Zeitgenössisches Volkstheater hat sich das Grazer Theater im Bahnhof auf seine Fahnen geheftet. Auch in seinem diesjährigen Programm legt das Kollektiv Wert auf eine subjektive europäische Erzählung und setzt nach „Unbehagen“ 2023 und „Blind Date Europa“ im vergangenen Jahr heuer auf „Neue Pakte“.
„Wir machen Theater, das sich in populären und grenzgängerischen Formaten an alle Bevölkerungsschichten richtet“, betont Ed. Hauswirth, neben Johanna Hierzegger, Monika Klengel und Helmut Köpping einer der vier Chefs des Theaters im Bahnhof. Dabei gelte es, sich von einer Leitkultur abzugrenzen und progressives Theater zu machen. „Volkstheater muss nicht das sein, was manche glauben“, verteidigt er den offenen Begriff, den das das TiB vertritt.
An den neuen Kulturlandesrat, aber auch an die gesamte Politik richtet das Theater im Bahnhof den Aufruf, sich hinter die Kunst und die freie Kulturarbeit zu stellen und nicht Geschmacksrichtungen gegeneinander auszuspielen. Dass es bis heute keine Förderungen für dieses Jahr und keine Ausschreibung für die mehrjährigen Förderverträge (ab 2026) gibt, mache vielen Kulturschaffenden große Sorgen. Und es gelte zu bedenken: „Mit Geld gestaltet man Strukturen, man sollte es also treffend einsetzen.“
Vorprojekt aus aktuellem Anlass
Noch bevor das eigentliche Programm der „Neuen Pakte“ in Angriff genommen wird, hat sich aus aktuellem Anlass eine Produktion quasi hineingedrängt. Nach vielen Jahren versucht sich das Team wieder an einer improvisierten Sitcom. Das Konzept zu „Gas Toni. Ein Familienbetrieb am Kipppunkt“ stammt von Lorenz Kabas und Jacob Banigan. Die erste Staffel soll am 23. Jänner im Quartier Theater im Bahnhof an den Start gehen und bis Ende April erkunden, wie in einem fiktiven Installationsbetrieb linkes und rechtes Gedankengut miteinander oder nebeneinander existieren können.
Drei Pakte mit neuen und alten Partnern
Ab Mai werden dann Pakte geschlossen: Den ersten geht das TiB mit dem Grazer Netzwerk des Grünen Bandes (rotor, FH Joanneum, GrazMuseum und viele mehr) ein. Entlang des fiktiven grünen Streifens, der den Plabutsch mit dem Leechwald verbindet, erkunden die Akteure des TiB spielerisch Orte wie städtische Hitzeinseln oder versiegelte Flächen. Dabei entstehen kurze Filme, die zusammengefügt, eine „Chronik der Dinge, die wir nicht verstehen“ ergeben. Diese wird dann im Quartier Theater im Bahnhof zu erleben sein.
Den zweiten Pakt schließt das TiB mit dem Planetenparty Prinzip. Im Rahmen des steirischen herbstes soll diese außergewöhnliche Produktion, die einen Großteil des TiB-Ensembles und fast alle Planeten (insgesamt an die 20 Personen) vereint, zu sehen sein. So eine geballte Ladung Freie Szene sieht man selten auf einer Bühne. Mehr verraten die Regisseure Nora Köhler und Helmut Köpping dann im Rahmen der herbst-Präsentation.
Pakt Nummer drei schließlich bringt zwei sehr unterschiedliche Kollektive zusammen. Das Theater im Bahnhof macht gemeinsame Sache mit Total Refusal. In „Let´s Play I am old and tired“ werden Performance und Computerspiel zusammengeführt. Dabei geht es um die Frage, was passiert, wenn der hyperaktive Avatar eines Spiels plötzlich von Alter und Resignation heimgesucht wird. „Wir waren neugierig auf die Arbeitsweise des jeweils anderen“, erzählt Robin Klengel von Total Refusal.
Natürlich sind die Dauerbrenner „Montag. Die improvisierte Show“ und „Game of Death“ weiter im TiB-Programm zu finden. Und auch die aktuellen Produktionen werden nicht ad Acta gelegt. Das „Herbstfest“ und „Blind Date Europa“ werden in Wien zu sehen sein, „Spiel mir das Lied von Knittelfeld“ kehrt in die obersteirische Metropole zurück, „Hilde“ tourt durch die Lande, ebenso wie „Zu Ende gehen“.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.