Transplantationserfolg

Hoffnung auf Heilung von Typ-1-Diabetes steigt

Wissenschaft
16.01.2025 08:20

Seit Jahren wird versucht, Typ-1-Diabetes, bei dem die Betroffenen sofort mit Ausbruch der Erkrankung auf Insulininjektionen angewiesen sind, zu heilen. Nun könnten Forscher ihrem Ziel einen großen Schritt nähergekommen sein. Erstmals ist es gelungen, einem Diabetes-Patienten Insulin-produzierende Zellen aus der Bauchspeicheldrüse eines Spenders zu transplantieren, die keine Abstoßungsreaktion hervorrufen.

Bisher mussten alle Patienten, die Spender-Inselzellen bekamen, zur Verhinderung einer Abstoßungsreaktion so behandelt werden, wie andere Organtransplantierte: lebenslang mit starken, die Immunabwehr beträchtlich schwächenden Medikamenten mit möglichen schweren Langzeitkomplikationen. Nun ist es schwedischen und US-amerikanischen Forschern gelungen, sogenannte hypoimmune Insulin-produzierende Zellen aus der Bauchspeicheldrüse eines gesunden Spenders zu entwickeln.

Im Dezember vergangenen Jahres wurde an der Universitätsklinik von Uppsala zum ersten Mal ein Patient mit Typ-1-Diabetes mit solchen genetisch veränderten Zellen behandelt. „Das Team um Per-Ola Carlsson, das seit 2001 Erfahrungen mit 60 konventionellen Inselzelltransplantationen (mit der Notwendigkeit anschließender Immunsuppression; Anm.) gemacht hat, implantierte die ,Pseudo-Inselzellen‘ in den Oberarm des nicht näher gekennzeichneten Patienten. Das Transplantat hat bisher vier Wochen überlebt, obwohl der Patient keine Immunsuppressiva erhielt“, heißt es in einer Presseaussendung der Klinik. 

Mitarbeiter der Universitätsklinik in Uppsala waren am Transplantationserfolg beteiligt. (Bild: APA/AFP)
Mitarbeiter der Universitätsklinik in Uppsala waren am Transplantationserfolg beteiligt.

Mit „Genschere“ fremde Gewebemerkmale ausgeschaltet
Hinter dem medizinischen Erfolg steckt eine auf der „Genschere“ CRISPR-Cas9 basierende Technologie. Im aktuellen Fall wurden Gewebemerkmale ausgeschaltet, welche die Zellen für das Immunsystem des Empfängers „fremd“ erscheinen lassen und eine sofortige und zerstörerische Abstoßungsreaktion in Gang setzen. Dies erfolgte in mehreren Schritten. Mit der Genschere CRISPR-Cas9 wurden aus der Erbsubstanz der Spenderzellen zwei immunologisch wirksame Gene (B2M und CIITA) entfernt. Per Genfähre wurde danach ein zusätzliches Gen (CD47) eingefügt, wie die deutsche Ärztezeitung berichtete. 

In einem Tiermodell hatte die Transplantation solcher Inselzellen sogar über die Artengrenze von zwei Makaken-Affen (Rhesus/Java) hinweg funktioniert und sechs Monate lang künstlich verursachten Typ-1-Diabetes geheilt, berichteten die Sana-Wissenschafter vergangenes Jahr in der Fachzeitschrift „Cell Stem Cell“. 

So kommt es zu Typ-1-Diabetes
Nicht bekannt ist bisher, wie stark bei dem behandelten Patienten eine Insulinproduktion durch die genetisch veränderten Inselzellen wieder in Gang gekommen ist. Details sollen in einer Fachpublikation veröffentlicht werden. Das Ziel wäre ja, dass Typ-1-Diabetiker kein Insulin mehr spritzen müssen. Eine Heilung von Typ-1-Diabetes, bei dem es durch eine Autoimmunreaktion zur Zerstörung der Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse kommt, wäre ein enormer Fortschritt der Medizin. Die Krankheit bricht zumeist bereits im Kindes- und Jugendalter aus, wodurch die Betroffenen in ihrem späteren Leben besonders durch Langzeitkomplikationen wie frühe Atherosklerose, Nieren- und Netzhautschäden gefährdet sind. Sie sind sofort mit ihrer Diagnose auf regelmäßige Insulininjektionen und ständiges Messen der Blutzuckerwerte angewiesen.

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