Während im Kampf um Wählerstimmen jedes kritische Thema gerne aufgegriffen wird, lässt in Gänserndorf die Debatte um eine „umgeleitete“ Ferienöffnung eines Kinderhortes die Parteien kalt. Ein ehemaliger Stadtrat hat nun die Initiative ergriffen.
Eine Bezirkshauptstadt, 12.000 Einwohner – und nur sieben Anmeldungen für Kinderbetreuung in den Weihnachtsferien. „Gekommen ist schließlich nur ein Kind“, erläutert Bürgermeister René Lobner die Entscheidung, warum in den kommenden Ferien nur der Kinderhort im etwa fünf Kilometer abgelegenen Stadtteil Gänserndorf-Süd öffnen wird. Der Standort neben der Volksschule ist im Zentrum der Stadt, bleibt aber geschlossen.
Stadtrat und Bürgerlistenchef in Ruhe hilft betroffenen Eltern
Das rief Ex-Stadtrat Walter Krichbaumer auf den Plan: „Nicht jede Familie in Gänserndorf-Stadt hat ein Zweitauto“, beklagt der Polit-Pensionist und hat eine Unterschriften-Petition vorbereitet. „Es gibt auch keine Bus-Verbindung dorthin - für manche Eltern eine unlösbare Tragödie. Es wundert mich nicht, dass viele an mich herangetreten sind, da sie anderswo keine Unterstützung bekommen.“
Die wahlkämpfenden Parteien reagieren nicht – daher setzte ich mich jetzt für die Familien ein.
Walter Krichbaumer, Ex-Bürgerlisten-Chef und Polit-Penionist
Zu wenige Anmeldungen, um zwei Standorte zu öffnen
Genau das fragt sich auch Bürgermeister Rene Lobner: „Ich bekam keine einzige Beschwerde.“ Nach dem geringen Interesse über Weihnachten zahlt es sich einfach nicht aus, beide Standorte zu öffnen, argumentiert er. „Das ist ja der Punkt – aufgrund der Distanz außerhalb des Stadtzentrums wollen Eltern nicht zusagen, obwohl der Bedarf da wäre“, kontert wiederum Krichbaumer.
Sechs Jahre gab es keine Diskussion darüber. Wir sind in der glücklichen Lage, in einem Sprengel zwei Horte zu haben. Und man erwartet ja auch von mir, dass ich kostengünstig arbeite.
René Lobner, ÖVP-Bürgermeister von Gänserndorf
„Gleiches Recht für alle“
Fragt sich: Warum springen andere Parteien nicht auf dieses sozusagen aufgelegte (Wahl-)Thema auf? „Es gilt gleiches Recht für alle – nun haben die Bürger von Gänserndorf-Süd kürzere Wege. Außerdem: Finanziell rentiert es sich nicht, und auch die Betreuer sind sicher froh, in den Ferien nicht arbeiten zu müssen“, so SPÖ-Stadtparteichefin Ulrike Cap zur „Krone“.
Krichbaumer ist um eine Antwort nicht verlegen: „Aufgrund der Abgelegenheit des Stadtteils haben die Familien zumeist Zweitautos – im Gegensatz zu den Zentrumsbewohnern.“
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