Der designierte US-Präsident Donald Trump will gleich nach seiner Amtseinführung mit Massenfestnahmen die von ihm angekündigte Abschiebung von Millionen Migranten ohne Aufenthaltspapiere einleiten. Mexiko rüstet sich bereits für massive Deportationen.
Der Republikaner hatte angekündigt, Einwanderer in Rekordzahl abschieben zu wollen – erste Maßnahmen sollten bereits am Montag in New York und Miami ergriffen werden, warnt eine mit den Angelegenheiten vertraute Person.
Ab Dienstag würden dann landesweit Razzien stattfinden, kündigte Trumps designierter Grenzschutzbeauftragter Tom Homan am Freitag (Ortszeit) im Sender Fox News an. Unterdessen nahmen Beamte der US-Grenzpolizei Sicherheitsübungen mit Stacheldraht und Betonblöcken an der Grenze zu Mexiko vor.
Der Hardliner Homan, ehemaliger Leiter der Grenzschutzbehörde ICE, äußerte sich auf Fox News zu Medienberichten, wonach am Dienstag in Chicago eine Razzia stattfinden solle. Chicago sei nur „einer von vielen Orten“, sagte der 62-Jährige. Keiner werde geschont. „Wenn sie illegal im Land sind, haben sie ein Problem.“ Homan gehörte während Trumps erster Amtszeit (2017-21) zu den Befürwortern der umstrittenen Regelung, durch die illegale Einwanderer von ihren Kindern getrennt und die Kinder allein in Lager gesperrt wurden.
Demokratisch regierte Städte im Visier
Laut der „Washington Post“ soll die Razzia in Chicago eine Woche dauern, bis zu 200 ICE-Beamte würden eingesetzt. Die Metropole im Mittleren Westen hat sich den Status einer „Zufluchtsstadt“ gegeben, um Abschiebungen von Migranten ohne Papiere zu verhindern.
Der Polizeisprecher in Chicago, Don Terry, kündigte an, die örtliche Polizei werde sich den Mitarbeitern der Bundesbehörden nicht entgegenstellen. Die Stadt werde aber keine Informationen mit den Migrationsbehörden des Bundes teilen. Neben Chicago haben sich noch andere von den Demokraten regierte Städte als Zufluchtsorte deklariert.
Die Drohungen sind real. Schon seit Trump im November gewählt wurde, haben die Deportationen aus den USA zugenommen.
Sozialexpertin Claudia Portela
Elf Millionen ohne Aufenthaltspapiere in den Staaten
Behördenschätzungen zufolge leben etwa elf Millionen Einwanderer ohne Aufenthaltspapiere in den USA. Trumps Abschiebungspläne könnten direkte Folgen für etwa 20 Millionen Familien haben. Für sein „größtes Abschiebeprogramm in der Geschichte der Vereinigten Staaten“ will der Rechtspopulist den nationalen Notstand ausrufen und das Militär einsetzen.
Unterdessen bereitet sich die mexikanische Grenzstadt Tijuana wegen massiver Deportationen auf eine humanitäre Zuspitzung vor. Die Lage sei ernst, erklärte die Administratorin des Proyecto Salesiano, Claudia Portela, am Samstag im Interview mit Kathpress.
„Die Drohungen sind real. Schon seit Trump im November gewählt wurde, haben die Deportationen aus den USA zugenommen. Hier in Tijuana stellen wir uns auf ähnliche drastische Maßnahmen ein wie in seiner ersten Amtszeit oder sogar noch auf eine Verschärfung“, so die besorgte Sozialexpertin.
Mexikanische Stadt Tijuana rief Notstand aus
Die am Pazifik gelegene Stadt Tijuana, deren Grenzübergang zum kalifornischen San Diego der meistüberquerte der Welt ist, hat wenige Tage vor der Amtsübernahme Trumps am Montag den Notstand ausgerufen, um auf die drohende Krise vorbereitet zu sein. „Die Stadt plant Notfallprotokolle, etwa die Nutzung von Sporteinrichtungen als Unterkünfte, falls die regulären Kapazitäten überschritten werden. Doch wir wissen aus Erfahrung, dass die Infrastruktur schnell überfordert sein könnte“, warnte Portela.
Ein Problem sei dabei auch die mangelnde Einbindung der Zivilgesellschaft in die Planungen. „Die Regierung hat Organisationen wie uns nicht konsultiert, obwohl wir an vorderster Front stehen. Das erschwert die Koordination und den effizienten Einsatz der Ressourcen.“
Portela erinnerte an frühere Krisen wie die Einführung des „Remain in Mexico“-Programms im Jahr 2017 oder „Title 42“ während der Covid-19-Pandemie. „Title 42 führte zu sofortigen Ausweisungen ohne Asylverfahren. Migranten, die es über die Grenze schafften, wurden festgenommen und direkt zurückgeschickt. Diese Zeiten haben viel Stress und Angst verursacht, und wir rechnen damit, dass ähnliche Praktiken wieder eingeführt werden könnten.“ Schon damals seien Menschen in großer Zahl über die Südgrenze der USA nach Tijuana abgeschoben worden, meist nachts und oft ohne Vorwarnung, wobei die Stadt an ihre Belastungsgrenzen gekommen sei.
Rückkehr oft traumatisches Erlebnis
Für die Deportierten ist die Rückkehr nach Mexiko oft ein traumatisches Erlebnis. „Viele wissen nicht, wohin sie gehen sollen. Sie landen oft mitten in der Nacht in Tijuana, ohne Orientierung, ohne Kontakte und mit großer Unsicherheit“, erklärte die Administratorin. Besonders problematisch sei die Situation für Familien mit Kindern, die Trumps Ankündigungen zufolge in Zukunft vermehrt betroffen sein könnten. „Die emotionale Belastung ist enorm. Sie fühlen sich verlassen, wissen nicht, wie sie ihre Zukunft gestalten sollen, und stehen vor einer völlig unbekannten Umgebung.“
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