSG-Torjäger, der mit Teamchef Pajovic 2017 in Graz sogar noch zusammengespielt hat.
„Pajovic wohnt ja auch noch immer in Graz, kommt oft in die Halle. Wir sind gute Freunde“, erzählt der 30-Jährige, für den es nach der Europameisterschaft im Vorjahr bereits das zweite Großereignis im ÖHB-Teamtrikot ist und der 2016 noch als fünfter Legionär bei Bregenz mehr oder weniger aussortiert wurde. „Ich bin nach Graz gekommen und habe dort zu einem guten Spieler reifen können. Dafür werde ich immer dankbar sein“, sagt Belos, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. „Aber Graz ist meine Heimat. Ein Wechsel ist für mich derzeit gar kein Thema.“
Belos-Teamkollege Lukas Schweighofer ist wiederum nicht bei der WM dabei. „Es ist wirklich schade“, seufzt Belos. „Wir waren beim Vorbereitungsturnier in Polen auch Zimmerkollegen. Ich hätte Luki gerne dabei gehabt.“
Für Schweighofer heißt es stattdessen heute wieder Alltag. „Für mich geht es zurück ins Büro. Ich werde erst vor dem Fernseher mitfiebern, dann spätestens am Samstag beim Spiel gegen Frankreich in Kroatien als Zuschauer dabei sein. Natürlich wäre ich auch gerne bei der WM gewesen, habe jetzt viel investiert. Aber es ist auch klar, dass wir mit Lukas Herburger und Tobi Wagner auf meiner Position sehr starke Spieler haben.“
Dass es zwei Graz-Spieler dennoch in den finalen Kader geschafft haben, macht den Sohn von HSG-Obmann Michi Schweighofer durchaus stolz: „Das zeigt, dass wir auch in Graz sehr gute Handballer haben“, grinst der Kreisläufer, der von seinem Vater am Samstag vom Flughafen abgeholt wurde.
Belos und Albek zum Bundesheer
Schweighofer senior freut es freilich, dass zwei seiner Graz-Schützlinge dabei sind: „Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es auch der Luki geschafft hätte. Aber so ist eben der Sport“, seufzt der handballverrückte Obmann, der mit seiner Grazer Mannschaft heute wieder ins Training einsteigt. Allerdings ersatzgeschwächt: Belos und Albek sind beim Nationalteam. Kilian Schranz beim Bundesheer. Was nach den Einbürgerungen auch auf Belos und Albek noch zukommen wird. Neuzugänge sind in Graz keine geplant: „Das Budget ist ausgereizt“, sagt Schweighofer, der sich mit Belos und Albek nach der WM zusammensetzen wird. Wobei auch der HSG-Boss weiß: „Vor allem bei Albek wird es schwer werden, ihn zu halten.“
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