Krisenstab einberufen
Terrormiliz bestreitet Entführung von Wienerin
Im Fall um die entführte Wiener Aktivistin Eva G. (73) dementiert die islamistische Terrormiliz JNIM, ein regionaler Ableger der Al-Kaida, für die Entführung im Niger verantwortlich zu sein. Die Gruppe kritisierte am Montag außerdem Journalisten und das Sicherheitsmanagement der Regierung angesichts der Krise in der Region.
„Wir haben keine Verbindung zu dieser Tat und weisen die gegen uns erhobenen Anschuldigungen zurück“, erklärte die Terrorgruppe am Dienstag. JNIM bezeichnete die von Medien verbreiteten Informationen, die Miliz habe eine Geschichte von Entführungen ausländischer Bürger in der Sahel-Region zur Aufbesserung ihrer Kassen durch Lösegeld, als „Lügen“.
Von entführter Wienerin fehlt jede Spur
Aus dem Außenministerium sowie von der Familie der Österreicherin hieß es am Dienstag, dass sich die Entführer noch nicht gemeldet hätten. Das „Schweigen“ spreche dafür, dass den Kidnappern klar sei, dass die Ende April 1952 geborene Wienerin Eva G. nicht freigekauft werden könne, sagte ein Familienmitglied. Es gebe eine große Welle der Solidarität im Land.
Bewaffnete Männer waren am Samstag in das Haus der Frau eingedrungen und verfrachteten sie in einen Geländewagen. Die Österreicherin, die seit fast drei Jahrzehnten in Agadez lebt, werde von den Bewohnern als „Schwester“ betrachtet, schreiben Medien. Seit 1996 ist sie mit dem von ihr gegründeten privaten Kulturverein Amanay im Niger aktiv und in Agadez am Rande der Sahara sehr gut vernetzt – unter anderem auch mit den Behörden.
Nach Angaben auf Facebook engagiert sie sich für die Bildung junger Menschen, etwa in Bereichen wie Musik, Gesundheit, Ökologie oder Handwerklichem wie der Schneiderei. 2010 baute sie dafür ein eigenes Kompetenzzentrum. Ihr gehe es um die Begegnung zwischen Kulturen, Religionen und Menschen, so das Familienmitglied.
Krisenstab für Maßnahmen eingerichtet
Das Außenministerium hat eine Vertreterin der Botschaft in Algerien in den Niger geschickt. Außerdem wurde ein Krisenstab zur Koordinierung der Maßnahmen eingerichtet. Vor Ort laufe eine Suchaktion der lokalen Behörden, hieß es.
Jama‘at Nusrat al-Islam wal Muslimeen (JNIM), die „Unterstützungsgruppe für Islam und Muslime“, ist eine in Mali ansässige angegliederte Al-Kaida-Gruppe, die in den letzten Jahren ihre Operationen auf Nachbarländer wie Burkina Faso, Niger und Senegal ausgeweitet hat. Als formelle Al-Kaida-Zweigstelle in Afrika habe sich JNIM der Entmachtung regionaler Regierungen und der Umsetzung der Scharia (islamisches Recht) in den Gebieten, in denen sie tätig ist, verschrieben, erklärt die Anti-Extremismus-Organisation Counter Extremism Project (CEP).
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