Schöner fahren

Volvo EX90: Elegante Buckel-Wahl für Gutverdiener

Motor
17.01.2025 14:30

Selten war ein Volvo so groß und zugleich so elegant wie der brandneue EX90. Skandinavisches Design vom Feinsten. Nur ein kleiner Buckel stört die Optik. Ansonsten ist uns bei einer ersten Probefahrt in den USA im Rahmen der World Car Awards nicht viel Kritikwürdiges aufgefallen.

(Bild: kmm)

Ein Buckel hat bei Volvo bekanntlich Geschichte, allerdings in deutlich ausgeprägterer Form: Beim PV444/PV544 war die Karosserieform mit dem charakteristischen Rundheck prägend für den Spitznamen Buckelvolvo. Auch der Rest der Karosserie war eher undezent – wenn auch aus heutiger Sicht geradezu aufreizend schön – gestaltet.

Der „Buckel-Volvo“ PV444L (Bild: CC BY-SA 3.0)
Der „Buckel-Volvo“ PV444L
(Bild: CC BY-SA 3.0)

Der EX90 ist hingegen maximal dezent, eben bis auf den Buckel, den man für einen Halter für ein Taxischild oder einen Zusatzscheinwerfer halten könnte. Tatsächlich trägt er den Lidar-Sensor in sich, der künftig autonomes Fahren ermöglichen soll, einstweilen aber angesichts der Gesetzeslage noch etwas unterfordert ist.

Der EX90 trägt einen Buckel vorne am Dach. (Bild: Stephan Schätzl)
Der EX90 trägt einen Buckel vorne am Dach.
(Bild: Stephan Schätzl)

Was ist der Volvo EX90? Eigentlich sollte er der Nachfolger des XC90 sein und diesen auf den Verbrennerfriedhof verabschieden. Angesichts der einbrechenden Nachfrage nach Elektroautos wurde dieser Plan mittlerweile fallen gelassen und der XC90 bekommt – obschon bereits seit zehn Jahren am Markt und eigentlich überreif – ein weiteres Facelift. So gesehen war es vielleicht ein Segen, dass sich der Marktstart wegen Software-Problemen um anderthalb Jahre verzögert hat.

Die Verzögerung könnte auch ein Grund dafür sein, dass der EX90 nur mit einem 400-Volt-System kommt, obwohl im Geely-Konzern bereits 800 Volt verfügbar sind. So wirkt das Volvo-Flaggschiff technisch ein wenig inaktuell. Vor anderthalb wäre das noch nicht aufgefallen.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Großer Akku, gute Reichweite
Immerhin holen die Schweden alles aus der China-Technik raus, was geht: Mit 250 kW Ladeleistung lädt das Schiff von 10 auf 80 Prozent in 30 Minuten – und der Akku ist kein kleiner: 107 kW netto passen rein, was nach WLTP für 570 bis 614 Kilometern reichen soll, bei einem Verbrauch von 20,8 bis 22,0 kWh/100 km. 75 kWh bzw. rund 350 Kilometer in einer halben Stunde sind dann doch beachtlich. An die 300 Kilometer sollten auch in der Realität relativ leicht möglich sein, wenn man nicht gerade zügig auf der Autobahn unterwegs ist – sonst büßt man den Dank großer Stirnfläche hohen Luftwiderstand.

Noch ein Kritikpunkt zur Ladeperformance: Gleichstrom lädt der EX90 nur mit maximal 11 kW, mehr ist nicht einmal gegen Aufpreis drin – das ist madig bei einem Auto, das kaum unter 100.000 Euro zu bekommen ist. Man wird in der Preisliste zwar „22 kW“ finden, das ist aber die Maximalleistung der Wallbox aus dem Zubehörprogramm.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Schweben wie in der Rennsänfte
Das Fahren ist ein Gedicht, das adaptive Luftfahrwerk (kostet 2250 Euro extra) angenehm komfortabel, obwohl es auch flotte Kurvenfahrten erlaubt. Auf dem Angeles Crest Highway oberhalb von Los Angeles, einer gut ausgebauten Landstraße mit spaßigen Kurven, war der Volvo geradezu in seinem Element. Nicht einmal die Lenkung gibt sich beim sportlichen Fahren eine Blöße. Man spürt zwar die gut 2,7 Tonnen DIN-Leergewicht, ist aber immer wieder überrascht, wie leichtfüßig sich der in den USA produzierte Schwede bewegen lässt.

Was den Komforteindruck verstärkt, ist, dass es im EX90 extrem leise zugeht. Weder vom Antrieb noch aus der Karosserie noch von draußen dringen störende Geräusche ans Ohr. So geht Premium.

Allrad mit viel oder noch mehr Leistung
Apropos Antrieb: Solange die Version mit nur einem Motor (205 kW/279 PS, Frontantrieb, Akku mit 101 kWh netto) in Österreich noch nicht angeboten wird, hat man die Wahl zwischen zwei Allradlern.

