Eine schwangere Taxifahrerin (Daniela Golpashin) fährt eine Finanzexpertin (Caroline Peters) durch das nächtliche Wien. Die beiden Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein, werden aber durch das Schicksal zunehmend miteinander verknüpft. „Zwei gegen die Bank“ (20.15 Uhr, ORF 1) von Regisseurin Clara Stern ist ein humoriges und dialoglastiges Roadmovie, das heute Abend seine Premiere feiert. Caroline Peters gab uns im Interview nähere Einblicke in das Projekt.
„Krone“: Frau Peters, was hat Sie denn besonders am Projekt „Zwei gegen die Bank“ gereizt?
Caroline Peters: Ich finde das Drehbuch großartig und es werden ganz tolle Texte gesprochen, die mich an Filme, die es in den 80ern im Kino gab. „Glück ist was für Anfänger“ ist ein Beispiel. Es ist alles sehr komödiantisch und trotzdem wird es ernst genommen. Ich mag auch die Grundsituation, dass sich zwei Leute begegnen, die eigentlich Einzelgänger sind, sich aber brauchen und in der Notwendigkeit eine richtige Freundschaft zueinander entdecken. Das hat einen sehr romantischen Touch.
Das Drehbuch hat Dominic Oley Ihnen und Daniela Golpashin auf den Leib geschrieben.
Es entstand in der Corona-Zeit. Wir haben viel über die Thematik philosophiert, was Reiche und Arme eigentlich gerade so auseinandertreibt und wie das besser zusammengehen könnte – daraus wurde eine wirklich tolle Sache.
Sie spielen eine Rolle als Finanzexpertin, die durch eine Affäre plötzlich in die Welt der NGOs rückt und dadurch einen neuen Blickwinkel auf das Leben bekommt. Geht es in dem Film um Läuterung, Verständnis und Toleranz?
Auf jeden Fall. Meine Figur der Juliette kommt aus einer Welt, wo man nur über Gewinnmaximierung, Geldvermehrung und Mathematik nachdenkt. Durch die Liebe kommt sie dann doch auf was anderes, verliert diese Liebe aber durch das eigene Unvermögen und den Tod. Durch die chaotische Taxifahrerin lernt sie das Leben dann noch einmal neu kennen.
Eine Finanzexpertin und eine Taxifahrerin kommen in der Realität wahrscheinlich eher nicht zusammen. So wird das Zusammenfinden zweier Menschen aus unterschiedlichen sozialen Klassen humoristisch präsentiert.
Eigentlich passen sie überhaupt nicht zusammen und es bringt sie auch nichts zusammen, außer, dass sie beide in derselben Nacht eine starke Not verspüren und sich beide angeeignet haben, für sich etwas aus jeder Situation rauszuholen. Sie sind beide berechnend und intelligent – nur auf jeweils völlig andere Art. Beiden fehlt genau das Puzzlestück, das die andere Person verkörpert.
Ist „Zwei gegen die Bank“ im erweiterten Sinne ein Film über weibliche Solidarität?
Ich finde bei den beiden Figuren relativ egal, ob es Männer oder Frauen sind. Es geht vor allem darum, dass sich unterschiedliche Klassen treffen und dann etwas Gemeinsames erleben. Die eine ist superreich, die andere krebst irgendwie dahin, aber wenn man sie zusammenbringt, haben beide Seiten mehr davon. Der Film ist eher ein Anstoß zur Kapitalismuskritik und zum Nachdenken, dass wir vielleicht viele Chancen verpassen, wenn wir uns anderen gesellschaftlichen Gruppen verwehren. Beide haben keine Lust darauf, sich gegenseitig zu öffnen, aber sie müssen es tun und darin liegt auch das Comedy-Potenzial des Films. Wie sie sich an den Karren fahren, das ist sehr lustig. Am Ende gewinnen aber beide dadurch.
Kannten Daniela Golpashin und Sie sich vorab? Die spritzigen und witzigen Dialoge zwischen Ihnen beiden sind der Kernpunkt des Projekts.
