Österreichs Slalom-Herren warten im WM-Winter nach den ersten sechs Weltcupentscheidungen noch immer auf den ersten Podestplatz und „glänzen“ heute mit einem Durchschnittsalter von 30,4 Jahren beim heutigen Klassiker in Wengen. Dort, wo vor einem Jahr ein 18-jähriger Österreicher sein Weltcupdebüt gab – seither aber auf eine zweite Chance warten muss.
„Das war eines der schönsten Rennen, das ich bisher in meiner Karriere bestritten habe“, erinnert sich Moritz Zudrell an den Slalom von Wengen, bei dem er am 14. Jänner 2024 als 18-Jähriger – und damit jüngster ÖSV-Herr seit Marcel Hirscher – sein Weltcupdebüt feierte. Zwar schied der Montafoner im ersten Lauf aus, bis dahin lag er aber auf Kurs Richtung Top-20 und damit der Final-Quali. „Da möchte ich so rasch wie möglich wieder hin“, gesteht der Head-Pilot.
Extreme Dichte bremst Jugend
Ein zeitnahes Weltcup-Comeback scheint aber extrem schwierig. „Im Slalom gibt es diesen Winter keine Perspektive“, weiß der Silbertaler. „Wir haben im Team eine brutale Dichte mit sieben Athleten in den Top-30 der Weltcupstartliste, sowie Christian Hirschbühl und Joshua Sturm knapp außerhalb.“ Trotz dieser Situation versucht Moritz gelassen zu bleiben: „Klar wäre es cool, wenn ich im Weltcup Erfahrung sammeln könnte, aber es ist nicht das Wichtigste.“
Um im Winter 2025/26 im Weltcup dabei zu sein, müsste „Zudi“ über den Europacup einen Fixplatz holen. Vor dem fünften von zehn Saisonslaloms, der heute in Berchtesgaden ansteht, rangiert er in der Disziplinenwertung auf Rang 25 und liegt damit bereits 163 Punkte hinter dem Top-3-Platz, der ein fixes Ticket bringen würde. „Im Training bin ich schnell, im Rennen klappt es aber nicht wie erhofft“, erzählt der Heeressportler, der bei 18 Starts zwölfmal ausfiel. „Einmal fädelst du ein, einmal steigst du dir auf die Skier und schon bist du ein wenig aus der Spur. Letztes Jahr bin ich einfach gefahren und wusste, dass ich schnell bin. Da konnte mich auch ein Ausfall nicht stoppen.“
Fehlender Vergleich mit den Weltcup-Startern
Zuletzt bereitete sich der Montafoner mit dem 21-jährigen Mellauer Jakob Greber und dem 22-jährigen Osttiroler Kilian Pramstaller am Kärntner Weißensee vor. „Das war gut! Es wäre aber auch wichtig, ab und zu den Vergleich mit den absoluten Topläufern zu haben“, sagt der amtierende Junioren-Vizeweltmeister im Slalom, der diese Saison schon zwei Tage mit Johannes Strolz und Michael Matt trainieren durfte.
Ich möchte aktuell nicht in der Haut von ÖSV-Herrencheftrainer Marko Pfeifer stecken. Die Entscheidung, wen er bei Weltcupslaloms an den Start schickt, ist alles – nur nicht leicht.
Da sind einerseits hochdekorierte Routiniers wie Michael Matt, Adrian Pertl oder Johannes Strolz, die regelmäßig solide Leistungen bringen und ihren Platz in den Top-30 der Weltcupstartliste zementieren. Da sind andererseits Athleten wie Marco Schwarz und Christian Hirschbühl, die nach – in „Hirschis“ Fall sehr langer – Verletzungspause auf eine faire Chance hoffen. Und nicht zuletzt sind da die Youngsters wie Joshua Sturm, Kilian Pramstaller oder die Vorarlberger Moritz Zudrell und Jakob Greber, die im Weltcup Erfahrung sammeln sollten, um dann in drei, vier Jahren, die vom Skivolk erwartet und geforderten Erfolge einzufahren. Ergibt in Summe fast ein Dutzend Läufer, die nachvollziehbare Argumente für einen der acht Startplätze haben.
Fixes Ticket nur für die Top-20
Da wäre es doch fair, die ÖSV-internen Quali-Kriterien zu überdenken. Etwa, ob es statt einer Top-30- nicht eine Top-20-Platzierung der Weltcupstartliste braucht, um ein fixes Ticket zu haben. Eine Lösung, die an den Jahrgang gekoppelt werden könnte. So würde einerseits der interne Konkurrenzkampf belebt und andererseits könnte sich die junge Garde deutlich häufiger mit den Routiniers messen und sehen, ob und wie viel noch zur rot-weiß-roten Spitze fehlt.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.