Krisen, Chaos und Skandale – der FC Bayern München begründete in den 90ern seinen zweifelhaften Ruf als „FC Hollywood“. Eine fünfteilige Dokumentation erinnert jetzt daran. Sie wird ab heute Abend (22.30 Uhr, ZDF) ausgestrahlt.
Am Anfang watschelt die Klublegende Lothar Matthäus noch mit den Pinguinen zum Spaziergang, doch als Stürmerstar Jürgen Klinsmann verpflichtet wird, ist es schnell vorbei mit der Ruhe – „Loddar“ ist schnell klar: Es kann hier in München nur einen geben. Und das ist sicher nicht der Klinsmann. Herzlich willkommen im kunterbunten Zoo der Zickenkriege und der Eitelkeiten. Die Geschichte des FC Bayern in den 90er-Jahren wurde x-fach erzählt und hat noch immer nichts von ihrer Faszination verloren. Heute Abend (22.30 Uhr, ZDF) startet die fünfteilige Dokumentation „FC Hollywood – Der FC Bayern und die verrückten 90er“ und wirft ein gleißendes Licht auf jene fünf Jahre des Klubs, die ihn bis heute und wohl in alle Ewigkeit als besonderes schillerndes Exemplar in der Welt des Ballesterns zeigen.
Die Klubbosse Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß erkannten, mit der Einführung des Pay-TV und der Professionalisierung der Champions League, das ungenützte Marketing-Potenzial in der Stadt der wilden Schickeria. Im Schnelldurchlauf, aber ohne zu hasten, eilt die Dokumentation durch Skandale, die heute gar nicht mehr vorstellbar sind. Etwa als sich Matthäus mit einem Wiener „Bild“-Redakteur anfreundet, die beiden Matthäus’ Tagebücher veröffentlichen und damit einen Keil in die gesamte Mannschaft treiben. Man wird Zeuge, wie Jungtalent Mehmet Scholl zum ersten Popstar des deutschen Fußballs wird, wie der italienische Startrainer Giovanni Trapattoni bei einem legendären Wutausbruch die Contenance verliert, wie Skandalnudel Stefan Effenberg von den eigenen Fans ausgebuht wird und Mario Basler vor dem Champions-League-Finale 1999 bis 4 Uhr morgens an der Hotelbar Bier trinkt.
In launigen Interviews erinnern sich ehemalige Spieler, Funktionäre, Medienvertreter und Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld an eine Zeit voller Intrigen, Skandale und Klischees zurück und werden sich noch heute nicht über Recht oder Unrecht einig. Das fußballerische Zeitdokument führt vom Trainingsplatz über das Nachtleben bis hin zu den größten Triumphen und Tragödien unterm Flutlicht. Spannend: Viele der Skandale waren möglich, weil Medien damals noch ungehindert und direkt zu den Spielern kamen und diese nicht wussten, wie sie mit dem Glanz der Öffentlichkeit umgehen sollen.
So manches Teamgefüge war so exzentrisch, das war „kurz vor der Irrenanstalt“, wie im letzten Teil der Dokumentation so humorig wie ehrlich angemerkt wird. Die 90er begründeten den Nimbus, dass man die Bayern lieben oder hassen muss – doch sie sind niemandem egal.
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