Wir kannten uns nur sehr flüchtig, waren uns auf einer Veranstaltung einmal begegnet. Aber wir beide fanden die Sprüche und Personen, die wir verkörpern, so gut, dass sich das automatisch ergab. Wenn man so eine gemeinsame Begeisterung hat, kommt man schnell zusammen. Wir haben viel im Studio gedreht, was für mich neu war. Wir hatten Screens um uns herum, auf denen die Stadt Wien als Film vor uns ablief – eine sehr surreale Situation, die irgendwie zusammenschweißt. Ein merkwürdiges, aber schönes Erlebnis.
Gab es auch Raum für Improvisation und Spontanität?
Den Raum hätte es gegeben, weil Regisseurin Clara Stern, deren zweiter Film das erst war, uns da alle Freiheiten gewährt hätte. Wir haben das aber gar nicht versucht, weil wir die Dialoge von vornherein so gut fanden. Ich habe es ganz selten, dass ich nach zwei oder drei Leseproben so zufrieden und dankbar bin, dass ich es gleich direkt umsetzen kann. Der Autor ist einfach besser als ich, was soll ich da noch reinimprovisieren? Das habe ich nicht oft. Wenn ich es so erlebe, weiß ich das sehr zu schätzen.
Hat Juliette Verhaltensweisen oder Wesenszüge, die Sie auch an sich selbst finden?
Sie hat viele Verhaltensweisen, die ich insgeheim gerne hätte. Dieses unheimlich Geplante, Strategische und Durchdachte. Sie ist überrascht davon, dass sie Gefühle so außer Tritt bringen können, weil sie nur das Gefühl den Zahlen gegenüber kennt. Ich hätte oft gerne mehr Talent zum Vorausschauen und zur Planung, aber ich schaffe das nicht. Es ist am Ende alles sehr spontan und gefühlsmäßig. Ich beneide Juliette zuweilen. (lacht)
Gab es für Sie bei dieser Rolle besonders schwierige Herausforderungen zu meistern?
Da war schon einiges dabei. Die Texte im Drehbuch sind super geschrieben, aber ich muss sie dann trotzdem in die reale Filmwelt transferieren, und das war nicht immer so einfach. Dass es nicht zu literarisch wird, war manchmal schon eine richtige Aufgabe. Juliette führt einen Mini-Monolog über die Trauer über ihren verstorbenen Partner und das war eine sehr emotionale Szene. Ich habe im Film bislang doch meist Komödien gespielt und habe so etwas in der Form noch nicht gemacht. Das alles an einem Drehtag mit viel Zeitdruck abzuliefern, war nicht so leicht.
Die Komödie gilt gemeinhin als Königsdisziplin beim Film - da ist so eine dramatische Szene wahrscheinlich doch etwas einfacher zu spielen?
Das kann sein, aber es war in der Form das erste Mal. Ich habe vor vielen Jahren „Im Netz“ gedreht. Einen Psychothriller über Identitätsklau im Internet, da gab es auch solche Szenen, aber ansonsten ist das für mich sehr lange her.
Für Daniela Golpashin war die Rolle der Taxifahrerin Maggy die erste größere Filmhauptrolle. Macht das für Sie als Partnerin, die viel Erfahrung hat, die Arbeit anders als sonst?
Ich finde nicht. Es kommt immer darauf an, dass man sich finden muss. Und wenn man sich nicht findet, muss man es schaffen, drumherum zu arbeiten, aber das war bei uns nicht nötig. Das hat weniger mit Erfahrung zu tun, denn die nützt in meinem Beruf nicht sehr viel. Man hört mit etwas auf und fängt bei null wieder von vorne an, außer man arbeitet mit denselben Leuten, was aber eher nur im Theater der Fall ist und selten im Film.
Jeder neue Film ist damit ein neuer Sprung ins kalte Wasser. Brauchen Sie diese Art von Nervenkitzel?
