Die Richter entschieden über eine Klage gegen das Pharmaunternehmen Myriad Genetics, das sich Patente auf zwei krebsauslösende Gene gesichert hatte. Dies gab dem Unternehmen bisher die Möglichkeit, Tests für die Gene mit den Abkürzungen BRCA1 und BRCA2 exklusiv zu vermarkten. Diese Gene können Brust- und Eierstockkrebs auslösen.
Eine Betroffene war Hollywoodstar Angelina Jolie, die bei der Bekanntgabe ihrer vorsorglichen doppelten Mastektomie auf die hohen Kosten für die Tests in den USA hingewiesen hatte. Ein Test kostet in den USA rund 3.000 Dollar - für viele potenziell betroffene Frauen ist das nicht erschwinglich. Auch in Österreich gibt es dazu erst seit vergangenem Jahr ein etabliertes flächendeckendes und kostenloses Versorgungsnetzwerk.
Grundsatzurteil vereinfacht Forschung massiv
Die Kläger in den USA warfen Myriad Genetics unter anderem vor, die mehrere Tausend Dollar teuren Tests seien für viele Patienten unerschwinglich. Zudem blockiere die Patentierung der Gene deren Erforschung durch andere Unternehmen oder Institutionen. Das Urteil war mit Spannung erwartet worden, weil es Auswirkungen auch auf zahlreiche andere Bereiche der Gentechnik und der Medizin haben dürfte. Patente wurden unter anderem auch im Zusammenhang mit anderen Krebskrankheiten sowie Morbus Alzheimer angemeldet.
Der Supreme Court ließ lediglich eine Art von Patentierung zu, jene von künstlich nachgeahmtem Erbgut. Dieses werde schließlich "nicht von der Natur hergestellt", so das Gericht. Allerdings spielt künstlich nachgeahmtes Erbgut in der Forschung bisher eine untergeordnete Rolle und für Gentests auf Krankheiten wird es nicht benötigt.
Rund 25.000 Frauen in Österreich hoch gefährdet
Jede 300. bis 500. Österreicherin (rund 25.000 Frauen) ist potenzielle Trägerin der Mutationen der Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2, erläuterte vor wenigen Tagen der Wiener Gynäkologe Christian Singer (MedUni Wien/AKH). Das erhöht das Krebsrisiko. Laut internationalen Studien haben Frauen mit einer solchen Mutation ein Lebenszeitrisiko von über 85 Prozent, an Brustkrebs zu erkranken, bei Nicht-Trägerinnen solcher Mutationen liegt das dieses Risiko bei zwölf Prozent. An der Universitäts-Frauenklinik in Wien wurden seit dem Bekanntwerden des Falles von Angelina Jolie fünfmal mehr Anfragen diesbezüglich als zuvor registriert.
"Ungefähr 15 bis 20 Prozent der betroffenen Frauen mit einer solchen Mutation entscheiden sich dann zu einer vorbeugenden, beidseitigen prophylaktischen Mastektomie", sagte Singer und verwies auf eine in den Brustkrebszentren durchgeführte Umfrage. Und: Rund ein Viertel der Hochrisikopatienten lässt sich die Eierstöcke prophylaktisch entfernen.
Damit die kostenlose genetische Beratung in Anspruch genommen werden kann, muss eines der folgenden Kriterien in einer Linie der Familie (mütterliche oder väterliche Seite) erfüllt sein:
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