NASA-Chef überzeugt:

Asteroidenfang für ist Mars-Mission notwendig

Wissenschaft
18.06.2013 15:28
Die US-Raumfahrtbehörde NASA plant bis zum Ende des Jahrzehnts, mit einem Raumschiff einen kleinen Asteroiden einzufangen und in eine Umlaufbahn um den Mond zu bringen. Von dort sollen dann Astronauten Proben des Asteroiden nehmen und zur Erde zurückbringen. Für NASA-Chef Charles Bolden ist das kein Show-Projekt: "Wenn wir Menschen auf den Mars bringen wollen, müssen wir zuerst die Asteroiden-Mission durchführen können", sagte Bolden in Wien.

Bolden ist Gast beim derzeit laufenden Treffen des UN-Komitees für die friedvolle Nutzung des Weltraums (Committee on the Peaceful Uses of Outer Space) in Wien und wirbt bei seiner Reise auch für internationale Beteiligung an dem Asteroiden-Projekt. Am Dienstag hat der NASA-Chef dem Naturhistorischen Museum drei Proben von Mondgesteinen der NASA-Missionen Apollo 15 und 17 als langfristige Leihgaben übergeben.

Noch viele technologische Hürden
Obwohl Bolden erst kürzlich betont hatte, dass die NASA möglichst viele der zur Verfügung stehenden Mittel für die für 2030 geplante bemannte Mars-Mission ausgeben möchte, passt für ihn das Asteroiden-Projekt in diese Pläne. "Es gibt eine Reihe technologischer Hürden, die wir überwinden müssen, um Menschen auf den Mars zu bringen", so der NASA-Chef. 

Als Beispiel nannte er einen solaren Hochspannungsantrieb (High-power solar electric propulsion) oder verbesserte lebenserhaltende Systeme. Einige davon müssten gelöst werden, um die Asteroiden-Mission durchführen zu können. "Wir bauen damit technologische Hürden ab, das ist einer der wichtigsten Gründe für die Mission", so Bolden.

Doch das spektakuläre Vorhaben hat nicht nur mit dem Mars zu tun. So werde durch das Projekt auch das Verzeichnis der bekannten Asteroiden vergrößert. "Von den Asteroiden mit einem Durchmesser von weniger als einem Kilometer kennen wir nur zehn bis 20 Prozent. Wir sollten aber von 95 Prozent wissen, um sicher potenzielle Gefahren für die Erde zu identifizieren", so Bolden. Schon jetzt werde durch das Vorhaben das NASA-Budget zur Identifikation von Astroiden von derzeit 20 Millionen Dollar (rund 15 Millionen Euro) auf 40 Millionen Dollar im Jahr 2014 verdoppelt.

"Können verhindern, dass wir zu Dinosauriern werden" 
Bolden erinnerte bei einer Pressekonferenz daran, dass Asteroiden potenzielle Naturkatastrophen sind, das habe der Einschlag eines Meteoriten bei Tscheljabinsk in Russland vergangenen Februar mit mehr als tausend Verletzten gezeigt. Heute könne man noch nichts dagegen tun, aber mit der Mission wolle man zeigen, dass man einen Asteroiden einfangen, umlenken und damit einen Einschlag auf der Erde vermeiden kann. "So können wir verhindern, dass wir zu Dinosauriern werden", sagte der NASA-Chef unter Hinweis auf das Aussterben der Dinosaurier durch einen riesigen Meteoriteneinschlag vor 65 Millionen Jahren.

Wenig abgewinnen kann Bolden Plänen, bei einer potenziellen Bedrohung durch einen Asteroiden diesem etwa mit Atomwaffen zu Leibe zu rücken. Er verweist auf Experten, die meinten, damit verwandle man ein einzelnes Problem in viele Probleme. "Ich glaube nicht, dass das eine Alternative ist, aber es ist nicht meine Entscheidung", so Bolden.

