70 Jahre alt wäre Hansi Lang jetzt geworden, und die heimische Musikszene mit Produzent Thomas Rabitsch als Mastermind schenkt ihm ein letztes Album: Mit „Sing, Hansi!“ feiert die Austropop-Legende dort Auferstehung, wo alles begann und wo auch die Tonaufnahmen gefunden wurden: im Gemeindebau.
Stiege 18, Tür 1, gleich im Erdgeschoß im Gemeindebau zwischen der Hutweidengasse und der Krottenbachstraße in Wien-Döbling: Dort wuchs Hansi Lang auf, dort verbrachte er auch seine letzten Jahre wieder, und dort entstanden jene Heimaufnahmen, die nun, 16 Jahre nach seinem Tod, zu einem neuen letzten Album des heimischen Musikers und Schauspielers wurden: „Sing, Hansi! – Lieder aus dem Gemeindebau“.
Ein Billa-Sack‘l voller selbst gebrannter CDs
Das Album zeigt posthum eine neue Seite von Lang: Bis zuletzt feilte er an einem Dialekt-Album. Diese Song-Skizzen fanden nach seinem Tod zu seinem langjährigen Freund Thomas Rabitsch, als graue Eminenz des Austropop ebenso für die Karriere Langs wie die von Falco und unzähligen anderen mitverantwortlich. Erst während der Corona-Pandemie fand Rabitsch die Zeit und den nötigen emotionalen Abstand, um sich die Lieder genauer anzuhören – und herauszufinden, wie gut sie eigentlich waren.
Langs Tochter übergab ihm das Material, vor allem selbst gebrannte CDs, „in einem Billa-Sack‘l“, wie sich Rabitsch heute gegenüber der „Krone“ erinnert. Dass er sich den Liedern erst ab dem Jahr 2020 widmete, entpuppte sich als Glücksfall: Inzwischen hatten sich die Musik-Software und Studiotechnik so weiterentwickelt, dass man Langs Stimme klar herausdestillieren, den Rest mit der Creme de la Creme der heimischen Musikszene auffüllen und so ein echtes Album daraus machen konnte.
Die Riege der Musiker auf dem Album umfasst so ziemlich alles, was in der heimischen Szene Rang und Namen hat: Weggefährten von Lang wie Harri Stojka, Heli Deinboek und Tini Kainrath finden sich darauf ebenso wie jene, die mit seiner Musik groß geworden sind, etwa Ernst Molden, Birgit Denk und Marco Wanda. Sie alle trugen ihren Teil aus Wertschätzung für Lang bei und verzichteten auf jegliche Gage.
Schöne und schmerzliche Erinnerungen
Rabitsch und die Musiker auf dem Album haben sich künstlerisch ganz in den Dienst von Lang gestellt. Es sei ihm vor allem darum gegangen, Langs Musik so hörbar zu machen, wie Hansi selbst sie wohl hören hätte wollen, sagt er. Nach der ausverkauften Vorstellung des Albums im Rabenhof-Theater am Geburtstagsabend wird die Musik auch noch am 24. und 25. Jänner sowie am 1. Februar präsentiert. Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál sieht in dem Album ein „unerwartetes und berührendes Erbe“ von Lang und dass der „Gemeindebau so viel mehr als ein Ort ist, an dem man leistbar und abgesichert leben kann“.
Die Feier im Hansi-Lang-Hof wurde zur sentimentalen Würdigung des Schaffens und Lebens des Künstlers. Sein Bruder Robert erinnerte sich an gemeinsame Kindertage, als der Gemeindebau noch „ihr Reich“ war, an spätere Zeiten, als Hansis neue Musikerfreunde, von Falco abwärts, regelmäßige Gäste waren – und auch an späte Jahre und den Kampf gegen die Drogensucht: „Oft denk‘ ich mir, ich hab‘ ihm nicht genug geholfen – und dann ärgere ich mich wieder, wie sehr er unserer Mutter weh getan hat.“ Ehemalige Nachbarn lassen jedenfalls nichts über „ihren“ Hansi kommen: Er sei immer nett gewesen, habe jeden gegrüßt, aber sei recht still gewesen. Er habe wohl seine Probleme gehabt – aber damit sei er ja nicht der einzige im Gemeindebau.
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