„Wir wissen null“
Keine Spur von entführter Wienerin (73) in Niger
Nach wie vor gibt es keine Spur von der im Niger entführten Österreicherin und keinen Anhaltspunkt, wer sie verschleppt haben könnte. „Die Ruhe ist ein bisschen erschreckend“, so das Familienmitglied, das nicht namentlich genannt werden will.
Die Entführung einer 73-jährigen Österreicherin in Agadez, Niger, wird von der Familie der entführten 73-jährigen Wienerin als wenig professionell beschrieben. Sie deute nicht darauf hin, dass „Super-Salafisten eingefallen sind“.
Wienerin wurde ohne Gewalt entführt
Fünf groß gewachsene, etwa 30-jährige Männer verschafften sich gewaltsam Zugang zu dem Haus der Aktivistin, wobei es zu einer Rangelei mit dem Wachmann kam. Ein Schuss, der sich dabei aus einer Pistole löste, verletzte angeblich einen der Entführer am Bein. Ohne große Gewalt wurde die Frau in ein Auto gezwungen und weggebracht. Die Familie betonte, dass die Entführer wohl nicht wussten, wen sie entführt haben. Dies wecke einerseits Hoffnung, dass es sich nicht um islamistische Terroristen handeln würde, andererseits aber auch Sorge über unüberlegte Handlungen der Täter.
Dass die fünf Männer Turbane trugen und Haussa sprachen, sei nicht weiter auffällig und lasse keine Rückschlüsse zu. „Vieles ist Spekulation, wir wissen null“, hieß es aus der Familie.
Die 73-Jährige ist seit 1996 mit ihrem selbst gegründeten Kulturverein Amanay im Niger aktiv. In Agadez, am Rand der Sahara, ist sie sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Behörden gut vernetzt. Ihr Engagement konzentriert sich auf die Bildung junger Menschen in Bereichen wie Musik, Gesundheit, Ökologie oder Handwerkskünsten, etwa Schneiderei. 2010 gründete sie ein Kompetenzzentrum, das den interkulturellen Austausch zwischen Kulturen, Religionen und Menschen fördert, das Familienmitglied weiter. Sie genieße in der Region große Beliebtheit: „Alle sind betroffen.“ Jedes Jahr verbringt die Frau von September bis April in Niger.
Vieles ist Spekulation, wir wissen nichts.
Ein Familienmitglied der entführten Wienerin
Unterstützung des Außenministeriums „gut“
Nach der Entführung habe es eine breite Welle der Solidarität in der Presse und Bevölkerung gegeben. Die Gendarmerie habe bereits viele potenzielle Zeugen befragt, um Hinweise zu den Tätern, ihrem Aufenthaltsort und ihren Motiven zu erhalten. Die Familie hofft, so Verhandlungen über eine Freilassung einleiten zu können. „Ich weiß, dass alles unternommen wird, um an diese Informationen zu kommen“, erklärte ein Familienmitglied, das die Verhältnisse vor Ort gut kennt. Ohne konkrete Hinweise sei es jedoch schwierig, „die Wüste zu durchkämmen“.
Unterstützung vom österreichischen Außenministerium und der Botschaft in Algier beschreibt die Familie als „sehr gut“, und der Austausch funktioniere reibungslos. Am Montagnachmittag wird im Außenministerium in Wien erneut über den Fall beraten.
Reisewarnung seit sieben Jahren
Seit dem Militärputsch im Niger im Juli 2023 und dem Abzug französischer Truppen habe sich die Sicherheitslage in Agadez nicht verschlechtert, so die Familie. Die Frau sei vorsichtig und durch ihre Vernetzung gut informiert gewesen. Dennoch stellt der Fall eine Prüfung für die Kontrolle der Militärregierung über das Land dar.
Das österreichische Außenministerium warnt seit fast sieben Jahren vor Reisen nach Niger und ruft Österreicher:innen auf, das Land zu verlassen. Die Sicherheitslage für Ausländer gilt als äußerst kritisch: Entführungen und Anschläge seien jederzeit möglich, auch in der Hauptstadt Niamey.
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