Nachhaltigkeitsdebatte

Papierhersteller hat das Schwarz-Weiß-Denken satt

Ernst Brunbauer ist Chef der auf Recyclingprodukte spezialisierten Lenzing Papier.

(Bild: Krone KREATIV/Lenzing Papier (2))

„Der Nutzen und die Vorteile der Digitalisierung sind unbestritten, aber es braucht eine kritische Auseinandersetzung“, sagt Ernst Brunbauer. Der Chef von Lenzing Papier ärgert sich darüber, dass viele der Meinung sind, der dank des technologischen Fortschritts mögliche Verzicht auf Papier bringt ausschließlich Vorteile. Brunbauer hat das Schwarz-Weiß-Denken satt.

„Wir sind ein kleines, wendiges, schnelles Piratenschiff, können dementsprechend flexibel agieren“ – so erklärt Ernst Brunbauer gerne die Vorzüge der von ihm geführten Lenzing Papier. Der 69-Jährige gibt sich keinen Illusionen hin: Die Papierbranche steht unter Druck – einerseits wegen der gestiegenen Energie- und Produktionskosten, andererseits wegen einer sinkenden Nachfrage.

„Es wird weniger Papier verwendet“, sagt Brunbauer. Begonnen habe das alles mit der Finanzkrise 2008: „Da wurde damit angefangen, weniger Briefe zu verschicken.“ Heute werden Kunden unter dem Vorwand eines nachhaltigeren Lifestyles motiviert, Rechnungen und Informationen nicht mehr per Post zu empfangen, sondern besser per E-Mail.

Werbung auf Papier bleibt besser in Erinnerung
Brunbauer ärgert das: „Wenn man sich anschaut, welche CO₂-Mengen die Digitalisierung generiert – das ist mindestens so viel wie der weltweite Flugverkehr.“ Die wachsende Zahl an Rechenzentren, die nötig sind, würden das Klima belasten: „Rechenzentren brauchen Kühlungen und Strom“, sagt der Unternehmer, der auch auf Studien verweist, dass Papierwerbung noch immer besser in Erinnerung bleibt: „Sie ist viel vertrauenswürdiger als ein E-Mail oder ein Newsletter.“

Außerdem stellt er fest, dass Menschen diskriminiert werden, die mit der Digitalisierung ihre Probleme haben: „Ich sehe das in der Familie. Da gibt es Menschen, da kann man es vergessen, denen ein E-Mail zu schreiben.“ Der Lenzing-Papier-Chef will weg vom Schwarz-Weiß-Denken: „Ich lehne Digitalisierung nicht ab, wir nutzen sie selbst im Unternehmen, aber es geht darum, mit Maß und Ziel vorzugehen.“