Die Drehbühne dreht sich wieder im Theater an der Wien! Das ist die erfreuliche Nachricht. Alles andere an diesem Wiedereröffnungsabend ist kaum ersprießlicher Operetten-Staub
Eine echte Geburtstagsbombe zum 200er vom Schani und zur szenischen Wiedereröffnung des Opernhauses hätte man da zünden können! Mit einer seiner vielen vergessenen und im Theater an der Wien uraufgeführten Operetten. Noch dazu einer, die ein knackiger Uraufführungserfolg wurde. Der aber, weil Satire auf Kronprinz Rudolf, nach dessen Tod in Mayerling nicht mehr spieltauglich war. Im „Spitzentuch der Königin“ finden sich ein paar prächtige Melodien, die Strauss zu einem seiner herrlichsten Konzertwalzer, „Rosen aus dem Süden“ verarbeitet hat.
Doch das glaubt man kaum, wenn man das Wiener Kammerorchester unter dem fidelen Kapellmeister Martynas Stakionis die Ouvertüre aus dem tiefen Orchestergraben tuschen hört.
Dazu huscht eine Tanztruppe als entzückende Tierchen verkleidet auf der Habenseite des Abends über die Bühne. Deren Zentrum ist ein Ringelspiel. Auch nicht sehr originell. Dafür reichlich desolat und von ramponierten Typen bevölkert. Die sind ausstaffiert, als wären die Film-Casts von „Fluch der Karibik“ und Tim Burtons „Alice im Wunderland“in Wien gestrandet.
Bald schunkelt der Chor herbei, umhoppelt per Polonaise das sich drehende Karussell. Dabei setzt der Arnold Schoenberg Chor dem Abend das einsame stimmliche Licht auf. Denn sonst weht (Ausnahme: Der profilierte Michael Laurenz) eher Operetten-Hautgout: Oder müssen Soubretten immer schrill gellen? Hosenrollen schwächeln, Operettentenöre überfordert sein? Dialoge geradebrecht werden? Eine letztgültige Fassung des Stücks ist nicht überliefert. Warum also wirft man das grottige Textbuch nicht über Board, um etwas Fesches, Freches, Frisches zu zeigen?
Stattdessen erlebt man fade, tempolose Dialoge, samt ein paar aufgesetzten Extempore (Volkskanzler, Ibiza, Polizeipferde)in der braven, altbackenen Schema F-Regie Christian Thausings. Also überwiegt die Freude, dass man im Theater an der Wien wieder spielen kann. Oder besser: könnte.
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