Der österreichische Fußballverband kommt und kommt nicht zur Ruhe. Wenn am 18. Mai 2025 bei der nächsten Hauptversammlung in Bregenz über einen neuen Präsidenten abgestimmt werden soll, wird Vorarlbergers Fußball-Boss Horst Lumper womöglich schon gar nicht mehr an Bord sein. Er kündigte aufgrund der herrschenden Zustände im ÖFB seinen Rücktritt an.
„Die Vorkommnisse beim ÖFB der vergangenen Monate waren ganz, ganz schlecht für den österreichischen Fußball, sie haben dem Ansehen des ÖFB enorm geschadet“, sagte Vorarlbergs Verbandspräsident Horst Lumper in einem Interview mit der „Neue am Sonntag“ und bekrittelt, dass die aktuelle Krise nicht auf ein Strukturproblem, sondern das Verhalten einzelner Personen zurückzuführen sei: „Weil einzelne Präsidenten, aus der Ecke Oberösterreich und Tirol, alles bekämpfen, wo es ansonsten Einstimmigkeit gäbe.“
„Man kann anderer Meinung sein, selbstverständlich, aber, und das ist schon zu erwarten: Es gilt auch die Mehrheit der anderen zu akzeptieren – nicht noch Mehrheiten zu untergraben, mit Rechtsstreit zu drohen, nur, weil einem die Mehrheitsmeinungen nicht passt.“
VFV-Präsident Horst Lumper
Bild: Maurice Shourot
Neuer ÖFB-Präsident stark gefordert
Weiters führt Lumper, der seit 2006 Präsident des Vorarlberger Fußballverbands ist, an: „Man kann anderer Meinung sein, selbstverständlich, aber, und das ist schon zu erwarten: Es gilt auch die Mehrheit der anderen zu akzeptieren – nicht noch Mehrheiten zu untergraben, mit Rechtsstreit zu drohen, nur, weil einem die Mehrheitsmeinungen nicht passt.“ Das sei ein gefährlicher Weg, der den ÖFB entzweien würde. So könne und dürfe es nicht weitergehen. „Interimspräsident Wolfgang Bartosch macht seine Sache ganz gut, doch der neue Präsident wird stark gefordert sein, es braucht zudem einen CEO, der den Laden in den Griff bekommt und durchgreift.“
Die Einmischung von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick in die Diskussion um die beiden Geschäftsführer Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold sieht Lumper kritisch: „Wir haben mit Ralf einen außergewöhnlich guten Trainer, der sportlich einen großartigen Job leistet. Ob es so geschickt ist, wenn er sich in andere Personalentscheidungen einmischt, glaube ich allerdings nicht. Das habe ich im auch persönlich gesagt.“
Nicht mehr zu rechtfertigen, Teil dieses Apparats zu sein
Die Ereignisse der letzten Monate haben den 63-jährigen Lumper mitgenommen: „Ich bin seit 20 Jahren im ÖFB-Präsidium, so mühsam wie jetzt war es noch nie.“ Die Machtkämpfe seien ihm zutiefst zuwider. Er wolle etwas bewirken und seine Energie nicht mit anstrengenden und noch dazu völlig unnötigen Streitereien verschwenden. Darum habe er seinen Vorsitz in der Finanzkommission zurückgelegt. „Für mich ist klar, ich werde nicht beim ÖFB bleiben, denn ich kann das nicht mehr mitverantworten, was da passiert – und weder mir noch meinem Umfeld gegenüber rechtfertigen, dass ich weiterhin Teil dieses Apparats bin. Ich mich mit diesem ÖFB nicht mehr identifizieren.“
Die ungeheuerlichen Vorwürfe bei den Sitzungen, die Mitschnitte, die in der Presse gelandet sind, die persönlichen Unterstellungen unter der Gürtellinie, denen manche ausgesetzt waren: Das kann ich nicht hinnehmen. Dafür will ich nicht mit meinem Namen einstehen.
VFV-Präsident Horst Lumper
„Dafür will ich nicht mit meinem Namen einstehen“
Der ÖFB-Abgang des Juristen bedeutet auch, dass der VFV einen neuen Präsidenten braucht. „Weil du nicht Landespräsident sein kannst, ohne beim ÖFB ein Amt zu übernehmen“, erklärt Lumper, dem die Tragweite seiner Entscheidung bewusst war, den aber die „bösartigen Konfliktaustragung“ im Verband zu sehr belastet hat. „Die ungeheuerlichen Vorwürfe bei den Sitzungen, die Mitschnitte, die in der Presse gelandet sind, die persönlichen Unterstellungen unter der Gürtellinie, denen manche ausgesetzt waren: Das kann ich nicht hinnehmen. Dafür will ich nicht mit meinem Namen einstehen.“ Er erwarte eine gewisse Gesprächs- und auch Streitkultur und meint weiter: „Man kann einen Konflikt austragen, aber nicht so, wie das beim ÖFB passiert ist.“
Lumper schließt ÖFB-Präsidentschaft aus
Die Entscheidung deshalb als VFV-Präsident zurückzutreten und nicht wie geplant seine – bis 2028 dauernde – sechste Amtszeit zu vollenden, sei gefallen. „Offen ist nur mehr der zeitliche Rahmen“, so Lumper. „ES stehen noch wichtige Beschlüsse an, sobald alles auf den Weg gebracht ist, werde ich mich beim VFV zurückziehen.“ Selbst die Rolle des ÖFB-Präsidenten zu übernehmen, schloss der Rechtsanwalt aus: „Ich war eine Zeit lang im Gespräch, aber das kommt für mich nicht infrage, weil ich meinen Lebensmittelpunkt in Vorarlberg habe und ein ÖFB-Präsident muss vor Ort in Wien greifbar sein.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.