Die Gehälter und Löhne für Dezember sind überwiesen; die zweite Kündigungswelle ist beendet; hinter den Kulissen wird mit Investoren verhandelt – der Kampf um die Zukunft von KTM läuft auf Hochtouren. „Wir können derzeit nur abwarten“, sagt Daniel Lang, der Bürgermeister von Mattighofen, wo bereits sichtbar wird, welche Folgen die Krise hat. So wanderten offenbar erste Ex-KTM-Mitarbeiter ab.
Die Motorrad-Produktion in Mattighofen steht zumindest bis Anfang März still, weshalb rund 1000 Arbeiter derzeit zu Hause sind; für die Angestellten des Leitbetriebs gilt bis auf Weiteres eine 30-Stunden-Woche – das sind nur zwei der Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, dass der Motorradhersteller wieder den Weg aus der Krise findet.
Verhandlungen zu MV-Agusta-Anteilsverkauf laufen
Der Schuldenberg von rund 1,8 Milliarden Euro sorgt nämlich auch dafür, dass man sich von der erst im März 2024 erworbenen Mehrheit von Italo-Luxusmarke MV Agusta wieder trennen wird, die Verhandlungen dazu laufen. Auch ein Jobabbau blieb nicht aus.
Natürlich spreche ich immer wieder mit Leuten, die bei KTM arbeiten. Sie sagen, dass sie derzeit abwarten, wie’s die nächsten Wochen, Monate weitergeht. Andere orientieren sich jetzt schon neu, wie man so mitbekommt.
Daniel Lang, Bürgermeister der Stadt Mattighofen
Anfang Dezember waren 250 Mitarbeiter gekündigt worden, nun erfuhren in den letzten zwei Wochen weitere knapp 300 Beschäftigte, dass sie das Unternehmen verlassen müssen. Anders als bei der ersten Welle gab es diesmal keine Betriebsversammlung durch Arbeiterkammer und AMS, bei der die Gekündigten umfassend informiert wurden. Die Insolvenzrecht-Abteilung der AK Oberösterreich schickte stattdessen kleine Teams ins Innviertel. So waren diese Woche zwei Mitarbeiterinnen von Montag bis Donnerstag bei KTM vor Ort, um gekündigte Arbeitnehmer zu beraten.
Wie ist die Stimmung aktuell in Mattighofen? „Man merkt zwar, dass die Menschen etwas zuversichtlicher sind, dass es weitergehen wird, aber es ist eben total ungewiss, auf welche Art und Weise“, sagt Daniel Lang. Der 36-Jährige ist Bürgermeister der Stadt, in der KTM ihre Zentrale und auch die Hauptproduktion hat. Auch er und sein Team hängen in der Luft. Einzelne Projekte hat die Stadt bereits verschoben. Man wartet zu.
Abfällige Sprüche über niedrigere Gehälter für Gemeindejobs verstummt
Offene Stellen, die es etwa im Kindergarten oder Freibad gibt, hat die Stadt beim AMS deponiert. Erste Bewerbungen trudelten bereits herein, erzählt Lang. „Vor zwei Jahren haben wir fast keine Bewerbungen gehabt. Da hat's beim Blick auf das Gehalt geheißen: ,Da stell‘ ich mich lieber ans Bandl bei KTM und krieg‘ das Doppelte.´ Solche Sprüche und Kommentare hört man jetzt nicht mehr. Die Sicherheit eines Arbeitsplatzes gewinnt wieder an Bedeutung.“
Die Krise bei KTM und deren Folgen werden für die Stadt immer spürbarer. Zwischen November und Dezember ging die Zahl der Hauptwohnsitze um 37 zurück. „Das ist ein sehr großes Minus, gab’s in der Form, seitdem ich Bürgermeister bin, noch nie“, sagt Lang. Auf das Jahr gesehen stiegen die Hauptwohnsitze zwar noch an, das Plus fiel aber schon deutlich niedriger aus als jenes im Jahr 2023. „Ich glaube, dass das frühere Mitarbeiter von KTM sind, die weggezogen sind, weil sie sich woanders etwas gesucht haben“, so der Politiker.
Die Stadt selbst tritt im Insolvenzverfahren übrigens als Gläubiger auf: Es geht um offene Beiträge für Wasser und Kanal und Ähnliches.
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