Wirbel in Ägypten
Radikaler Islamist neuer Gouverneur von Luxor
Unter den zehn neuen Provinzgouverneuren sind sieben Mitglieder der Muslimbruderschaft. Der Gouverneur von Luxor, Adel al-Chajat, stammt aus der früheren Terrororganisation Gamaa Islamija. Al-Chajat beteuerte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, er sei nicht gegen den Tourismus, auch habe er mit den Anschlägen auf Ausländer in den 1990er-Jahren nichts zu tun gehabt. Minister Sasou konnte er damit allerdings nicht umstimmen.
Demos vor dem Amtssitz des Gouverneurs
Hunderte Gegner Al-Chajats versperrten am Mittwoch den Zugang zum Gouverneursgebäude am Nilufer in Luxor, als etwa 300 Islamisten auftauchten, um die Demonstranten zu vertreiben. Umgehend schritten Vermittler und Polizei ein und brachten die Islamisten zum Abzug.
Die mit Stöcken ausgerüsteten Demonstranten warfen mehrere Brandsätze (siehe Bilder), laut Augenzeugen entstand jedoch kein größerer Sachschaden. Der neue Gouverneur hielt sich nach Angaben aus Luxor am Mittwoch in seinem Haus in der Stadt Sohag auf.
Provinzen rebellieren gegen ihre Gouverneure
Auch in der Nordprovinz Al-Manufija verwehrten Demonstranten dem neuen Gouverneur Ahmed Sharawi laut Medienberichten den Zugang zu seinem Büro. Am Dienstag hatte es in insgesamt sechs Provinzen Proteste gegen die islamistischen Gouverneure gegeben, die Präsident Mohammed Mursi am Sonntag ernannt hatte. In der Stadt Tanta kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen, bei denen 19 Menschen verletzt wurden. In der Arbeiterstadt Al-Mahalla protestierten Gegner der Muslimbrüder vor dem Haus des neuen Gouverneurs Saad al-Husseini und setzten sein Auto in Brand.
In der Oasen-Provinz Fajum südlich von Kairo kam es nach einer Konferenz der Muslimbrüder in einer Moschee am Mittwoch zu Straßenschlachten. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hatten die Islamisten die Straßen rund um die Moschee gesperrt. Außerdem sollen sie auf einen Fahrer und eine Frau losgegangen sein, die sich der Sperrung widersetzten. Die Polizei musste einschreiten, Dutzende Menschen wurden verletzt.
Über 15 Millionen Unterschriften gegen Mursi
Die Gegner der Islamisten haben in den vergangenen Wochen nach eigenen Angaben mehr als 15 Millionen Unterschriften gesammelt, um den Rücktritt von Präsident Mursi sowie Neuwahlen zu erzwingen. Die Muslimbruderschaft, als deren Kandidat Mursi 2012 mit rund 13,2 Millionen Stimmen gewählt worden war, will sich dieser Kampagne, die keine verfassungsrechtliche Grundlage hat, jedoch nicht beugen.
Die "Rebellion"-Bewegung ("Tamarod"), auf deren Initiative die Unterschriftensammlung zurückgeht, hat für den 30. Juni - den ersten Jahrestag des Amtsantritts Mursis - landesweite Proteste angekündigt.
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