Mit der einst hier uraufgeführten, später vergessenen Strauss-Operette „Das Spitzentuch der Königin“ erlebt das Theater an der Wien am Samstag seine szenische Wiedereröffnung.
„Die Trüffel, die Trüffel, ach, der Tafel schönste Zier. In der Pastete zartem Teig lag sie so eingeschlossen. Wie in dem warmen Nestchen weich, ein Vög’lein hingegossen“, giert der König von Portugal nach dem edlen Schwammerl in der Rarität „Das Spitzentuch der Königin“.
Das Theater an der Wien lässt sich nicht lumpen und serviert dieses getrüffelte Strauss-Gustostückerl als erste szenische Produktion nach der verzögerten Sanierung auf der wieder funktionstüchtigen Bühne.
Das Haus bleibt sich damit treu. Denn auch „Das Spitzentuch der Königin“ wurde, wie viele Stücke von Strauss, im Theater an der Wien aus der Taufe gehoben. Am 1. Oktober 1880 ging der Vorhang dafür auf. Ein wichtiger Moment für Strauss, galt es doch, das Fiasko seiner durchgefallenen Vorgänger-Operette„Blindekuh“ zwei Jahre davor wettzumachen und vielleicht an den Riesenerfolg der 1874 dort erstmals gezeigten„Fledermaus“ anzuschließen.
Die Übung gelang. Von einem lange nicht erlebten „glanzvollen Erfolg“ berichtete die „Vorstadt Zeitung“. Strauss selbst dirigierte, die Ouvertüre fand „warme Aufnahme“. Auch die absurde Handlung um den unfähigen König und seine Königin, die sich in den „Don Quichotte“-Dichter Cervantes verliebt, unterhielt als Parodie auf den aufmüpfigen Kronprinzen Rudolf und dessen liberale Ideen.
Emanuel Schikaneder, Textdichter der „Zauberflöte“, erhielt 1800 von Kaiser Franz II. die Genehmigung zum Bau des Theaters
Nach nur 13 Monaten wurde der im Empirestil gehaltene Bau am 13. Juni 1801 eröffnet – der außen nur teilweise erhalten ist sowie das ehemalige Hauptportal, das „Papageno-Tor“, das Schikaneder als Papageno zeigt.
Uraufgeführt wurden hier u. a. Beethovens 2., 3., 5. und 6. Sinfonie, seine Oper „Fidelio“ (1805), Nestroys Posse „Der Zerrissene“ (1844), Johann Strauss’ „Fledermaus“ (1874) und „Zigeunerbaron“ (1885), Carl Millöckers „Bettelstudent“ (1882), Franz Lehárs „Lustige Witwe“ (1905) sowie zahlreiche Musicals in den 1990er-Jahren („Elisabeth“, „Mozart“.
Seit 2006 ist es wieder Opernhaus.
„Heute kann man eine Vielzahl dieser Seitenhiebe nicht mehr ohne historische Vorkenntnisse nachvollziehen, wobei einige Anspielungen auf die politische Situation immer noch von erstaunlicher Aktualität sind“, sagt Regisseur Christian Thausing. Erhalten hat sich der aus Motiven des Werks zusammengestellte Walzer „Rosen aus dem Süden“. Ob der Rest heute noch hält, wird die Neuinszenierung im Strauss-Jahr zeigen.
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