Die Normalvariante kommt vorne auf 173 kW/235 PS und ein maximales Drehmoment von 420 Nm, hinten 127 kW/173 PS sowie 350 Nm. Macht insgesamt 300 kW/408 PS und 770 Nm, was für einen Standardsprintwert von 5,9 Sekunden reicht.

Eine Sekunde schneller erreicht man Landstraßentempo mit dem Zusatz Performance: 180 kW/245 PS/420 Nm und 200 kW/272 PS/490 Nm addieren sich hier auf 380 kW/517PS/910 Nm. Beide Versionen werden bei mittlerweile Volvo-typischen 180 km/h abgeregelt.

Spiegel und Lenkrad werden via Display und Lenkradtasten verstellt. (Bild: Stephan Schätzl)
Spiegel und Lenkrad werden via Display und Lenkradtasten verstellt.
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
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(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Elegantes Interieur mit sieben Sitzplätzen
Das reduzierte skandinavische Design der Karosserie zieht sich nahtlos in den sehr aufgeräumten Innenraum. Durchwegs wertige Materialien, kaum Plastik, dafür durchleuchtete Holzflächen sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Auf einer „schwebenden“ Mittelkonsole mit nicht verschiebbarer, aber sehr breiter Armauflage finden sich zwei Cupholder, eine Handy-Ladeschale sowie ein eleganter Lautstärkeregler. Darunter ist Platz etwa für eine Handtasche.

Die Bedienung über den großen zentralen Touchscreen ist leicht erlernbar, zumal wenn man jüngst einen Volvo in den Fingern hatte – das System basiert auf Google. Das Navi kann auch Routen mit passenden Ladestopps legen. Die Zielführung kann man auch auf dem kleinen Tachoscreen verfolgen.

Kritikwürdig ist, dass der Adaptivtempomat mit Spurführung nur bis Tempo 150 funktioniert (immerhin mehr als in anderen Fahrzeugen des Konzerns) und dass Einstellungen wie die der Spiegel und des Lenkrads umständlich über Display und Lenkradtasten erfolgen. Das Einzige, das im Vergleich zum hochwertigen Rest eine Spur billig wirkt, sind die Lenkstockhebel für Gangwahl und Scheibenwischer, die man aus dem EX30 kennt.

In Reihe drei reicht der Platz nur für Kinder. (Bild: Stephan Schätzl)
In Reihe drei reicht der Platz nur für Kinder.
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

In Reihe eins sitzt man hervorragend, in Reihe zwei auch ganz gut, wenn auch nicht ganz so opulent, wie man das in einem 5,04 Meter langen Stromer mit 2,99 Meter Radstand erwarten könnte. In der dritten Sitzreihe finden zwei Kinder Platz. Als vollwertiger Siebensitzer taugt der EX90 mangels Bein- und Kopffreiheit in der dritten Reihe nicht.

Dafür ist auch ganz hinten Platz für 324 Liter Gepäck. Hinter die zweite Reihe passen 669 Liter. Und wenn alles flachliegt, sind es dachhoch 1955 Liter.

Die Preise
Bei 93.460 Euro für den Standardantrieb in „Plus“-Ausstattung beginnt die Preisliste. Für den Performance werden 5000 Euro Aufpreis fällig. Knapp 6000 Euro kostet die „Ultra“-Ausstattung, sodass der EX90 Performance Ultra auf mindestens 104.300 Euro kommt.

Doch an dieser Stelle beginnt erst der obligatorische Weg durch die Aufpreisliste, denn selbst ein Ladekabel kostet extra. Immerhin ist die Wärmepumpe grundsätzlich an Bord. In Österreich ist auch das Winterpaket (Sitzheizung hinten, Lenkradheizung, Scheinwerferreinigungsanlage) dabei. Für Matrixscheinwerfer und die besondere Geräuschdämmung kommt man nicht am Ultra vorbei.

Immer extra kosten das hervorragende B&W-Soundsystem (2570 Euro), das adaptive Luftfahrwerk (2250 Euro) oder auch das Pilot-Assist-Paket (2000 Euro).

Fahrzit
Elegant, leise, geräumig – der Volvo EX90 ist eine gute Wahl und bestechende Alternative zu den deutschen Premiumvertretern und zeugt von besonderer Geschmackssicherheit. Mit seinen 400 Volt schrammt er als neue Baureihe aber knapp an der Zukunftssicherheit vorbei. Da mag man darüber hinwegsehen, denn ansonsten gibt es genug, was für ihn spricht, wenn man ihn sich leisten kann oder mag.

Warum?
Leise und komfortabel
Sehr elegant

Warum nicht?
Mit 400 Volt nicht ganz auf der Höhe, auch max. 11 kW sind zu wenig

Oder vielleicht …
… Tesla Model X, Mercedes EQE SUV, BMW iX

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