Oper Graz

„Die Trojaner“ ringen mit den Geistern des Krieges

Steiermark
19.01.2025 17:00

Zum ersten Mal in der 125-jährigen Geschichte des Hauses erklingt in der Oper Graz „Les Troyens (Die Trojaner)“ von Hector Berlioz. Regisseurin Tatjana Gürbaca und ihr Team haben den Achttausender der Opernliteratur auf erklimmbare Höhe geschrumpft. Das Resultat ist ein Pflichttermin für Opernfans.

Am Anfang der Oper steht das vermeintliche Ende eines Krieges. Die Trojaner sind überzeugt, dass sie gewonnen haben – doch die Seherin Cassandra ahnt als einzige, dass das hölzerne Pferd, das vor den Toren der Stadt steht, Unheil und Tod bringen wird.

Der Krieg, das ist einer der Kernpunkte von Hector Berlioz‘ Grand Opera „Les Troyens“, kennt kein Ende. Vielmehr ist er eine Konstante des menschlichen Daseins. Und so kann Aeneas der untergehenden Heimat Troja mit seinen Kriegern zwar gerade noch entkommen. Doch auch in Karthago, wo Königin Dido ihnen Exil gewährt, werden sie von den Geistern des Krieges verfolgt – und hinterlassen letztlich nur Schmerz und Vernichtung.

Zum ersten Mal ist dieser Achttausender der Operngeschichte in Graz zu erleben - jedoch auf eine erklimmbare Größe geschrumpft. Gut ein Viertel des Werkes (vor allem die Ballette) wurden gestrichen, der Abend dauert (mit zwei Pausen) knapp vier Stunden.

Mareike Jankowski als Kassandra (Bild: Werner Kmetitsch)
Mareike Jankowski als Kassandra

Ein schicksalsverbundenes Trio
Regisseurin Tatjana Gürbaca stellt dabei vor allem das schicksalsverbundene Trio Kassandra-Aeneas-Dido in den Mittelpunkt. Bühnenbildner Henrik Ahr hat dafür eine schräge, hölzerne Scholle kreiert, die sich nicht als Augenschmaus aufdrängt, sondern vor allem Raum für Gürbacas Tableau-artige Aufstellungen der Figuren und Massenszenen bietet. Und auch Barbara Drosihn spielt sich mit den eher trostlosen Kostümen alles andere als in den Vordergrund.

Letztlich passt all das aber gut in Gürbacas Konzept, denn sie interessiert sich vor allem für die Psychologie der drei Hauptfiguren – und kann sich dabei auf großartige Darsteller verlassen. Allen voran Anna Brull als Dido, die sowohl gesanglich als auch darstellerisch alle Register zieht, um deren Entwicklung von der herzhaft Liebenden hin zur verzweifelten Furie auf die Bühne zu bringen.

Den Kipppunkt dieser Entwicklung freilich stellt im 4. Akt das herzzerreißende Duett „Nuit d’ivresse“ mit Aeneas dar, den Iurie Ciobanu mit solider Stärke und glanzvollen Höhen singt. Mareike Jankowski wiederum verleiht ihrer Cassandra auch stimmlich eine dunkle Note, die perfekt mit den düsteren Vorahnungen ihrer Figur korreliert.

Anna Brull glänzt als Dido, Iurie Ciobanus Aeneas hat solide Stärke (Bild: Werner Kmetitsch)
Anna Brull glänzt als Dido, Iurie Ciobanus Aeneas hat solide Stärke

Wie von Berlioz intendiert, spielen an diesem Abend aber vor allem Chor und Orchester eine Hauptrolle. Chefdirigent Vassilis Christopoulos setzt dabei nicht auch blinden Pomp, sondern bringt die vielen Klangfarben dieses Werks mit Feingefühl zum Strahlen. Sowohl der erweiterte Opernchor (Leitung: Johannes Köhler) als auch die Grazer Philharmoniker zeigen sich dabei in absoluter Bestform.

Das Resultat ist ein psychologisch wie musikalisch fein austarierter Abend, der nicht nur wegen seiner Rarität, sondern auch wegen der Qualität in der Umsetzung ein absolutes Muss für Opernfans ist.

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