500-Tonnen-Brocken als ideale "Beute"
Als ideale "Beute" für die Asteroiden-Fangmission nannte Bolden einen sieben bis zehn Meter großen Körper mit einem Gewicht von etwa 500 Tonnen. Zudem sollte dieser relativ stabil sein und nicht zu stark rotieren. Drei potenzielle Kandidaten habe man bereits identifiziert. Einer der Gründe, warum man einen relativ kleinen Asteroiden einfangen wolle, sei, dass bei einer Panne ein Objekt dieser Größe beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen würde.

Sobald der Asteroid eingefangen ist - wie das genau vor sich gehen soll, ist derzeit noch nicht klar -, würde das Umlenken in eine Umlaufbahn um den Mond ein bis eineinhalb Jahre dauern. Dass man einen kleineren Asteroid nicht einfach zur Erde zurückbringe, erklärte Bolden mit dem Hinweis darauf, zur Untersuchung nur ein Kilo des Materials zu benötigen. Im Orbit um den Mond hätte "die Menschheit aber 100 Jahre Zeit nachzudenken, was man mit dem Himmelskörper tun soll".

Er werde immer gefragt, warum die NASA einen Asteroiden einfangen und nicht zurück zum Mond wolle. Der Grund sei, dass man die für die Asteroiden-Mission notwendige Technik noch nicht entwickelt habe. "Wir tun Dinge, die noch nie jemand zuvor getan hat. Das ist unsere Spezialität", so Bolden.

Private Aktivitäten keine Konkurrenz
Die US-Budgetprobleme machen Bolden - zumindest im Interview - kein Kopfzerbrechen. Obwohl erst vor wenigen Tagen das Sub-Komitee des Repräsentantenhauses für Wissenschaft und Weltraum einen Entwurf für ein NASA-Budget in Höhe von 16,87 Milliarden Dollar vorgelegt hat, was laut Beobachtern das Aus für die Asteroiden-Mission bedeuten könnte, hält Bolden an den Plänen fest. Man orientiere sich derzeit an dem von Präsident Barack Obama vorgeschlagenen Budget in Höhe von 17,7 Milliarden Dollar, "bis die Entscheidung endgültig gefallen ist, arbeiten wir weiterhin nach diesem Plan".

Die zahlreichen privaten Aktivitäten im Weltraumbereich sieht Bolden weder kritisch noch nur als Spielwiese für Superreiche. Der NASA-Chef verweist auf den Luftfahrtbereich, wo Billigfluglinien wie Jetblue oder Spirit "von Unternehmern gestartet wurden, die Dinge ein wenig anders tun wollten als andere". Unternehmen wie SpaceX und Orbital seien angetreten, um auf kommerzieller Basis Fracht zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen.

"So funktioniert Amerika"
Bolden sieht das nicht als Konkurrenz. Die NASA habe klargemacht, dass sie sich nicht mehr beim Transport in erdnahe Umlaufbahnen engagieren wolle. Damit folge man auch politischen Wünschen. Mit SpaceX gebe es bereits ein Unternehmen, das gezeigt habe, dass es das kann - der Raumtransporter "Dragon" des Unternehmens dockte erst im März erfolgreich an die ISS an - und ein zweites, die Firma Orbital, sei nahe dran. "Es besteht keine Notwendigkeit, dass die NASA das tut. Die Konkurrenz besteht nun zwischen den privaten Unternehmen, und das ist gut so", sagte Bolden.

Dass dies Abhängigkeit schafft, stört Bolden nicht: "Ja, sicher, aber das ist so gewollt. So funktioniert Amerika, die Regierung kauft so viele Güter und Dienstleistungen wie möglich. Die Industrie soll wachsen und der Staat sich zurückziehen", betonte der NASA-Chef.

Für die USA eröffnen die privaten Anbieter in Zukunft wohl auch die Möglichkeit, sich von der derzeit bestehenden Abhängigkeit beim Transport von Astronauten zur ISS von den Russen zu befreien. Und billiger als das bisherige, 2011 eingestellte Spaceshuttle-Programm sind die privaten Anbieter wohl auch. Der erste - unbemannte - Flug eines Prototyps des Shuttle-Nachfolgers "Orion" soll laut Bolden übrigens im Herbst kommenden Jahrers stattfinden.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt