Nach dem Gewinn des Nestroy-Preises für „Ahnfrauen“ im vergangenen Jahr legt das steirische Theaterkollektiv Die Rabtaldirndln nun mit „Warum bricht mein Knie gerade jetzt“ eine Körperoper nach. Vier Frauen treffen sich darin in einer Reha-Klinik und suchen singend ihre Heilung in der Rebellion.
Ihre maroden Knie haben Frau Barbara, Frau Bea, Frau Rosi und Frau Gudrun in einer Reha-Klinik zusammengeführt. Während das TV-Gerät im Gemeinschaftsraum Bilder von Kriegen und brennenden Wäldern ausspuckt, versucht das Quartett seine Körper mit einem rigorosen Trainingsprogramm wieder fit zu bringen. Doch wie viel Sinn macht es eigentlich, inmitten einer krankenden Welt, der persönlichen Heilung nachzueifern?
Aufstand gegen den Primar
Das Knie ist das größte und komplizierteste menschliche Gelenk – und wird in dieser Produktion zu einem Sinnbild für die großen und komplizierten Probleme, mit denen wir und gerade konfrontiert sehen. Und weil die Rabtaldirndln immer schon Rebellinnen der Bühne waren, ist es weder überraschend, dass sie ihre Figuren in der Reha-Klinik einen Aufstand gegen den Primar als Vertreter eines kapitalistischen Patriarchats starten lassen, noch dass sie dafür die unerwartete Form der Oper wählen.
Reiben an der Oper
Doch schnell wird klar: Auch die Oper ist einer dieser alten, eingefahrenen Strukturen, an denen sich das Quartett (Barbara Carli, Bea Dermond, Rosi Degen-Faschinger und Gudrun Maier) reiben will. Imre Lichtenberger Bozoki hat ihnen dafür Musik fernab des Belcanto komponiert, die zwischen barocker Verzweiflung und dadaistischem Aufschrei changiert.
Um den Weltschmerz, der heraufbeschworen und besungen wird, zu heilen, trifft das Quartett in der Regie von Helmut Köpping am Ende einen radikalen Schritt: Die vier Frauen selbst starten eine Operation am wunden Knie der Gesellschaft und erweitern damit nicht nur die Grenzen ihrer Möglichkeiten, sondern auch die Grenzen ihres Körpers.
Die Körperoper ist bis 31. Jänner im Kristallwerk in Graz zu sehen.
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