Auch wenn die EU protektionistische Maßnahmen gegen China eingeführt hat, um die eigene Automobilindustrie durch billige E-Auto-Importe zu schützen, findet das Reich der Mitte offenbar genügend Schlupflöcher, um dennoch in Europa Fuß zu fassen. Das geschieht mit tatkräftiger Unterstützung Ungarns, wo nun ein Produzent von wichtigen Grundkomponenten für Elektromotoren ein Werk bauen wird.
Konkret handelt es sich um die Xinzhi Group, welche laut Ungarns Außenminister Péter Szijjártó mit einer Investition von rund 121 Millionen Euro fast 900 neue Arbeitsplätze – nicht nur in der Produktion, sondern auch im Bereich der Forschung und Entwicklung – schaffen werde. Das Werk wird dem Vernehmen nach in der nordungarischen Stadt Hatvan entstehen. Ob es sich bei den 900 Arbeitskräften um Ungarn oder um chinesische Gastarbeiter handeln wird, ist offen.
„Ungarn bei Umstellung auf E-Autos an vorderster Front“
Das neue Unternehmen in Hatvan soll jährlich eine Million Stator- und Rotorteile für Elektromotoren produzieren können. Ungarn stünde bei dem Prozess der Umstellung auf Elektroautos an vorderster Front, da es als eine Hochburg und als ein Vorreiter der globalen Erneuerung der Automobilindustrie gelte, frohlockte Szijjártó.
Vereinbarung auch mit Volkswagen
Der ungarische Chefdiplomat betonte aber, dass die Investition nicht nur „eine gute Nachricht für Ungarn“ sei, sondern auch dazu beitragen werde, den „wirtschaftlichen Niedergang der EU“ umzukehren. Tatsächlich würde auch die europäische Autoindustrie von der chinesischen Niederlassung profitieren – vor allem im Bereich der Forschung und Entwicklung. Im Sommer des Vorjahres gab Xinzhi bekannt, dass es bereits eine Vereinbarung mit Volkswagen über die Lieferung von Stator- und Rotorteilen gebe. Es handelte sich dabei um den ersten Großauftrag eines Autobauers außerhalb Chinas.
Kritik an Engagement Chinas in Ungarn
China ist in Ungarn sehr aktiv. Der E-Auto-Hersteller BYD baut ein großes Werk im südungarischen Szeged, der Batteriezellen-Erzeuger Catl eine Mega-Fabrik im ostungarischen Debrecen. Chinesische Unternehmen bauen die neue Bahnstrecke von Budapest in die serbische Hauptstadt Belgrad. Für den Bau des ungarischen Abschnitts nahm Ungarn bei der chinesischen Exim-Bank einen Kredit von fast 900 Millionen Euro auf.
Allerdings gibt es in Ungarn auch warnende Stimmen, die darauf hinweisen, dass chinesische Unternehmen häufig ihre Wertschöpfungsketten weitgehend schützen und in den Gastländern wenig vom Kuchen übrig bleibt. Die Führung in Peking investiere vor allem, um den EU-Strafzöllen zu entgehen, weil die Autos in der Europäischen Union gebaut und nicht importiert würden, heißt es in Medien. Treffend war in diesem Zusammenhang auch eine Schlagzeile im ungarischen Wirtschaftsportal „G7“: „Immer mehr chinesische Zulieferer bauen in Ungarn, aber ist das gut für uns?“
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