Aufregung in Polen

Liberale Regierung halbiert Religionsunterricht

Ausland
17.01.2025 21:27

In Polen soll das Fach Religion ab dem nächsten Schuljahr nur noch in halbem Umfang unterrichtet werden. Geht es nach der liberalen Regierung, soll dies zudem nur noch in den Randzeiten stattfinden. Es gehe um „gesunden Menschenverstand“.

Die Bildungsministerin Barbara Nowacka unterzeichnete am Freitag eine Verordnung, wonach nur noch eine Stunde pro Woche Religionslehre erteilt wird – statt zwei Stunden.

Zudem sollen alle öffentlichen Lehranstalten mit Ausnahme von Grundschulen das Wahlfach nur noch in der ersten oder letzten Stunde am Tag anbieten, sodass nicht teilnehmende Schülerinnen und Schüler später zum Unterricht kommen oder früher nach Hause gehen können.

Nowacka: „Gesunder Menschenverstand“
Damit setze man nicht nur ein Wahlversprechen um, erklärte Nowacka in einer kurzen Videobotschaft. Es gehe auch um den „gesunden Menschenverstand“. Bisher bekämen junge Menschen mehr Religionsstunden als Biologie, Chemie, Physik, Gesellschaftskunde und Sicherheitserziehung zusammen. „Genau das wird sich ändern und die Schule wird bestmöglich unterrichten und auf die Zukunft vorbereiten, auch die berufliche“, so die Ministerin.

Umstritten ist, ob die Politikerin den Religionsunterricht ohne Zustimmung der katholischen Kirche reduzieren darf. Denn ein Abkommen zwischen Polen und dem Vatikan und Gesetze geben der Kirche in bestimmten Bereichen ein Mitspracherecht. Sie hatte Anfang Dezember rechtliche Schritte für den Fall angekündigt, dass die Mitte-links-Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk diese Vorschriften missachte.

Bischöfe wollen mehr Stunden
Die katholische Bischofskonferenz bestand in den Gesprächen mit der Regierung darauf, dass Religion an den Grundschulen weiter zwei Stunden in der Woche unterrichtet wird. Bei weiterführenden Schulen pochten die Geistlichen nicht mehr auf unbedingt zwei Wochenstunden.

Nowacka will weniger Religion in den Klassenzimmern. (Bild: AFP/Rolf Vennenbernd)
Nowacka will weniger Religion in den Klassenzimmern.

Die Bischöfe plädierten jedoch dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler entweder zum Religions- oder Ethikunterricht gehen müssen. Das lehnt Nowacka aber ab. Bisher sind beide Fächer freiwillig. Ethikunterricht wird allerdings oft nicht angeboten.

Kirche will Verordnung prüfen
In Polen wählen seit Jahren immer weniger Schülerinnen und Schüler Religion als Fach. Vor allem in den höheren Klassen und in den Großstädten entscheidet sich vielfach die Mehrheit dagegen. Landesweit nahmen der Bischofskonferenz zufolge 78,6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Schuljahr 2023/24 am Religionsunterricht teil. Zwei Jahre zuvor waren es demnach noch 82 Prozent.

Ein Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz kündigte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) eine Prüfung der Verordnung des Bildungsministeriums an, sobald sie im Amtsblatt veröffentlicht wurde.

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