Nach einer Trennung

Gewalt gegen Frau als Ausdruck der Sprachlosigkeit

Oberösterreich
16.01.2025 08:00

Am Samstag schoss ein 71-Jähriger in Ebensee auf seine Ex-Frau (61), verletzte sie und richtete sich dann selbst. Der Grund: Die Trennung. Kein Einzelfall, denn immer wieder verkraften Männer das Ende von Beziehungen nicht, greifen zu Gewalt.

Das zeigt ein Blick in die Statistik: 27 Frauen wurden in Österreich 2024 ermordet, dazu kommen noch 41 Mordversuche oder schwere Gewalt. Aber wieso sind es fast ausschließlich Männer, die völlig die Beherrschung verlieren? Die Antwort ist nicht einfach, wie Experten betonen. Es gebe aber gewisse Parameter, die dazu führen, dass aus Liebe plötzlich Hass und Gewalt wird. Im Gegensatz zu Frauen haben viele Männer keine Freunde, mit denen sie über Gefühle reden können.

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Das Wichtigste in der Beratung ist, dass die Männer die Verantwortung für ihre Taten übernehmen. Die Frau oder Freundin war nicht schuld und auch die eigene Lebensgeschichte war nicht verantwortlich.

Richard Schneebauer, Männerberatung des Landes

Angst vor Verlust und Besitzdenken
„80 Prozent haben keinen besten Freund“, sagt Richard Schneebauer, Leiter der Männerberatung des Landes Oberösterreich. Dazu kommen alte Rollenbilder und die Unfähigkeit, mit Frustration umzugehen. Eine explosive Mischung, wenn es dann zu einer Trennung kommt. „Die Angst vor dem Verlust, vor dem Alleinsein und das Besitzdenken sind ganz gefährlich“, weiß Schneebauer aus seiner Arbeit.

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Im Fall einer Trennung glauben viele Männer, dass sie als Mann völlig versagt haben. Sie haben dann nicht mehr die Macht über die Beziehung. Manche sind in solchen Situationen eine tickende Zeitbombe.

Josef Hölzl, Gewalt- und Lebensberater bei der Diözese Linz

Josef Hölzl von der Männerberatung der Diözese Linz attestiert vielen seiner Geschlechtsgenossen „fehlende emotionale Kompetenzen“. „Dazu kommt noch die Angst, als Mann völlig versagt zu haben, weil es zu einer Trennung kommt“, sagt Hölzl. Und für einige scheint dann Gewalt der einzige Ausweg.

„Nicht die Umstände waren schuld“
Bei der Beratung gibt es Workshops an Schulen und Männergruppen, viele kommen mittlerweile freiwillig oder werden vom Gericht geschickt. Zuallererst wird dann besprochen, warum die Männer die sind, die zugeschlagen haben. „Sie müssen Verantwortung übernehmen. Nicht die Umstände waren schuld. Die Frau oder Freundin war nicht schuld und auch die eigene Lebensgeschichte ist nicht verantwortlich“, so Schneebauer.

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