Drohte Terror an

Magdeburg: Taleb A. in 110 Vorfälle verwickelt

Ausland
16.01.2025 21:30

Deutschlands Sicherheitsbehörden haben sich öfter mit dem mutmaßlichen Magdeburg-Attentäter befasst als bisher bekannt. Eine Chronologie listet ganze 110 Vorfälle auf. Die Daten haben jetzt die Bundesbehörde und -länder an das Bundeskriminalamt übermittelt.

Knapp vier Wochen nach der Todesfahrt von Magdeburg wird immer klarer, wie regelmäßig die zuständigen Stellen über Jahre mit dem späteren mutmaßlichen Attentäter befasst waren. Ende Dezember berichtete der Innenausschuss noch von 80 Vorfällen, inzwischen wird die Zahl mit 110 angegeben.

Das Ministeriumspapier zeigt etwa, dass Saudi-Arabiens Behörden am 27. November 2023 das Bundesamt für Verfassungsschutz kontaktierten. Sie meldeten ein Posting ihres Staatsbürgers Taleb A. auf seinem X-Account. In Deutschland werde etwas Großes passieren, schrieb der Tatverdächtige darin. Die deutschen Behörden bewerteten Taleb A.s Nachricht jedoch als „unspezifischen Gefährdungssachverhalt mangels konkreter Hinweise“ und baten um weitere Anhaltspunkte, sollten welche folgen.

Andenken an die Opfer des Attentats in Magdeburg (Bild: AFP/Ralf Hirschberger)
Andenken an die Opfer des Attentats in Magdeburg
Taleb A. (Bild: Krone KREATIV/APA, TikTok)
Taleb A.
Politikerinnen und Politiker am Tatort (Bild: APA/dpa/Sebastian Kahnert)
Politikerinnen und Politiker am Tatort
Ein Polizist am abgesperrten Weihnachtsmarkt (Bild: APA/AFP/John MACDOUGALL)
Ein Polizist am abgesperrten Weihnachtsmarkt

Drohte schon Terroranschlag an
Zwei Monate vor dem Anschlag des Psychiaters erhielten Deutschlands Verfassungsschützerinnen und Verfassungsschützer dann wieder Post aus Saudi-Arabien. Sie erinnerten an ihre Mitteilung vom November 2023 und baten um Informationen, welche Maßnahmen getroffen worden seien. Dieses Schreiben wurde an den Bundesnachrichtendienst (BND) weitergeleitet.

Der heute 50-Jährige fiel den Behörden immer wieder durch massive Gewaltandrohungen auf. Im April 2013 hat A. mit der Ärztekammer um seine Zulassung zur Facharztprüfung gestritten und mit einem Terroranschlag gedroht. Damals wurde er zu einer Geldstrafe von 900 Euro verurteilt. Zudem drohte er etwa einem saudi-arabischen Botschafter, sich zu rächen, und damit, zwei Richter zu erschießen, die ihn ungerecht behandelt hätten.

Machte wirre Vorwürfe
2017 soll er eine Frau gegen ihren Willen geküsst und auf seinen Schoß gesetzt haben. Öffentlich trat er als Aktivist auf, der Frauen helfen wolle, aus Saudi-Arabien zu fliehen. Die Vorwürfe, die er seinen vermeintlichen Gegnerinnen und Gegnern sowie deutschen Behörden machte, waren teils wirr. Dabei ging es etwa um Spionage und Verletzung des Briefgeheimnisses.

Insgesamt waren mindestens sechs Bundesländer und im Bund Behörden mit Taleb A. beschäftigt. Darunter sind Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Hamburg und Bayern. Hinweise auf mögliche Straftaten kamen auch aus Großbritannien und Kuwait. Mehr als ein Dutzend Ermittlungsverfahren liefen in den Jahren vor dem Anschlag gegen den mutmaßlichen Täter, die meisten wurden wieder eingestellt (siehe Video oben).

Faeser: „Kein gängiges Raster“
Der Täter passe in kein gängiges Raster, sagte Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser. Bei Taleb A. soll der Hass auf Deutschland vom Hass auf sein Heimatland kommen. Er ist ein Anhänger von Verschwörungstheorien über eine „Islamisierung“ Deutschlands.  

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Der Täter passt in kein gängiges Raster.

Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser

„Die Aufklärung des schlimmen Anschlags von Magdeburg steht noch ganz am Anfang. Nach Vorlage der Chronologie haben wir eher mehr als weniger Fragen“, sagte der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz. Ein Untersuchungsausschuss soll sich nun mit diesen Fragen beschäftigen. „Warum die Gefährlichkeit des Täters nach heutigem Stand nicht erkannt wurde – trotz zahlreicher Hinweise“, müsse etwa geklärt werden.

Wie berichtet, soll Taleb A. am 20. Dezember 2024 mit einem Auto in den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast sein. Dabei kamen sechs Menschen ums Leben, 300 wurden verletzt. Er sitzt in einem Gefängnis.

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