Aus Fenster gestoßen

Kollegen in Hotel getötet: Bauarbeiter eingewiesen

Wien
20.01.2025 11:41

Ein Bauarbeiter, der im Juli 2024 innerhalb einer Woche in einem Hotel in Wien-Alsergrund zwei Arbeitskollegen brutal getötet hatte, stand am Montag vor Gericht. Er musste sich nicht wegen Doppelmordes verantworten.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat aufgrund seiner psychischen Störung die Unterbringung des Mannes in einem forensisch-therapeutischen Zentrum angeordnet. Er ist nicht schuldfähig. Die Entscheidung ist bereits rechtskräftig.

Paranoide Schizophrenie
Ein von der Anklagebehörde eingeholtes psychiatrisches Gutachten ergab, dass der 35-Jährige zu den Tatzeitpunkten unter dem Einfluss einer nachhaltigen und schwerwiegenden paranoiden Schizophrenie stand, die schon 2007 ausbrach, und diese maßgeblich für seine Handlungen war. Er hatte die beiden Opfer mit zahlreichen Faustschlägen und Tritten malträtiert und einen der beiden aus einem im vierten Stock gelegenen Fenster gestoßen.

Fühlte sich von den Männern „bedroht“
Er erklärte, er habe sich von den beiden Männern „bedroht“ gefühlt. Diese hätten „der Mafia angehört“. Sie seien für Morde in Tschechien verantwortlich, deshalb habe er sie töten müssen. Bei seiner Einvernahme bei der Polizei gab der 35-Jährige die Namen mehrerer Männer an, die in Tschechien getötet worden sein sollen.

(Bild: Bischofberger-Mahr Alexander)
(Bild: Krone KREATIV)

Die Exekutive ermittelte daraufhin und kam darauf, dass ein angebliches Mordopfer noch lebt, ein zweiter Mensch ist bei einem Traktorunfall in Österreich ums Leben gekommen und bei den anderen Namen handelt es sich nicht um reelle Personen. Die Angaben, die der Mann während seiner Beschuldigteneinvernahme machte, und sein Gesamteindruck hatten schon bei den polizeilichen Ermittlern Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit erweckt.

Zwei Wochen vor der ersten Tötung in Wien rief der Mann noch in Tschechien die Polizei, weil er sich bedroht fühlte. Tschechische Beamte brachten ihn in eine Psychiatrie, allerdings wurde er von dort rasch wieder entlassen.

„Brutalität kaum zu überbieten“
Der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann stufte den Mann als zurechnungsfähig, zugleich aber als gefährlich ein. „Was er mit den beiden Opfern gemacht hat, ist an Brutalität kaum zu überbieten“, sagte Hofmann. „Es ging ihm darum, diese Person völlig zu zerstören.“

Zitat Icon

Es ging ihm darum, diese Person völlig zu zerstören.

Psychiatrischer Sachverständiger Peter Hofmann

Hofmann bezeichnete den Betroffenen als „schizophrenen Serientäter“ und es sei mit hoher Wahrscheinlichkeit zu befürchten, dass der 35-Jährige in absehbarer Zukunft unter dem Einfluss der Krankheit wieder eine mit Strafe bedrohte Handlung mit schweren Folgen begehen wird. Der Gutachter sprach sich deshalb für eine zeitlich unbefristete Unterbringung des Mannes in einem forensisch-therapeutischen Zentrum aus. Derzeit werde er mit einer Depotspritze alle vier Wochen behandelt, doch es bedarf „eine entsprechende Zeit, bis die Behandlung greift“, so der Sachverständige.

Zweites Opfer mit eingeschlagenem Schädel entdeckt
Bei dem ersten Todesfall – der 44-Jährige stürzte aus dem Fenster – war man zunächst von einem Unfall bzw. einem Suizid ausgegangen. Als im selben Hotel eine Woche später ein zweiter Kollege des Tschechen mit eingeschlagenem Schädel in seinem Zimmer aufgefunden wurde, änderte sich diese Einschätzung der Strafverfolgungsbehörden.

Die Leiche des ersten Opfers, die bereits in die Slowakei überstellt worden war, wurde dann doch obduziert und die Gerichtsmedizin stellte fest, dass der Mann vor seinem Sturz Schläge kassiert hatte. Wie sich im Zuge der Erhebungen zeigte, kehrte der 35-Jährige gezielt für das zweite Tötungsdelikt nach Wien zurück.

Er beschaffte sich am 23. Juli eine Zutrittskarte für das Zimmer des 29-Jährigen und ging dann mit äußerster Brutalität gegen diesen vor. Er hatte gemeinsam mit den beiden aus der Slowakei stammenden Opfern in derselben Firma gearbeitet, die die Arbeiter in einem Hotel unweit vom Franz-Josefs-Bahnhof untergebracht hatte.

Per Haftbefehl ausgeforscht
Der Betroffene wurde rasch ausgeforscht und bereits einen Tag nach seiner letzten Tat aufgrund eines Europäischen Haftbefehls in Tschechien festgenommen. Wenige Tage später wurde er an die österreichischen Behörden übergeben. Er zeigte sich tatsachengeständig, machte aber geltend, dass er von den Männern bedroht wurde.

Kein Einzelfall
Der 35-Jährige ist bereits wegen eines ähnlichen Deliktes in seiner Heimat vor Gericht gestanden. Er saß sieben Jahre wegen Körperverletzung in Haft, weil er einen angeblichen Mörder stellen wollte. Damals wurde ein psychiatrisches Gutachten erstellt, der damalige Sachverständige konnte jedoch keine psychische Erkrankung erkennen. Sein Mandant sei „unter einem enormen Druck gestanden“, ständig bedroht zu werden, sagte sein Anwalt Wolfgang Ebner.

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