Die TikTok-App steht seit Sonntag den 170 Millionen Nutzern in den USA nicht mehr zur Verfügung. Ein harter Tag für viele Influencer, die noch vor dem Aus die Kurzvideo-App regelrecht mit tränenreichen Videos überschwemmten.
Seit Samstagabend ist die Video-Plattform abgeschaltet und aus den App-Stores bei Apple und Google verschwunden. Nutzer bekamen zuvor einen Warnhinweis zu sehen, dass TikTok vorerst nicht mehr nutzbar sei.
„Einkommen und Lebensunterhalt“ genommen
Der Schock über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Washington, der beliebten App den Stecker zu ziehen, war schon Tage zuvor bei vielen US-Influencern und TikTok-Nutzern groß. Die Folge: Zahlreiche Videos, in denen junge Menschen Tränen über das Aus ihres Lebensinhalts, aber auch der Möglichkeit, Geld zu verdienen, vergossen.
So etwa auch Emily Senn, die ihren bis zuletzt 358.000 Followern schluchzend mitteilte, dass sie so wütend sei, dass TikTok-Nutzern nun ihr „Einkommen und Lebensunterhalt“ genommen werde. Der US-Regierung werde sie das „nie verzeihen und ich werde euch nie wieder vertrauen“.
Immerhin habe TikTok sie durch zahlreiche, schwierige Momente in ihrem Leben gebracht. „Durch die Pandemie, meinen Job-Verlust, meine Scheidung“, schniefte sie in ihrem Clip. „Durch den ganzen Mist, der mir in den letzten fünf Jahren passiert ist.“
Als habe man „Familienmitglied“ verloren
Und mit ihren Gefühlen ist Emily eindeutig nicht allein. Denn auch ein TikTok-User mit dem Nutzernamen vans.inthesand konnte seine Tränen vor dem Aus der Plattform nicht zurückhalten. Es fühle sich an, als verliere man „eine Gemeinschaft, Freunde“ oder sogar „ein Familienmitglied“, weshalb er einfach nicht aufhören könne, zu weinen, so der junge Mann.
Denn hier habe man „so viel gelernt – über Dinge, von denen wir nichts wussten“, etwa, wo man Essen hingehen könne, oder welche Bücher man lesen und Filme man sich anschauen könne.
Es sei nicht ihre Art, „im Internet zu weinen“, erklärte hingegen Influencerin Kylie Park, die fast eine Million Follower auf TikTok hat. Aber sie habe einfach „etwas wirklich Realistisches“ machen wollen, „vor allem wegen dem, was ich gerade durchmache“.
Jenen, die ihr erklären, es sei kein Job, für TikTok-Videos zu machen, sei nämlich gesagt: „Es ist ein Fulltime-Job. Man liefert ein Service und bekommt dafür bezahlt“, jammerte sie. Sie sei einfach traurig – und das „nicht nur wegen des Geldes“, sondern auch wegen „der Community“, die alle gemeinsam aufgebaut hätten. Denn dadurch sei TikTok über die Jahre ihr „Safe Space“ geworden.
„Vielen Dank, ihr alten Säcke“
Noch drastischere Worte fand hingegen Influencerin Kelsey Pumel, die sogar 2,7 Millionen TikTok-Follower hatte. „Fuck this Country“, schimpfte sie in einem Video und schickte anschließend noch recht unfreundliche Grüße an die Richter des Obersten Gerichtshofs: „Vielen Dank, ihr alten Säcke.“
Tatsächlich verloren am Samstagabend Tausende US-Amerikaner ihren Job. Wie die „New York Post“ vorrechnete, waren es 2023 224.000 Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit TikTok-Videos verdienten.
Holt Trump TikTok zurück?
Die Hoffnung ist jedoch groß, dass die Unterbrechung nur von kurzer Dauer ist. Denn der künftige US-Präsident Donald Trump kündigte am Sonntag an, den in den USA verhängten Bann für die Videoplattform TikTok per Dekret auszusetzen.
In seinem Onlinedienst Truth Social erklärte der Republikaner, er sei dafür, dass der vom chinesischen Mutterkonzern ByteDance betriebene Dienst künftig in einem Joint Venture zur Hälfte in US-Besitz sein solle.
TikTok unter Spionageverdacht
TikTok und die Konzernmutter ByteDance stehen wegen ihrer Nähe zur chinesischen Regierung unter Spionageverdacht. Daher verabschiedete der US-Kongress im vergangenen Jahr mit großer überparteilicher Mehrheit ein Gesetz, das ByteDance dazu verpflichtet, sein US-Geschäft bis zum 19. Jänner zu verkaufen.
Dienstleistern wie Apple, Alphabets Google oder Oracle drohen massive Geldstrafen, sollten sie TikTok nach Inkrafttreten des Verbots weiterhin ihre Dienste zur Verfügung stellen.
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