„System der Täuschung“

TV-Investor wegen Millionenbetrugs vor Gericht

Gericht
18.01.2025 06:00

Als „Business Angel“ verfolgte Daniel Mattes in der ersten Staffel von „2 Minuten 2 Millionen“ spannende Pitches – und investierte auch in gewinnbringende Start-ups. Dabei soll er von 2011 bis 2013 bei den Bilanzen seines eigenen Unternehmens ordentlich geschummelt und so Investoren getäuscht haben. Der Schaden: 27 Millionen Euro!

„Das ist ungewöhnlich, dass ein Angeklagter auf der Verteidigerbank sitzt“, wendet sich Richter Michael Tolstiuk an Anwalt Michael Dohr und seinen Mandanten Daniel Mattes. Er darf aber sitzen bleiben und muss nicht auf dem einsamen Sessel in der Mitte des Verhandlungssaals 303 Platz nehmen. 

Vom Millionen-Unternehmer zum Angeklagten
Internetunternehmer, Risikokapitalgeber, Unternehmensberater, Multimillionär – online findet sich eine lange Liste an Bezeichnungen für Daniel Mattes. Im Wiener Landesgericht ist er jedenfalls der Angeklagte, dem gewerbsmäßig schwerer Betrug vorgeworfen wird. Was er denn jetzt arbeitet, will Richter Tolstiuk wissen. Die schwammige Antwort: „Ich bin selbstständig. Ich mache immer wieder Beratungstätigkeiten.“ Zu Einkommen und Vermögen möchte der 52-Jährige keine Angaben machen.

Der erste und wohl größte berufliche Erfolg von Mattes: 2009 verkaufte er seine selbst gegründete Firma um 209 Millionen Euro – ein Dienst, der über das Internet günstig in die ganze Welt telefonieren möglich machte. Was damals nicht selbstverständlich war. Ein Jahr später gründete der Oberösterreicher sein nächstes Unternehmen, ein Online-Bezahl-System.

„Business Angel“ im TV
Als gefeierter Start-up-Gründer trat er dann 2013 auch als „Business Angel“ in der ersten Staffel der Sendung „2 Minuten 2 Millionen“. Die Vorwürfe der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft: Während er im Fernsehen die Geschäftsideen von Jungunternehmern bewertete, soll er die Investoren seiner eigenen Firma mit falschen Bilanzen und Jahresumsätzen hinters Licht geführt haben. Und mit Aktienverkäufen um 27 Millionen Euro (!) betrogen haben.

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Das war von Anfang an ein System, das auf Täuschung gesetzt hat. Es gibt ein Sachverständigengutachten, dass zu dem Schluss kommt, die erworbenen Aktien sind wertlos.

Oberstaatsanwalt Stefan Siegwart

„Die Umsätze, die im Finanzmodell verankert waren, haben zu einem großen Teil nicht existiert. Rund 98 Prozent sind falsch“, klagt Oberstaatsanwalt Stefan Siegwart an. „Das war von Anfang an ein System, das auf Täuschung gesetzt hat. Es gibt ein Sachverständigengutachten, das zu dem Schluss kommt, die erworbenen Aktien sind wertlos.“ Von 2011 bis 2013 verkaufte er an drei Investoren in der gegenständlichen Millionenhöhe. 

Auch Kreditgeber und Bank getäuscht
Das sei jedoch nicht die einzige Betrugshandlung. Auch einem Kreditgeber soll er 2014 getürkte Dokumente vorgelegt haben. Der Schaden: 6,25 Millionen Euro. Vier Jahre später habe er auch bei der Bank ordentlich geflunkert, gab an, 500 Millionen Euro in Luxemburg liegen zu haben. Das Resultat waren zwei österreichische Konten mit zweieinhalb Millionen Euro Überziehungsrahmen. „Der Angeklagte hat das vollkommen ausgeschöpft und ist das der Bank schuldig geblieben“, so der Staatsanwalt.

„Ganz normale Geschäfte gewesen“
Dem Oberösterreicher drohen vor dem Schöffensenat jetzt bis zu zehn Jahre Gefängnis. Er bestreitet die schwerwiegenden Vorwürfe jedoch. Betreffend Aktienverkäufe: „Das sind alles ganz normale Geschäfte gewesen.“ Die Investitionen hätten an Wert verloren. Das sei immer ein realistisches Risiko.

Wie viele Verhandlungstermine in dem Wirtschaftsprozess gegen Daniel Mattes anberaumt sind, ist noch nicht klar. Und auch, wann das Urteil fällt, ist offen. Vonseiten des Gerichts heißt es jedenfalls: Die Hauptverhandlung kann sich ziehen.

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