Museum Angerlehner

„Es gibt auch heute noch eiskalte Ateliers“

Oberösterreich
19.01.2025 16:00

Das Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels gibt mit „Collector’s Choice“ erstmals Einblick in zwei renommierte private Kunstsammlungen. Zu sehen sind große Namen der Gegenwartskunst. Außerdem plaudert Heinz Josef Angerlehner mit der „Krone“ darüber, warum sich Sammeln auch menschlich auszahlt. Und er denkt über die Zukunft seines Museums nach.

„Es war der Hammer, es waren sogar Leute aus Hamburg da“, sagt Heinz Josef Angerlehner über die Ausstellung „Collectors Choice“, die im Museum Angerlehner bis 30. März zu sehen ist.

Der Industrielle, der 2013 ein beachtliches Privatmuseum eröffnete, positioniert sich seither mit hochkarätigen Ausstellungen. Nun gibt er mit diesem neuen Format erstmals Einblick in die Schwerpunkte und den Facettenreichtum unterschiedlicher Sammlerpersönlichkeiten – ein wichtiger Schritt, um Herangehensweise und Bedeutung dieses Engagements sichtbar zu machen.

Großer Bogen mit großen Namen
Er hat dafür die Wiener Unternehmerin Brigitte Löw-Radeschnig eingeladen. Die beiden inszenieren – quasi im visuellen Dialog – mit 130 Werken ein „Who is Who“ der österreichischen Gegenwartskunst. Große Namen wie Herbert Brandl, Xenia Hausner oder Arnulf Rainer und internationale Positionen ergeben einen Rundumschlag, der auch Unterschiede klar macht: „Ich bin ein Sammler mit den Möglichkeiten eines Museums, große Formate sind kein Problem, Löw-Radeschnig kauft eher Werke, um sie bei ihr Zuhause aufzuhängen“, sagt Angerlehner.

Sammeln kann auch „Starthilfe“ werden
Eine Gemeinsamkeit ist die Hingabe an ein Schaffen, das die Gegenwart konfrontativ ins Visier nimmt. Und: Beide öffnen sich für junge Positionen. Kann man heutzutage noch Entdeckungen machen? „Ja, es gibt auch heute Kunstschaffende mit eiskalten Ateliers, die sich das Heizen nicht leisten können. Da helfe ich.“ Oft Starthilfe für große Karrieren.

Blick in „Collector’s Choice“: Werke von Xenia Hausner, Claudia Nickl (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Blick in „Collector’s Choice“: Werke von Xenia Hausner, Claudia Nickl
Die Schau läuft noch bis 30. März 2025. (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Die Schau läuft noch bis 30. März 2025.

Das Museum Angerlehner ist mittlerweile so etabliert, dass sich große Museen wie u.a. das Belvedere Werke ausleihen: „Die Leute hier unterschätzen mich vielleicht – aber ich habe einfach ein Gespür für Kunst.“

„Man braucht sich ja nichts vormachen, man lebt nicht ewig“
Heinz Josef Angerlehner brennt für die Kunst – und denkt im „Krone“-Talk offen über die Zukunft seines Museums in Thalheim nach.

„Ich sammle seit fast 44 Jahren“, sagt Heinz Josef Angerlehner. Der Kunst-Doyen machte in Thalheim aus einer ehemaligen Industriehalle eines der größten und schönsten Privatmuseen in Österreich.

Krone“: Welche Bedeutung hat das Sammeln von Kunst in Ihrem Leben?

Heinz Josef Angerlehner: Eine besondere, es ist eine Horizonterweiterung. Mir ist aber auch Kunstvermittlung im Museum wichtig. Ich will Schüler an die zeitgenössische Kunst heranführen. In der Zwischenzeit wird es sehr gut angenommen. Im Jahr 2023 waren 2000 Schüler da, im Vorjahr ging es auch in diese Richtung, das freut mich natürlich schon sehr!

Haben Sie einen Lieblingsplatz in Ihrem Museum?
Auf der Terrasse. Da bin ich schon mit einem Nobelpreisträger gesessen, mit Anton Zeilinger, ein sehr netter Mensch.

Erlauben Sie mir die Frage: Haben Sie schon nachgedacht, wie es mit dem Museum Angerlehner einmal weitergehen soll?
Man kann nie sagen, was in einem Monat, in zwei Monaten ist, oder in einem Jahr oder mehreren Jahren. Ich möchte, dass das Museum weiter Bestand hat. Da sollte die Politik mitspielen, alle Fraktionen. Auch das Land sollte sagen: Das muss erhalten bleiben. Ich bin im 82. Lebensjahr, bin aktiv, aber natürlich spüre ich das Alter. Man braucht sich nichts vormachen, man lebt nicht ewig. Ich bin auf jeden Fall gesprächsbereit. 

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