Der italienische Starfotograf Oliviero Toscani ist am Montag im Alter von 82 Jahren gestorben. Dies teilte seine Familie mit. Er starb in einem Krankenhaus in der toskanischen Stadt Cecina, in dem er sich befand, nachdem sich sein Gesundheitszustand vergangene Woche verschlechtert hatte.
Er litt seit zwei Jahren an der unheilbaren Krankheit Amyloidose, wegen der er über 40 Kilo verloren hatte.
Der in Mailand geborene Toscani zählte zu den großen Namen der internationalen Fotografie: Mit seinen Werbekampagnen hatte er immer wieder für Diskussionen gesorgt. Seit den 1980er-Jahren hatte er mehrfach Aufsehen mit seinen Kampagnen für die Modekette „United Colors of Benetton“ ausgelöst, und zwar mit Schockbildern etwa von blutenden Soldaten, Todkranken und HIV-Positiven.
Normen und Tabus gebrochen
Toscani, der seit Jahren in der Toskana lebte, war dafür bekannt geworden, in seinen Fotoarbeiten Normen und Tabus zu brechen. So sorgte er unter anderem mit Bildern eines Aidskranken im Endstadium, eines noch blutverschmierten Neugeborenen, Magersüchtigen oder eines „Peniskalenders“ für großes Aufsehen und zog auch Anfeindungen auf sich. In den späten 1980er-Jahren wurde ihm beispielsweise nach einer Kampagne, die eine schwarze Frau zeigte, die ein weißes Baby stillt, Rassismus vorgeworfen.
Im Jahr 2018 sorgte seine Entscheidung, ein Foto von aus einem sinkenden Schiff geretteten Migranten als Bild für eine neue Kampagne Benettons zu verwenden, für eine Kontroverse: Der damalige Innenminister Matteo Salvini bezeichnete die Aufnahme als unannehmbar und rief zum Boykott der Marke Benetton auf.
„War immer frei“
Im vergangenen August hatte Toscani sich für die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ stark abgemagert fotografieren lassen. Er beklagte, dass er wegen seiner Krankheit 40 Kilo verloren habe. „Man weiß nicht, wie viel Zeit ich noch zu leben habe, aber so zu leben interessiert mich natürlich nicht“, erklärte der Fotograf, der sich einer experimentellen Behandlung unterzogen hatte.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas erleben würde, es ist eine neue Situation, der man sich stellen muss“, fügte Toscani hinzu. Vor dem Sterben habe er keine Angst, „solange es nicht weh tut“. „Außerdem habe ich zu viel und zu gut gelebt, ich bin verwöhnt. Ich hatte nie einen Arbeitgeber, ich war immer frei“, sagte der Vater von drei Kindern.
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