Eifersuchtstat in OÖ

Schütze fragte vor den Todesschüssen nach dem Weg

Oberösterreich
18.01.2025 15:34

„Wo wohnt der Kurt?“ – wenige Minuten nach dieser Frage krachten in Oberkappel (OÖ) die tödlichen Schüsse. Benjamin R. hatte seinen Nebenbuhler erschossen, direkt neben dessen neuer Lebenspartnerin, der Ex des Täters. Die hatte ihm noch selbst die Tür geöffnet. In Oberkappel und dem nahen Gottsdorf, wo Benjamin R. lebte, herrscht Entsetzen.

Beim Betreten des Hauses fragte ein Unbekannter die 78-jährige Katharina Hintringer, wo ihr Nachbar lebt. „Ich sagte ihm, dass da eine Klingel ist, aber er meinte, dass er keine braucht“, erinnert sich die Mühlviertlerin. Was dann Minuten später passierte, bekam sie nicht mit. Sie ging gegenüber in die Kirche, in die Frühmesse.

Nachbar hörte Todesschüsse
Benjamin R. ging schnurstracks durch die offene Haustür ins Zwölf-Parteien-Haus am Oberkappler Marktplatz, läutete an der links gelegenen Tür von Kurt H. Diese öffnete aber Tanja, mit der Benjamin in Scheidung lebt. Sie war erst kürzlich zu Kurt gezogen, die Nachbarn hatten sie kaum wahrgenommen.

Was folgte, war ein kurzes Gespräch zwischen dem Noch-Ehepaar. Dann kam Kurt H. und da zog Benjamin R. seinen Revolver. „Wir haben zumindest drei Kracher gehört“, erinnert sich Josef Buchmaier (58), der in der Wohnung darunter mit seiner Partnerin am Frühstückstisch saß. Er glaubte, dass es Krach von der Baustelle beim Nachbarn war, sie meinte aber: „Das waren Schüsse.“ Oben stürzte Kurt H. rücklings zu Boden, war durch Kopfschüsse – es könnten bis zu fünf gewesen sein – tödlich getroffen worden.

Josef Buchmaier hörte die Todesschüsse in der Wohnung über ihm in Oberkappel. (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Josef Buchmaier hörte die Todesschüsse in der Wohnung über ihm in Oberkappel.

Pfarrer wurde Zeuge der Flucht
„Wir sahen, dass oben beim Haus wer hektisch rausrennt und mit dem Auto ganz schnell wegfuhr“, erinnert sich Organist Erwin Schlager (44), der mit dem Pfarrer und der Chorleiterin nach der Frühmesse vor der Kirche stand und plauderte. Dass sie einen mutmaßlichen Mörder im grünen Suzuki wegrasen sahen, ahnten sie nicht, glaubten, dass der Mann es aus einem wichtigen Grund eilig habe, dass vielleicht irgendwo etwas vorgefallen sei und er hin müsse. Quer durchs Dorf raste der Suzuki, Richtung Neustift im Mühlkreis und zur nahen bayrischen Grenze, hinter der er im ersten Dorf – Gottsdorf – lebt. 

Das Opfer wurde nach dem Ende der Spurensicherung zur Obduktion gebracht. (Bild: Markus Schütz, Krone KREATIV)
Das Opfer wurde nach dem Ende der Spurensicherung zur Obduktion gebracht.

„Er hat Kurt erschossen“
Während der Täter flüchtete, kam Katharina Hintringer von der Messe heim und entdeckte vor der Tür von Kurt H. dessen 43-jährige Freundin hocken. Aufgelöst, weinend, das Handy in der Hand. „Er hat Kurt erschossen“, schluchzte die zweifache Mutter, kauerte im Blut ihres Lebensgefährten, der hinter ihr in der Wohnung lag. Inzwischen hatte sie auch den Notruf gewählt.

Alarm via Nachbarschafts-Infogruppen
Während im Ort über Nachbarschafts-WhatsApp-Gruppen geteilt wurde, dass ein Bewaffneter unterwegs sei und man in der Wohnung bleiben soll, war dieser schon daheim in Gottsdorf. Er fuhr vorbei an seinem Haus, wo Tochter (14) und Sohn (18) waren, hinauf zu einem Wäldchen und nahm sich dort das Leben.

„Warum verschonte er seine Ex?“
Warum der eifersüchtige Bayer seine Ex-Partnerin verschonte, darüber kann man nur spekulieren. „Vielleicht wollte er, dass sie leidet, weil sie nun ihren neuen Partner verloren hat?“, wird in der Nachbarschaft spekuliert. Andere meinen: „Er wollte sicher nicht, dass die Kinder Vater und Mutter verlieren.“

Die beiden Nachbarn von Kurt H. sind fassungslos: „Er war so ein netter Kerl.“  (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Die beiden Nachbarn von Kurt H. sind fassungslos: „Er war so ein netter Kerl.“ 

In Oberkappel bleiben geschockte Nachbarn und Freunde von Kurt H. zurück: „Er war so ein ruhiger, netter Nachbar. Er war immer mit dem Rad oder Motorrad unterwegs, ging Bogenschießen oder Fotografieren. Er hat so schöne Bilder gemacht“, erzählen Nachbarn, die sich freuten, dass „der Kurt“ jetzt endlich auch eine Partnerin hatte und meinen: „Das hat er nicht verdient.“

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizidgedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

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