Wegen seiner dubiosen Erziehungsmethoden muss sich ein pensionierter Polizist (53) in Graz vor Gericht verantworten. Der Tier-Energetiker soll Problemhunde misshandelt und gequält haben. Er bestreitet die Vorwürfe, gesteht aber Fehler ein.
Auf Videos im Internet war zu sehen, wie der 53-jährige Steirer Hunde offenbar quält. Er kniet auf ihnen, fixiert die Vierbeiner über lange Zeit am Boden, tritt sie brutal und würgt sie mit Ketten-Halsbändern und reißt sie hin und her.
„Er bezeichnet sich als Tier-Energetiker, der mit Problemhunden arbeitet. Aber nicht mit positiver Bestärkung, Leckerlis oder Zirkuskunststücken, wie er sagt, sondern über Energien, damit sie eine gemeinsame Sprache sprechen“, erläutert Staatsanwältin Laura Markt-Holzmann. „Doch seine Thesen und Methoden sind veraltet und überholt“, betont die Anklägerin.
„Tiere hatten nur Angst“
Er habe die Hunde etwa zu Boden gedrückt, bis sie zitterten. Jetzt entweicht ihre Energie, habe er behauptet. „Tatsächlich hatten die Tiere nur Angst wegen der brutalen Erziehungsmethoden“, zitiert Markt-Holzmann aus einem Gutachten. An Würgehalsbändern hätte er Tiere durch die Luft geschleudert.
Er arbeitete nicht mit positiver Bestärkung, Leckerlis oder Zirkuskunststücken, wie er sagt, sondern über die Energien.
Staatsanwältin Laura Markt-Holzmann
„Ich habe nicht die notwendige Sorgfalt walten lassen“, gesteht der angeklagte Ex-Polizist gegenüber Richter Christoph Lichtenberg ein. Er habe Fehler gemacht, meint er in Richtung der Würgehalsbänder, auch wenn er sich nicht schuldig bekennt. „Ich musste mich verteidigen. Die Hunde waren ja massive Problemhunde, die mich attackierten. Sie waren oft jahrelang in einem qualvollen Zustand.“ Trotz Beißkorb habe er Verletzungen davongetragen.
„Was war die Option für diese Tiere?“, interessiert den Richter, selbst großer Hundeliebhaber. „Weggeben oder einschläfern. Sie waren auf dem Abstellgleis“, so die nüchterne Antwort.
Ich musste mich verteidigen. Die Hunde waren ja massive Problemhunde, die mich attackierten.
Der angeklagte pensionierte Polizist
„Ich war Hoffnung für alle“
Aber nicht alle seien Killerhunde gewesen. Es waren auch Tiere, die nur zu keinem sozial adäquaten Verhalten fähig waren – wie etwa ganz normalem Spazierengehen. „Ich war die Hoffnung für alle.“ – „Und die Kunden waren zufrieden?“ – „Die meisten schon.“ – „Ja“, muss der Richter zugeben, „das sagen auch tatsächlich die meisten Zeugen aus.“
Kettenhalsbänder sind allerdings seit 15 Jahren verboten. „Aber es geht hier nicht um die Frage, ob sie verboten sind, sondern ob es Tierquälerei war“, klärt Richter Lichtenberg auf. „Haben Sie die Würgehalsbänder ohne Stopp benutzt?“, will er wissen. – „Ja, das war ein Fehler“, sagt der Tierenergetiker.
Würgehalsband mehr wie Goldkette
Aber die Ketten seien notwendig gewesen, weil sie energetisch für das Loslassen stehen. Und das Wasser (mit dem er die Tiere anspritzte) sei das Element der Seele. „So versuchte ich mich den Tieren eben energetisch zu nähern“, erklärt er. Und die Ketten seien ohnehin ganz locker verwendet worden. „Wie eine Goldhalskette.“ Es habe auch oft das metallische Geräusch als Impuls ausgereicht.
Und das Treten in die Weichteile? Wie erklärt der Angeklagte das? „Dieser Impuls dient dazu, die Tiere zu erreichen, sie aus ihren Problemsituationen herauszuholen. Aber nicht als Angriff.“ Denn es gehe ja um Vertrauen. Gewalt sei keine Lösung.
Prozess vertagt
Mitangeklagt sind noch die Lebensgefährtin des Pensionisten als Beitragstäterin, weil sie die Videos angefertigt hat und eine Polizistin aus Deutschland, die auch einen Hund misshandelt haben soll. Der Prozess wurde auf Ende Jänner vertagt. Dann sollen Zeugen und Gutachter zu Wort kommen.
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