Absolut. Das sorgt auch jedes Mal dafür, dass ich in der Nacht vor dem ersten Drehtag auf gar keinen Fall schlafen kann. Das wird auch mit den Jahren leider nicht mehr besser.
Der Film spielt etwa oft in der Hernalser Pezzlgasse und zeigt sehr viel von dem Wien, das Touristen für gewöhnlich nicht sehen. Haben Sie Wien dadurch auch noch einmal anders oder neu kennengelernt?
Dadurch, dass ich lange hier lebe, kenne ich das Wien abseits der Touristenpfade Gott sei Dank schon länger. Ich bin ein großer Fan davon und habe zwischendurch eher gefürchtet, dass wir im Film Seiten der Stadt zeigen, wo die Touristen dann plötzlich auch hinfahren. (lacht) Wien hat so wahnsinnig viel Tourismus, dass es immer schwieriger wird Stadtteile zu finden, die man nicht kennt. Die abgelegenen Wiener Ecken, die nicht in die Mozartkugel- und Klimtwelt hineinpassen, sind die interessanteren und spannenderen Bereiche der Stadt. Dort findet das echte Leben statt.
Was ist Ihre liebste untouritische Ecke in Wien?
Die hatte ich eher in der Natur, aber da sind mittlerweile auch überall Touristen. (lacht) Etwa bei einem Heurigen ganz oben am Kahlenberg. Nicht touristische Ecken gibt es aber schon noch. Mir fällt da zum Beispiel das Café Bendl auf der 2er-Linie ein. Da verirrt sich wirklich kein Tourist hin.
Haben Sie in der Vorbereitung für die Rolle in der Finanz- oder gar auch in der Taxiwelt recherchiert?
Im Taxiwesen nicht, denn ich war ja in der Rolle, in der ich im normalen Leben auch bin – jemand, der ab und zu ein Taxi benutzt und sonst nichts damit zu tun hat. Beim Finanzwesen habe ich versucht, mir ein paar Sachen anzulesen. Damit ich mir unter Begriffen etwas vorstellen kann. Es gibt eine amerikanische Serie namens „Newsroom“ und eine Figur ist immer für den Finanzbericht zuständig. Sie sitzt vor sechs Bildschirmen und beobachtet, wie sich der Markt bewegt und welche Schlüsse daraus gezogen werden können. Diese Figur kann Zahlen so interpretieren wie ich Texte. Ich wollte mich in die Lage jemandes versetzen, der die Welt in Zahlen sieht und auch genial darin ist. All die Kreativität, die ich als Schauspielerin mit Worten und Sprache habe, kann bei anderen über Nummern gehen. Das hat mich fasziniert und es hat mir Spaß gemacht. Das ist so wie ein Schachspielergehirn.
Sie haben also Lust bekommen, eine zweite Karriere als Finanzbrokerin zu starten?
Als Brokerin und als Casino-Gängerin. (lacht) Der Croupier, der uns das Spiel gebracht hat, war unheimlich cool und hatte irrsinnig viele lustige Geschichten auf Lager. Der Dreh im Casino Baden war mein absolutes Highlight. Ich finde es auch verrückt, dass so viele Leute so gut mit Zahlen umgehen können und trotzdem spielen. Man weiß ja oft sogar, dass man wahrscheinlich nicht gewinnen kann und macht es trotzdem.
Was steht bei Ihnen in näherer Zukunft alles an? Wo wird man Sie demnächst noch sehen?
Bei mir stehen zwei Premieren an. Am 15. Februar im Akademietheater die Doppelpremiere „Egal/Ellen Babić“. Das sind zwei verschiedene Stücke an einem Abend und ich spiele mit Michael Wächter als Partner im zweiten Teil bei einem Zweipersonenstück mit. Im Burgtheater bin ich dann bei dem Projekt „Burgtheater“ dabei, der ursprüngliche Text von Elfriede Jelinek ist von 1985. Der Wiener Festwochen-Intendant Milo Rau inszeniert dazu einen ganzen Abend. Das wird ein Event.
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