Firmen sind gefordert

Lehrlinge machen schneller Schluss als früher

Oberösterreich
22.03.2025 14:00

42 Prozent der 15-Jährigen in Oberösterreich entscheiden sich für eine Lehre – doch sind sie mit ihrer Wahl auch glücklich? Fakt ist: Die Zahl jener, die sich im Laufe ihrer Ausbildung für einen anderen Beruf entscheiden, steigt. Auch kommt’s öfter zum Wechsel des Lehrbetriebs als früher. Lesen Sie hier, was es braucht, damit die Beziehung zwischen den Firmen und den jungen Talenten länger hält.

Nach dem Corona-Tief legten die Lehrlingszahlen im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft wieder zu – „diese Trendumkehr ist sehr erfreulich“, sagte Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, bei der Präsentation der Lehrlingsstatistik für 2024.

Mit 22.177 Menschen, die im Vorjahr eine Berufsausbildung in Oberösterreich machten, verzeichnete man insgesamt einen Rückgang von 390 Lehrlingen im Vergleich zu 2023. Neben der demografischen Entwicklung hinterlässt in der Statistik auch die angespannte wirtschaftliche Situation ihre Spuren: Betriebe reduzierten zum Teil ihre Lehrstellen oder sind nun einfach wählerischer, wenn es um die Aufnahme eines Auszubildenden geht.

„Die Jugendlichen sind heute schneller wechselbereit“
Doch auch die Jugendlichen sind wählerisch. So steigt die Wechselbereitschaft unter den Lehrlingen. „Früher war das eine absolute Ausnahme, dass man unter der Ausbildungszeit den Lehrbetrieb gewechselt hat. Heute ist die Ausdauer nicht mehr so da, dass man zuerst die Lehre fertig macht und sich dann etwas Neues sucht“, stellt Hummer fest, „die Jugendlichen sind heute schneller wechselbereit“.

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Wenn sich Lehrlinge neu orientieren, heißt das nicht, dass sie den Abschluss nicht machen, sondern es geht darum, sich entweder einen anderen Lehrherr zu suchen oder eine andere Lehre zu beginnen.

(Bild: Cityfoto/Wolfgang Simlinger)

Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ

Warum gewechselt wird? Das kann daran liegen, dass sich der Auszubildende nicht wohlfühlt. „Oft sind es aber inhaltliche Gründe“, betont die Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich und erklärt: „Man kommt zum Beispiel drauf, dass der gewählte Beruf doch nicht der richtige ist. Auch ich hatte in meinem Betrieb schon jemanden, der zuerst eine Koch-Lehre begonnen hat und dann auf Metalltechnik umgeschwenkt ist.“

Mario Derntl ist Mitgründer von Talents&Company, veröffentlichte seine Erfahrungen zuletzt im Buch „Talente finden - Talente binden“. (Bild: Business Circle Gmbh)
Mario Derntl ist Mitgründer von Talents&Company, veröffentlichte seine Erfahrungen zuletzt im Buch „Talente finden - Talente binden“.

Weiterempfehlungsrate steigt mit höherer Wertschätzung
Der Wunsch nach Sinnstiftung und das Thema Wertschätzung spielen eine enorme Rolle für die Jugendlichen – wenn hier ein Unternehmen floppt, sucht sich die Fachkraft in spe rasch etwas Neues. „Je wertschätzender ausgebildet wird, desto eher wird die Lehrstelle weiterempfohlen“, weiß Mario Derntl, Mitgründer von Talents&Company in Linz.

Talents&Company hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen dabei zu helfen, ihre Lehrausbildung zu verbessern und ist gerade dabei, eine Plattform für die Berufsausbildung aufzubauen, die für Ausbilder europaweit zur ständig verfügbaren Wissens-Drehscheibe werden soll. Was Betriebe bieten müssen, damit Lehrlinge sich nicht rasch nach etwas Neuem umsehen? „Ohne Sicherheit, Verbundenheit, aber auch Wertschätzung und Sinnstiftung kann ich ein junges Talent nicht dauerhaft binden“, betont Derntl, der selbst eine Lehre zum Mechatroniker in der voestalpine absolviert hat.

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