„Krone“-Interview

Martin Stranzl: „Wir haben unseren Weg verloren“

Fußball National
16.01.2025 07:15

Routinier Martin Stranzl blickt im Gespräch mit der „Krone“ auf den heimischen Fußball, kritisiert die Entwicklung im Nachwuchsbereich und wünscht sich Fokus auf Ausbildung …

Fast 60 Einsätze im rot-weiß-roten Nationalteam. 258 für Gladbach und Stuttgart in der deutschen Bundesliga und zig absolvierte Spiele in diversen europäischen Wettbewerben. Martin Stranzl hat in seiner Kicker-Karriere viel Erfahrung sammeln können. In der „Krone“ blickt der Burgenländer auf die Entwicklung im heimischen Fußball und spricht über:

  • die Qualität der österreichischen Bundesliga:
    „Im internationalen Vergleich fehlt uns da schon ein ganzes Stück. Allein bei der Verteilung der TV-Gelder sind wir hinten nach. Logisch, dass man dann auch nicht die hochwertigsten Spieler bekommt, eher ausbilden muss. Was auch die grundsätzliche Aufgabe der Klubs ist, wie ich finde.“
  • die „Durchlässigkeit“ in den Vereinen: 
    „Die ist leider verschwindend gering. Wie gesagt, die Entwicklung der Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sollte im Vordergrund stehen. Umso erschreckender ist es, dass viele Klubs nahezu komplett darauf verzichten, junge Kicker in die Kampfmannschaft zu integrieren. Wir versuchen uns in diesem Bereich etwas schönzureden, was aber nicht da ist.“
Stranzl verteidigte in der deutschen Bundesliga auch gegen Robert Lewandwoski (r.). (Bild: AFP/APA/CHRISTOF STACHE)
Stranzl verteidigte in der deutschen Bundesliga auch gegen Robert Lewandwoski (r.).
  • mögliche Stagnation von Nachwuchsspielern: 
    „Das hat viele Aspekte. Grundsätzlich hat es schon mit dem Willen und der Einsatzbereitschaft jedes Einzelnen zu tun. Aber mir stößt sauer auf, dass gefühlt jeder 15-Jährige einen Berater hat, die Verantwortung für die eigene Karriere abgibt. Zudem muss man den Jungs auch etwas beibringen. Mit 12-Jährigen muss man noch nicht über Taktiken reden, sondern wie in der gesamten Talentförderung individuell arbeiten.“
  • Ideen für die Zukunft in Sachen Jugend: 
    „Wir haben ein wenig unseren Weg verloren. Es braucht wieder einen größeren Pool an Qualitätsspielern, da fehlt mir die Breite für die kommenden Jahre. Wir müssen mehr in die Ausbildung kommen, mit allem, was dazugehört. Das ist halt auch ein finanzielles Thema. Es braucht adäquate Fördermittel.“
Jahrelang war der Burgenländer eine Stütze im Nationalteam. (Bild: AP ( via APA) Austria Presse Agentur/ASSOCIATED PRESS)
Jahrelang war der Burgenländer eine Stütze im Nationalteam.
  • die Situation beim A-Nationalteam: 
    „Die sehe ich positiv. Teamchef Ralf Rangnick hat eine klare Vorstellung, wie er spielen möchte. Die Quali für die WM wird zwar kein Spaziergang, ist aber ein Muss. Im einen oder anderen Bereich sind wir etwas fragil unterwegs, etwa bei der Position des Mittelstürmers – da kommt wenig nach. Aktuell haben wir noch einige Ausnahmespieler, aber die müssen fit bleiben.“
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