Macht im Handgepäck

Der gefürchtete „Atomkoffer“ geht wieder an Trump

Außenpolitik
18.01.2025 14:32

Er begleitet jeden amtierenden US-Präsidenten auf Schritt und Tritt: der berüchtigte „Atomkoffer“. In dem unscheinbaren Gepäckstück steckt enorme Macht – mit ihm kann der Präsident innerhalb kürzester Zeit einen nuklearen Angriff anordnen.

Doch was ist der genaue Inhalt des Koffers? Und wie wird sichergestellt, dass diese Form der Kontrolle über das US-Atomarsenal bei der bevorstehenden Amtsübergabe nahtlos von Joe Biden an Donald Trump übergeht? Ein Überblick:

Was genau ist der „Atomkoffer“?
Den „Atomkoffer“ – auf Englisch umgangssprachlich „nuclear football“ genannt – gibt es seit dem Kalten Krieg. Er soll sicherstellen, dass der US-Präsident jederzeit und überall handlungsfähig bleibt, wenn es um Entscheidungen zur Nutzung von Nuklearwaffen geht. Ein Militärangehöriger trägt den Koffer und bleibt stets in unmittelbarer Nähe des Präsidenten.

Entgegen einer gängigen Annahme enthält der Koffer keinen „roten Knopf“, mit dem Nuklearwaffen direkt ausgelöst werden könnten. Sein genauer Inhalt ist geheim – öffentlich zugängliche Informationen legen jedoch nahe, dass er Kommunikationsgeräte, Notfallpläne und streng vertrauliche Dokumente umfasst, die es dem Präsidenten ermöglichen, das Militärkommandozentrum im Pentagon sowie andere relevante Stellen zu kontaktieren. Um sich als rechtmäßiger Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte zu authentifizieren, trägt der Präsident außerdem eine separate Karte mit den nötigen Codes bei sich, das „biscuit“.

Damit die Entscheidungsgewalt der US-Regierung über nukleare Angriffe auch im Falle der Handlungsunfähigkeit des Präsidenten sichergestellt ist, verfügt der Vizepräsident über einen eigenen Koffer.

Ein Militäradjutant trägt den Atomkoffer in seiner rechten Hand zum Hubschrauber des US-Präsidenten. (Bild: APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI)
Ein Militäradjutant trägt den Atomkoffer in seiner rechten Hand zum Hubschrauber des US-Präsidenten.

Wurde der „Atomkoffer“ schon einmal verwendet?
Nein, bisher wurde er nicht für die Auslösung eines Nuklearangriffs verwendet. Während des Kalten Krieges war die Gefahr einer nuklearen Eskalation – insbesondere in Krisensituationen – aber durchaus greifbar.

Absolute Präzision im Umgang mit dem Koffer ist essenziell. Menschliche Fehler bleiben jedoch auch in höchsten Regierungskreisen nicht ausgeschlossen. Eine oft erzählte, aber nicht offiziell bestätigte Anekdote über den kürzlich verstorbenen Jimmy Carter besagt, dass er die Authentifizierungscodes während seiner Amtszeit einmal in der Tasche eines Anzugs vergessen und diesen anschließend zur Reinigung gegeben haben soll.

Was passiert mit „Atomkoffer“ bei Amtsübergabe?
Am 20. Jänner wird der Koffer nach einem standardisierten Verfahren übergeben. Außerdem werden die Codes von Biden mit dem Ende seiner Amtszeit deaktiviert, und die Codes von Trump unmittelbar nach dessen Vereidigung aktiviert. Damit wird die Kontrolle über das Atomarsenal nahtlos übertragen. Ein Ausnahmefall war Bidens Vereidigung 2021, an der Trump nicht teilnahm – das erforderte Berichten zufolge die Bereitstellung eines separaten Koffers.

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